Das Baufenster für die geplante Unterkunft auf der Freifläche in Rielingshausen ist rund 80 Meter lang.Auf dem Gelände mit der Rollschuhbahn könnten rund 100 Personen beherbergt werden. Foto: Werner Kuhnle

Im Stadtteil ist ein Haus mit 88 Plätzen geplant. Doch das wird nicht reichen, um alle Personen in den nächsten beiden Jahren aufnehmen zu können..

Marbach-Rielingshausen - Im Grundsatz hatte der Ortschaftsrat längst abgesegnet, dass bei der Gemeindehalle eine Flüchtlingsunterkunft gebaut werden darf (wir berichteten). Allerdings war das Gremium bis dato davon ausgegangen, dass an dieser Stelle maximal 60 Personen untergebracht werden können. Doch diese Planungen sind nicht mehr zu halten. Stattdessen sollen in dem Heim bis zu 88 Frauen, Kinder und Männer ein Dach über dem Kopf finden. Und das möglichst bald. Wenn der Gemeinderat am 1. Juni zustimme und die Genehmigung vorliege, sollen die Arbeiten noch vor der Sommerpause starten, sagte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim jetzt im Ortschaftsrat. „Die Hälfte ist dann wohl im Dezember bezugsfertig“, fügte er auf Nachfrage von Roland Stickel von der CDU hinzu.

Gerhard Heim erläuterte auch, warum nun plötzlich ein so dringender Handlungsbedarf besteht und die Kapazitätsgrenze nach oben korrigiert wurde. „Wir haben im April eine neue Hochrechnung vom Landkreis bekommen“, sagte er. Demnach müsse die Stadt alleine in diesem Jahr noch 90 Flüchtlinge aufnehmen „und mindestens weitere 100 im nächsten Jahr“. Mit ähnlichen Dimensionen sei auch künftig zu rechnen. „Wir müssen dann wahrscheinlich für 2019 und die Folgejahre nach weiteren Unterkünften schauen“, betonte er. Schon ziemlich sicher ist, dass 2018 ein weiteres Heim neben der Marbacher Festwiese hochgezogen wird. Hier steige man nun in die Planungen ein, sagte Heim. Der Erste Beigeordnete erklärte, dass man das Gelände des einstmals dort angesiedelten Rollschuhclubs übernommen habe. Auf dem Areal gebe es schon eine Bodenplatte, auf der man bauen könne. „Wir tendieren dazu, dort eher etwas Langfristiges hinzustellen“, sagte er. Das Gebäude soll so konzipiert sein, dass die Einheiten später als Sozialwohnungen nutzbar sind.

Etwas anders stellen sich die Überlegungen für Rielingshausen dar. Das Gelände in der Siemensstraße könne man sich perspektivisch als Standort für ein neues Feuerwehrmagazin vorstellen, erläuterte Gerhard Heim. Auch deshalb strebt die Stadt hier keine ganz so langfristige Lösung an – und hat sich zwischenzeitlich mit der Zimmerei Die Holzmeister aus Benningen kurzgeschlossen, wie das Ganze zügig umgesetzt werden könnte. Der Betrieb hat schon Erfahrungen in der Branche, errichtete beispielsweise für den Landkreis das Asylbewerberheim am Marbacher Bahnhof. Das Konzept sieht vor, dass bei der Gemeindehalle drei U-förmige, zweigeschossige Komplexe gebaut werden, die aus insgesamt sechs Häuserzeilen bestehen. Pro Flügel können bis zu 16 Personen ein Dach über dem Kopf finden, wobei in einem Trakt ein großer Aufenthaltsraum sowie Zimmer für den Hausmeister und für Besprechungen vorgesehen sind. Deshalb können auch keine sechsmal 16 und damit 96 Flüchtlinge in dem Heim beherbergt werden, sondern maximal 88. Die Verwaltung geht davon aus, dass in der Praxis sogar nur 70 oder 75 Personen in der Unterkunft leben werden, weil beispielsweise Doppelzimmer auch von nur einer Person belegt werden könnten. Kosten werde das alles in allem rund 2,7 Millionen Euro, sagte Gerhard Heim. Wie das Projekt im Detail finanziert und inwieweit günstige Darlehen aufgenommen werden, stehe noch nicht fest. Allerdings sei der Bau auf alle Fälle zu stemmen. Die Jahresrechnung für 2016 werde wohl um vier Millionen Euro besser ausfallen als gedacht.

Der Ortschaftsrat konnte mit den Planungen letztlich einstimmig mitgehen. „Wir sind in der Pflicht und müssen uns solidarisch gegenüber Marbach verhalten“, sagte der Ortsvorsteher Eberhard Ruoff im Hinblick darauf, dass sämtliche Plätze für Flüchtlinge bislang in der Kernstadt geschaffen wurden. „Das ist eigentlich alternativlos“, ergänzte Lothar Sondermeyer von der SPD. Es gebe keinen geeigneteren Standort in dieser Größe. Jochen Biesinger von der CDU regte noch an, sich zu überlegen, wie ein Netzwerk an Unterstützern der Neu-Rielingshäuser aufgebaut werden könnte. „Ich hoffe, dass die Leute gut integriert werden können“, dachte auch Eberhard Ruoff in diese Richtung.