Die Unterkunft hinter der Gemeindehalle befindet sich im Bau. Der erste Trakt soll im Dezember fertig werden. Foto: Werner Kuhnle

Der Infoabend zur geplanten Flüchtlingsunterkunft hinter der Gemeindehalle lockt rund 80 Bürger an. Ziel ist es, einen Freundeskreis zu etablieren.

Marbach-Rielingshausen - Langsam drängt die Zeit. Die erste Flüchtlingsfamilie wird schon Ende November übergangsweise in die Notunterkunft in der ehemaligen neuapostolischen Kirche ziehen. Auch der Bau des Asylheims hinter der Gemeindehalle macht Fortschritte. Hier sollen rund 80 Personen ein Dach über dem Kopf finden. Das erste von drei Modulen wird voraussichtlich im Dezember bezugsfertig sein. Was bislang allerdings fehlt, ist ein im Ort verwurzelter Freundeskreis, der sich neben dem Personal von Stadt und Landkreis um all die Neuankömmlinge kümmert. Aber auch in dem Punkt zeichnet sich nun und damit wohl doch noch rechtzeitig ein Durchbruch ab: Bei einem Infoabend für potenzielle Helfer am Montag im Feuerwehrhaus war das Interesse überwältigend groß. Rund 80 Personen wollten wissen, wie man sich konkret einbringen kann und wie die Rielingshäuser die Situation am besten anpacken sollten.

„Das Ganze ist als Geburtshilfe zu verstehen“, sagte die städtische Integrationsbeauftragte Cornelia Keiper zur Intention der Veranstaltung. Im Idealfall entwickele sich daraus ein Freundeskreis, der auf eigenen Beinen steht. Wobei die Kommune die Ehrenamtlichen natürlich als Partner unterstütze, ergänzte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Die Stadt könne die engagierten Rielingshäuser auch mit den jeweils zu ihnen passenden Flüchtlingen zusammenbringen, kündigte Cornelia Keiper an. Wobei sich jeder auf seine Art einbringen könne und nicht unbedingt eine Patenschaft übernehmen müsse. Es gebe auch die Möglichkeit, die Außenanlagen zu pflegen oder beim Gärtnern zuzupacken.

Wer bei der Flüchtlingsarbeit mitwirken will, muss auf einem Fragebogen nur seinen Namen und die Kontaktdaten angeben und dazu ankreuzen, ob man die Asylsuchenden beispielsweise bei Arztbesuchen begleiten möchte oder bei der Hausaufgabenbetreuung einsteigen will. Möglich ist neben vielem anderen zudem, Deutschunterricht zu geben. „Die Leute kommen. Dagegen kann man sich wehren. Das macht aber keinen Sinn. Also kann man doch auch sagen: Okay, wir bringen uns einfach ein. Melden sie sich“, appellierte Cornelia Keiper an die Bürger, mitzumachen. „Wenn wir es nicht schaffen, dann kann es nur an uns liegen“, ergänzte Slimane Arroudj, der sich im Auftrag der Stadt der Flüchtlinge annimmt.

Diese Aussage konnte Christian Buschhaus vom Marbacher Asylkreis (AK) nur unterstreichen. „Das wirklich Wichtige ist, dass die Leute sich nicht abgelehnt fühlen, sondern den Eindruck gewinnen, dass sich zumindest die meisten mit ihnen auseinander setzen wollen“, betonte er. Er sicherte den Rielingshäusern bei der Aufgabe auch den Beistand des Asylkreises zu. „Wir sagen nicht: Das geht uns nichts an.“ Die Helfer des AK seien aber in der Kernstadt ausgelastet. Er hoffe deshalb, dass sich im Stadtteil eine eigene Gruppe herausbildet. Das habe verschiedene Vorteile. So hätten die Rielingshäuser direkt Kontakt zu den Flüchtlingen, seien zudem am besten mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut.

Wie viel Energie man in die Aufgabe stecken will, bleibe jedem selbst überlassen, erklärte Dr. Ingeborg Elsäßer vom AK. „Das ist ihre Entscheidung, wie viel sie machen wollen oder können“, hob sie hervor. Was jeweils an Hilfestellungen anfällt, lasse sich gar nicht genau sagen. „Das entwickelt sich mit der Zeit.“ Die einen nähmen die Unterstützung in größerem Maße, die anderen selten in Anspruch. Manche wollten auch gar keine Hilfe.

Allen Flüchtlinge, die in Rielingshausen erwartet werden, sei gemein, dass sie sich hier etwas aufbauen wollen, versicherte Slimane Arroudj. Schließlich handele es sich um Menschen mit Bleiberecht und damit einer Perspektive. „Sie haben eine Pflicht, an Integrationskursen teilzunehmen“, betonte er. Zudem lebten die Frauen, Kinder und Männer schon seit einiger Zeit im Land, seien folglich mit den Gepflogenheiten vertraut, sagte Cornelia Keiper. Der Mix werde ähnlich wie in der Kernstadt, kündigte Slimane Arroudj an. „Es wird eine Mischung aus Familien und alleinstehenden Männern sein“, erläuterte er. Wer sich wie um die Geflüchteten kümmert, wird voraussichtlich in der nächsten Woche feststehen, wenn die Fragebogen ausgewertet sein sollen.