In der Schillerstraße ist der Anteil an Stickstoffdioxid zu hoch. Foto: Oliver von Schaewen

Das Regierungspräsidium will ein entsprechender Werk für Marbach ausarbeiten. In Steinheim gibt es Verzögerungen.

Marbach/Steinheim - Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz hat früh signalisiert, dass sie die Luftqualität in der Schillerstadt nicht überprüfen lässt. Über Modellrechnungen waren die Fachleute zu dem Schluss gekommen, dass eine Überschreitung der Grenzwerte nicht zu erwarten sei. Wollte die Stadt es genauer wissen, musste sie der Sache also auf eigene Faust und mit eigenen Bordmitteln auf den Grund gehen – was sie 2016 auch tat. Mit dem Resultat, dass die Realität doch anders aussieht, als die Experten angenommen hatten. Die zulässigen Stickoxidwerte wurden sehr wohl pulverisiert (wir berichteten). Und zwar in der Schillerstraße und in der Rielingshäuser Straße – weshalb die Stadt beim Regierungspräsidium (RP) Stuttgart einen Luftreinhalteplan beantragt hat. Die Behörde ist auch schon an dem Thema dran. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis das Werk in Kraft tritt. „Ende 2018 soll der Luftreinhalteplan fertig sein“, sagt Matthias Kreuzinger, Pressereferent des Regierungspräsidiums.

Er erinnert daran, dass im Jahresmittel der Wert für Stickstoffdioxid bei maximal 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen dürfe. Für die Schillerstraße seien aber 55 Mikrogramm nachgewiesen worden. In der Rielingshäuser Straße waren 51 Mikrogramm gemessen worden. Deswegen müsse nun ein Luftreinhalteplan erstellt werden. „Und das machen wir“, betont Matthias Kreuzinger. In einem ersten Schritt werde man das Gespräch mit der Stadt suchen und sich über mögliche Maßnahmen austauschen. Worauf es in der Regel hinauslaufe, sei ja bekannt, ergänzt der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Es gehe darum, den Verkehr zu reduzieren und aus dem Stadtgebiet zu bekommen. So könne sich die Kommune auf bestimmten Abschnitten weniger Lastwagen vorstellen.

Solche Dinge müssen aber erst besprochen werden. Außerdem muss das RP in Erfahrung bringen, welche Untersuchungen schon vorliegen und welche erst in Auftrag gegeben werden müssen. Wenn sämtliche benötigte Daten und Analysen vorhanden seien, könne man sich über Maßnahmen zur Luftverbesserung Gedanken machen, erklärt Matthias Kreuzinger. „Da werden dann alle Bereiche angeschaut“, betont er. Man fokussiere sich also nicht nur auf Vorschläge, die den Lastwagen-Verkehr betreffen. Für jeden einzelnen Sektor werde erörtert, „was wo zu machen ist“. Wenn der Maßnahmekatalog steht, wird der Entwurf ausgelegt, damit sich die Öffentlichkeit beteiligen und zu Wort melden kann.

Das wird auch in Steinheim der Fall sein, wo die Grenzwerte ebenfalls überschritten wurden. Eigentlich sollte der Luftreinhalteplan für die Urmenschstadt auch schon bis zum Jahresende stehen, wie das Regierungspräsidium angekündigt hatte. Doch das wäre in Anbetracht der neuesten Entwicklungen ein „sportliches Ziel“, wie der Ordnungsamtsleiter Rolf Englert erklärt. Denn bei dem Vorhaben hat es zwischenzeitlich gehakt: Die Ergebnisse einer Verkehrszählung landeten später als gedacht auf dem Schreibtisch von Rolf Englert. So konnte er die Bestandsaufnahme erst vor ein paar Tagen ans Regierungspräsidium weiterleiten.

Bei der Untersuchung habe die Ermittlung des Lastwagenaufkommens eine zentrale Rolle gespielt, erläutert der Chef des Ordnungsamts. Es sei aber auch darum gegangen, über Befragungen nachzuvollziehen, von wo nach wo die Brummifahrer unterwegs sind. „Ziel war, ein besseres Bild zu bekommen“, sagt Rolf Englert, der nun in einem nächsten Schritt auf eine Einladung vom RP zu Gesprächen wartet.

Wann diese stattfinden, ist noch unklar. Aber auch das RP seinerseits strebt einen Austausch mit der Kommune an, wie Pressesprecherin Katja Lumpp erklärt. Zunächst müssten aber die Ergänzungen geprüft werden, die das Regierungspräsidium zu der Verkehrserhebung gewünscht hatte. Diese habe man vom Gutachter angefordert und mittlerweile auch erhalten.

In den Gesprächen mit der Stadt Steinheim werde es dann um mögliche konkrete Projekte gehen. „Anschließend werden die infrage kommenden Maßnahmen gutachterlich auf Wirksamkeit bezüglich der Einhaltung der Grenzwerte untersucht“, erläutert Katja Lumpp. Da die Expertisen der Fachleute eine gewisse Zeit in Anspruch nähmen, sei es denkbar, „dass die Frist zur Erstellung beziehungsweise zum Inkrafttreten des Luftreinhalteplans für Steinheim bis Ende 2017 nicht eingehalten werden kann“.