Nils Schmid (links) hat Gerhard Rall die Medaille überreicht. Foto: Werner Kuhnle

In Stuttgart ist die Wirtschaftsmedaille des Landes verliehen worden. Zu den Preisträgern gehört der Marbacher Unternehmer Gerhard Rall.

Marbach/Stuttgart - Vergoldetes Feinsilber, vier Zentimeter Durchmesser. Tragbar ist sie nicht, begehrt ist sie trotzdem: die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg. Sie ist eine Anerkennung für Verdienste um Wirtschaft und Beschäftigung im Südwesten. Seit 1987 können jährlich bis zu 30 Personen oder Unternehmen, die sich in beruflicher Bildung, Forschung, Entwicklung, Technologie, Umweltschutz, Außenwirtschaft oder Entwicklungshilfe hervorgetan haben, sie erhalten. Voraussetzung ist, dass sie vom Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie oder gegebenenfalls vom Minister für Umwelt für die Ehrung ausgewählt werden.

Gestern wurde die Medaille 15 Mal vergeben: „An ein Unternehmen und 14 Persönlichkeiten, die baden-württembergische Wirtschaft und Beschäftigung prägen“, so Wirtschaftsminister Nils Schmid, der die Medaillen im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Marmorsaal des Neuen Schlosses in Stuttgart verlieh. „Ihre Lebenswege sind verschieden, doch ist ihnen eins gemeinsam: Sie haben das Land vorangebracht“, sagte Schmid in der Eröffnungsrede. „Ihre Leistungen sollen Schule machen, sie selbst als Vorbilder dienen.“

Einer der Würdenträger ist Senator h.c. Gerhard Rall. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Hainbuch GmbH, einem weltweit erfolgreichen Spannmittelhersteller mit Hauptsitz in Marbach. 1956 wurde er Lehrling bei Hainbuch. Nach seinem Maschinenbau-Studium wurde er zum festen Bestandteil des Betriebs, den sein Schwiegervater Wilhelm Hainbuch 1951 in Marbach gründete. 1975 wurde Rall schließlich Geschäftsführer. Waren es 1965 noch 40 Mitarbeiter, arbeiten heute fast 700 Menschen für die Firma. 80 Prozent der Produktion findet im Ausland statt, Marbach ist aber nach wie vor die Zentrale des Unternehmens. Hier werden neue Technologien entwickelt und kompliziertere Produkte hergestellt.

Das Rezept des Erfolges von Hainbuch charakterisiert Rall folgendermaßen: „Es ist nicht wichtig, dass gute Leute FÜR, es ist wichtig, dass sie MIT einem arbeiten.“ Eine gute Firmenkultur, in der sich alle wohlfühlen, sei deshalb sein oberstes Ziel. Allerdings hält er nichts von einem „Kuschelkurs“, sondern setzt auf Regeln, die jeder Mitarbeiter befolgen muss. „Darunter sind Respekt und unbedingte Ehrlichkeit, besonders dem Kunden gegenüber.“ Darüber hinaus sei es wichtig, nicht nur des Geldes wegen zu arbeiten, sondern für ein höheres Ziel: „dem Kunden zu Erfolg zu verhelfen.“ Ohne ständige Weiterentwicklung sei dies ebenfalls unmöglich.

„Das Wichtigste war für Sie, den Kunden immer ernst zu nehmen“, lobte Wirtschaftsminister Schmid. „Erfinden, tüfteln, optimieren. Und natürlich der Leitsatz: Lieber mit einer eigenen Idee scheitern als mit Kopie Erfolg haben“, charakterisierte Schmid Gerhard Rall. Schließlich verfügt die Hainbuch GmbH über mehr als 100 Patente. Es sei zudem bemerkenswert, dass Rall zu den baden-württembergischen Standorten in Marbach, Niederstetten und Satteldorf stehe. Auch Ralls Herz für Mitarbeiter erwähnte Schmid. Er hob auch Ralls Engagement für kulturelle und soziale Belange hervor.