Mehr als 200 Gäste sind zur Einweihung der Kelter gekommen. Foto: avanti

Die Eröffnung der neuen Kelter wird gleichzeitig mit den Jubiläen zu 300 Jahre Neubau, 40 Jahre Heimat- und Museumsverein und 25 Jahre Generalsanierung gefeiert.

Marbach-Rielingshausen - Der absolute Hingucker in der neuen Kelter nach ihrem jahrelangen Umbau ist die hölzerne Dachkonstruktion, deren Balken vom Keltersaal aus bis hinauf zu den Dachziegeln zu bewundern sind. Schon die feierliche Eröffnung mit rund 200 Gästen, an der Bürgermeister Jan Trost leider krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte, lässt erahnen, welche schönen Feste hier künftig in modern gestalteten Räumen mit historischem Ambiente stattfinden können. In der umgebauten Kelter im Marbacher Ortsteil Rielingshausen sind künftig drei bis vier mal pro Jahr – aus Rücksicht auf die Nachbarn – große Feste mit bis zu 300 Personen möglich. Aber auch Gesellschaften mit 200 Personen können künftig im neu gestalteten mittleren Teil der Kelter feiern oder auch das gemütliche Kelterstüble mit 40 Plätzen sozusagen täglich mieten.

Auch von diesem Kelterstüble aus lassen sich durch eine breite Glasfläche die Holzbalken der Deckenkonstruktion bewundern. Der nördliche Bereich, das ehemalige Museum, fasst bis zu 60 Personen. Dort steht auch ein fest eingebauter Holzbalken, mitten im Raum, an den sich Ortsvorsteher Eberhard Ruoff in seiner Rede als den „siebten Mann beim Handballspiel“ in der vor 1962 als Turnhalle genutzten Teil der Kelter noch gut erinnern kann.

Die vom Heimat und Museumverein (HMV) gesammelten Exponate werden im Archiv der Stadt Marbach verwahrt, wie Stadtarchivar Albrecht Gühring in seinem gewohnt launigen und detailreichen Vortrag über die Kelter erwähnt. Vor rund 650 Jahren sei bereits eine Kelter an diesem Ort gestanden, die in einer Auflistung der Stadt Asperg genannt war – und zwar als „Kelterlin“, weil sie doch relativ klein war. Ort und Weinanbau florierten und so wuchs auch die Kelter immer weiter. Beim Einfall der Franzosen 1693 sei das Gebäude so stark beschädigt worden, dass schließlich im Jahr 1717 ein Kostenvoranschlag für Abbruch und Wiederuafbau gefertigt wurde. Vor rund 25 Jahren sei die letzte große Sanierung abgeschlossen gewesen, und schließlich habe der 1978 gegründete HMV dort ein Heimatmuseum eingerichtet. Auch Gühring beeindruckt die „Meisterleistung der Zimmermannsleute“ in dem Gebäude, hier sei „kein Balken zu viel – und keiner zu wenig“ und er machte die Gäste gleich darauf aufmerksam, dass ein Holzbalken fehlt. Dieser wurde vor etwa 30 Jahren abgesägt, um ein neues Silo einzubauen. Und auch Ruoff, einer der drei Vorstände des HMV, kann sich erinnern, wie dadurch die Außenwände sich rund zehn Zentimeter verschoben und wie aufwändig es war, diesen Schaden wieder zu beheben.

Architekt Florian Titze berichtet über das Gesamtprojekt, bei dem der Fußboden eingeebnet, eine Theke eingebaut, Toiletten eingerichtet und die Beleuchtung erneuert wurde – auch eine indirekte unterm Dach, damit man sich an der schönen Zimmermannskunst erfreuen könne.