Das Publikum hat sich in einem Halbkreis um das Orchester gruppiert, was eine zusätzliche Nähe vermittelt hat. Foto: avanti

Das Orchester präsentiert Stücke von Edward Elgar. Besonders viel Applaus erhält ein Gastmusiker.

Marbach - Es war ein alles andere als leichtes Programm, das sich die Sinfonia Marbach für ihr Konzert am Sonntag ausgesucht hat. Die Stücke des britischen Komponisten Edward Elgar – von dem bekannten „Pomp and Circumstance“, das mit dem Text „Land of Hope and Glory“ als inoffizielle britische Nationalhymne gilt, bis zu unbekannteren Werken wie „Wand of Youth“ oder der Serenade Lyrique, die innerhalb des Elgar’schen Werks eine Besonderheit darstellt – hatten es rhythmisch, harmonisch und dynamisch gehörig in sich. Doch auch wenn der Dirigent Michael Kallenberger am Ende nicht ganz zufrieden war mit der Leistung seiner Musiker und etwas kritisch von einem „nicht überprobten Konzert“ sprach: Das Publikum in der fast voll besetzten Stadthalle war begeistert und spendete lebhaften und lang anhaltenden Applaus.

Anders als bei manchen früheren Auftritten des engagierten Liebhaber-Sinfonieorchesters, dessen Ursprünge bis in die 50er-Jahre zurückgehen, saßen die Musiker nicht weit entfernt auf der Bühne, sondern an einer der Längswände, das Publikum im Halbkreis darum herum gruppiert, was zusätzliche Nähe vermittelte. Und mit dem ersten Ton wurde zugleich ein Band zwischen Orchester und Zuhörern geknüpft, das bis zum Ende des Konzerts hielt. Egal, ob Klänge von monumentaler Wucht, betont von den nicht regulär zur Sinfonia Marbach gehörenden tiefen Blechblasinstrumenten, ob ganz zarte Passagen mit hauchfeinen Tönen von Geigen und Flöten oder wiegende Klänge im gefälligen Dreivierteltakt ertönten, das Publikum lauschte gebannt. Mit spielerischer Leichtigkeit schienen sich die einzelnen Instrumente, wenn sie die Melodie eines anderen fortführten, Töne wie Bälle zuzuwerfen.

Besonders viel Beifall erntete jedoch ein junger Musiker, der bereits zwei Jahre zuvor mit der Sinfonia Marbach aufgetreten war: Der 25-jährige Cellist Jonas Palm, geboren in Ludwigsburg und aufgewachsen in Affalterbach, bewies als Solist beim Concerto in e-moll op. 85 für Violoncello und Orchester seine bereits exzellente Beherrschung des Instruments, obwohl er derzeit noch in Berlin studiert. Passagen mit bemerkenswert weichem Strich, deren Töne sich regelrecht ins Ohr schmeichelten, meisterte er ebenso mühelos wie stakkatoartige, vibrierende Tonfolgen, die einen an Rimski-Korsakows „Hummelflug“ denken ließen. Dabei lotete er die ganze Klangfülle des Cellos aus, das teils tief und volltönend wie ein Bass, dann wieder zart-melodiös wie eine Geige erklang. Die Zuhörer ruhten nicht eher, als bis er, ganz ohne Orchesterbegleitung, als Zugabe die Sarabande aus der fünften Cello-Suite von Bach spielte.

„Wir haben uns vor einigen Jahren auf die Fahne geschrieben, mit jungen Solisten aus der Region zu musizieren“, erklärte der Dirigent Michael Kallenberger nach dem Konzert. Eine hervorragende Idee, wie man am Beispiel von Palm hören konnte.

Doch auch die Sinfonia Marbach, die zum Schluss des mehr als einstündigen Konzerts mit dem ersten Marsch aus dem hymnischen „Pomp and Circumstance“ auftrumpfte, wurde nicht ohne eine Zugabe entlassen und wiederholte nochmals einige Takte aus dem Meisterwerk Elgars.