Rund 600 Bürger haben die Diskussion verfolgt und Fragen gestellt. Foto: Werner Kuhnle

Bei der Fragerunde im Rahmen der Podiumsdiskussion in der Marbacher Stadthalle hat keiner übers Ziel hinaus gezielt. Die Bürger beschäftigt beim Thema Asylunterkunft vor allem der Standort am Festplatz.

Marbach - Wenn es um die Unterbringung von Flüchtlingen geht, kochen die Emotionen oft über. Nicht so bislang in Marbach. Auch bei der Fragerunde zur Podiumsdiskussion am Montagabend in der Stadthalle verlief alles in geordneten Bahnen. Das nötigte dem Rathauschef Jan Trost Respekt ab. „Ich bin stolz, hier Bürgermeister zu sein. Hier wird nicht quer durch den Saal geschrien“, erklärte er. „Ich bin stolz auf die Stadt“, hatte zuvor auch Michael Davidis am Mikrofon festgestellt. Der Marbacher lobte, dass die Entscheidungen zum Thema Asylbewerber mit „viel Besonnenheit“ und vom Gemeinderat einstimmig getroffen worden seien. „Das ist beispielhaft für die große Politik“, sagte er. Das bedeutete aber nicht, dass bei der Veranstaltung alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen wäre. Es gab auch kritische Nachfragen aus dem Publikum.

So erkundigte sich Eberhard Waser, der Vorsitzende des Musikvereins Marbach, inwieweit die Nutzung des Festplatzes eingeschränkt sein wird, wenn dort erst einmal Unterkünfte für Flüchtlinge stehen. Der Bürgermeister Jan Trost versicherte daraufhin, dass die Vereinsfeste und andere Aktivitäten auf dem Areal so wenig wie möglich tangiert werden sollen. „Die Grundfunktion bleibt erhalten“, versprach Trost – wenn auch Parkplätze wegfallen würden. In einigen Wochen könne man Genaueres zu den Planungen berichten.

Es stehe auch noch nicht fest, wer die Gebäude dort beziehen wird. 65 Prozent der Flüchtlinge seien alleinstehende Männer. Deshalb geht Trost davon aus, dass die Personengruppe in ungefähr diesem Verhältnis dort Unterschlupf finden wird. Mit dieser Aussage reagierte er auf die Frage einer Frau, die befürchtete, dass am Festplatz nur Männer unterkämen. Das bereitete ihr insofern Bauchschmerzen, als sich die Schule in der Nähe befindet. „Wir haben 117 Unterkünfte. In vielen davon wohnen nur Männer. Nirgends gibt es Probleme mit den Nachbarn“, konstatierte dazu Jürgen Vogt, Dezernent für Recht, Ordnung und Verkehr im Landratsamt Ludwigsburg.

Einen neuen Standort brachte im Anschluss ein junger Mann ins Spiel. Ob das alte Kino in der Güntterstraße nicht vielleicht als Unterkunft dienen könnte, wollte er wissen. „Für die Zukunft will ich nichts ausschließen, aber geplant ist das derzeit nicht“, erwiderte Jan Trost, der zudem auf den schlechten baulichen Zustand der Immobilie aufmerksam machte. Zum Kino hatte auch Dr. Franz Lang eine Anregung. Er schlug vor, in dem Gebäude eine neutrale Begegnungsstätte für Flüchtlinge und alle anderen Interessierten einzurichten.

„Werden die zurückgeschickt, wenn sie sich danebenbenehmen?“, wollte eine Frau von Peter Kolwe, dem Leiter des Marbacher Polizeireviers, wissen. Lasse sich ein Flüchtling etwas zuschulden kommen, laufe das gleiche Strafverfahren wie bei einem Deutschen ab, erläuterte Peter Kolwe. Fürs Abschieben sei aber nicht die Polizei zuständig, fügte er hinzu.

Zuletzt interessierten sich die Besucher noch dafür, welche Kosten an der Stadt hängen bleiben und wer für die Reinigung der Großunterkünfte aufkommt. Erol Schirin, der Leiter des Geschäftsbereichs soziale Betreuung im Landratsamt Ludwigsburg, erläuterte, dass es eine Kehrwochenregelung gebe, für die Turnhallen aber Firmen beauftragt würden. Was die Stadt anbelangt, meinte Jan Trost, dass man in die Gebäude investieren müsse, das Geld über die Miete aber refinanzieren könne. Für Hausmeister und Verwaltungsangelegenheiten müsse man jedoch Stellen aufbauen.