Strahlende Stimmen. Foto: Avanti

Die evangelische Kirchengemeinde hat am Sonntagabend in der Alexanderkirche ein Konzert veranstaltet. Dabei stand die Strahlkraft der Stimmen im Fokus.

Marbach - Noch knapp einen Monat dauert es, bis der Marbacher Orgelsommer erneut die Liebhaber von Orgelmusik in der Alexanderkirche erfreut. Doch das bedeutet nicht, dass die Fans der Marbacher Voith-Orgel bis dahin auf das klangvolle Spektrum des tönenden Kleinodes verzichten müssen. So hatten sie beispielsweise am Sonntag die Möglichkeit, beim frühabendlichen Konzert der evangelischen Kirchengemeinde das Instrument zu hören. Viel mehr aber noch stand die Strahlkraft der menschlichen Stimme im Fokus der Veranstaltung, die auch Lesungen mit Texten geistlichen Inhalts bot. Diese wurden von Anne Toursel ausdrucksstark gelesen.

Gleich zu Konzertbeginn jedoch beeindruckte das kraftvoll nuancierte Spiel von Kantor Hermann Toursel auf der Orgel, der mit Gordon Youngs „Cathedral Fanfare“ ein musikalisch dichtes Fanal zu Gehör brachte. Wie vielgestaltig Johann Sebastian Bach Orgelsätze zu einem Thema komponierte, erlebten die zahlreich erschienenen Besucher mit „O Gott, du frommer Gott“, bei dem Chor und Orgel im Wechsel die Ästhetik des Klanges in der betörenden Kirchenakustik zelebrierten. Die Zuhörer sahen sich einem beeindruckend klar und strahlend intonierendem Chor gegenüber, der nicht nur die Textinhalte verständlich transportierte, sondern mit den vielfältigen Stimmen auch Farbe und Lebendigkeit zu erzeugen verstand. Reizvoll im Kontrast setzte sich der erdige Ton der Orgelkomposition dagegen und machte die Interpretation zu einem wahren Hörgenuss.

Mit dem anschließenden Wechsel von Orgel auf Klavier vollzog der Chor auch einen Standortwechsel. Zuvor noch oben bei der Orgel aufgereiht, positionierten sich die 18 Kirchenchormitglieder würdevoll schreitend beim Gesang von „Laudate omnes gentes“ auf den Treppen vor dem Altar und präsentierten sich sichtbar dem Publikum.

Mit Leichtigkeit und betont lebensfroh ging es bei dem Lied „Laudato si“, einem mündlich überlieferten Lied nach dem Sonnengesang Franz von Assisis, zu. Besonders gut gefallen hat den Besuchern auch die gesungene Darbietung des Dietrich Bonhoeffer-Textes „Von guten Mächten treu und still umgeben“. Sie bekam eine außerordentliche, spontane Beifallsbekundung einiger Zuhörer. Eine besondere Leuchtkraft der Stimmen ging von der ebenfalls ohne Musikbegleitung gesungenen Motette „Befiehl du deine Wege“ aus, die im Wechsel von der Sprechstimme Anne Toursels und dem Chor-Gesang einen wirkungsvollen Konzert-Beitrag lieferte. Sie bewies, dass der Chor sozusagen auch „pur“ gar prächtig zur Geltung kommt.

Bei „Komm in unsre stolze Welt“ hatten die Besucher schließlich die Gelegenheit, aktiv zu werden: gleich drei Strophen galt es, gemeinsam mit dem Orientierung gebenden Chor zu singen. Max Regers „Nachtlied“ war ein weiterer Höhepunkt des Abends, der nach dem Abendgebet, andächtige und ehrfürchtige Stille im Kirchenschiff aufkommen ließ.

Nach dem Segensgebet entließ der Chor seine Gäste mit dem fröhlich gesungenen Abschiedsgruß „Schalom chaverim“, der schließlich begeisterten Beifall folgen ließ.