Die Gruppe kurz vor dem Start in Marbach. Foto: avanti

Eine Weinerlebnisführung hat ihren Namen absolut verdient, wenn sie mit einem Segway absolviert wird. Das war in Marbach zu beobachten.

Marbach - W

ir fahren erst los, wenn sich jeder sicher fühlt“, beruhigt Andreas Flug von der Erlebnis-Manufaktur eMove die Teilnehmer. Während der Einweisung erklärt er, wie man richtig auf einem Segway steht und fährt – und auch was man mit den maximal zwanzig Stundenkilometer schnellen Fahrzeugen lieber nicht machen sollte. Als alle bereit sind, geht es los auf die etwa fünfzehn Kilometer lange Strecke unter dem Motto „Dem Wein auf der Spur bei der Segway-Tour“.

Der Fahrtwind weht ins Gesicht, die Sonne wärmt von oben. Vorbei ziehen Felder, Wiesen, Obstbäume und natürlich Weinreben. Zu hören ist lediglich das leise Surren der Segways. In der Nähe des Lembergs wird ein erstes Mal Halt gemacht und Günther Lohfink erklärt, seit wann Wein kultiviert wird: „Urkundlich kann man es gar nicht so genau sagen. Waren es die Römer, waren es die Germanen, da streitet man sich noch.“ Das Erklären der Gesteinsschichten überlässt er dann aber doch seiner Frau Renate und scherzt: „Ihr müsst euch das merken, das ist an der nächsten Station die Zwischenprüfung.“ Auf solch persönliche und unterhaltsame Art begleiten die beiden zertifizierten Weinerlebnisführer ihre Gäste während der Tour.

Unter ihnen ist Harry Pflüger aus Leonberg, der vor zwei Jahren an einer Oldtimer-Tour mit den beiden teilgenommen hat und nun seiner Tochter und seinem Schwiegersohn eine Segway-Tour zum Geburtstag geschenkt hat: „Das Ambiente, das die zwei immer bieten, ist richtig liebevoll.“ Ebenfalls ein Geburtstagsgeschenk ist die Tour für Irene Angelmahr aus Rielingshausen: „Ich hätte das sonst nie gemacht, aber ich bin total begeistert“, sagt sie und fährt vergnügt weiter.

Beim nächsten Stopp wartet ein besonders schöner Ausblick auf die kleine Gruppe: Von einem privaten Weinberg in Steillage kann man auf die Neckarschlaufe bei Poppenweiler hinunterschauen. „In Württemberg haben wir 11 500 Hektar Rebfläche, davon 880 Hektar Terrassenanlagen“, weiß Günther Lohfink. Im Vergleich zum Anbau auf anderen Flächen erforderten Steillagen einen fünffachen Arbeitsaufwand. In diesem Jahr seien aufgrund der Feuchtigkeit viele Blätter vom Mehltau befallen. Man könne zu diesem Zeitpunkt jedoch nichts mehr dagegen tun, da der Pflanzenschutz – in den Steillagen häufig per Hubschrauber gespritzt – nur präventiv eingesetzt werden könne.

Inzwischen hat Renate Lohfink, die die Gruppe mit einem Bus begleitet, am Wegesrand einen Tisch mit Obstsalat und alkoholfreiem Sekt aufgestellt. Während der kleinen Stärkung teilt Günther Lohfink weiteres Weinwissen mit den Teilnehmern: Was man im Zusammenhang mit Trauben unter dem Begriff „Melken“ versteht, wie sich der Erntezeitpunkt auf den Geschmack auswirkt und dass man an den Blättern anhand der Anzahl von Zacken und Lappen sowie der Stärke der Behaarung die Sorte erkennen kann. Für die Ausbildung zum Weinerlebnisführer haben sich die beiden Murrer aus Liebe zum Wein entschieden. Nicht nur auf Rädern sondern sogar paddelnd kann man mit ihnen Wein einmal anders erleben. Auch einen eigenen Weinberg haben sie und machen aus ihren Trauben Wein und Sekt. „Ich treibe da einen richtigen Kult“, so Günther Lohfink.

Auf der Höhe zwischen Neckarweihingen und Marbach stellt er noch eine weitere besonders schöne Stelle mit Rundumblick vor. Dann geht es zurück zu den Weingärtnern in Marbach wo ein Vesper und mehrere Weinsorten probiert werden.