Auf der Bühne geht es nicht nur musikalisch, sondern auch sehr farbenfroh zu. Foto: avanti

Die Musikbühne Mannheim ist zu Gast in der voll besetzten Stadthalle gewesen.

Marbach - Der mehr als drei Meter hohe Turm mitten auf der Bühne versetzte die Mütter und Väter, die ihre Sprösslinge am Sonntagnachmittag in die Familienvorstellung des Musicals „Rapunzel“ begleitet haben, nicht unbedingt ins Staunen. Erkannten wohl die meisten das Bauwerk als den Schicksalsort der alten Geschichte, in dem ein Kind isoliert von einer Zauberin aufgezogen wird.

Allerdings: Vier quirlige Teenies, die um den Turm hüpfen, sind neu. Singend verkünden sie: „Staunt, was Zauber alles macht.“ Nach einer witzig-poppigen Vokaleinlage über ungezogene Kinder und gestresste Eltern, hüpfen die Darsteller direkt in die altbekannte Story. Ein Paar, gemimt von Benjamin Wendel und Judith Devise erwartet Nachwuchs. Die werdende Mutter giert nach dem Feldsalat, auch Rapunzel genannt, der Nachbarin. Bald schon taucht Letztere hinter ihrem Salat auf, der als Lampenschirm mit grünem Lametta erscheint. Die Zauberin, alias Daniela Grundmann, verlangt mit schrillem Ariengesang das Kind für sich, zum Tausch für ihr Gartenkraut. So geschieht es und die Zauberin zieht das Mädchen in einem Turm auf, den es nie verlassen darf und der nur mittels ihres blonden langen Haares bestiegen werden kann.

Der Autor Jean-Michel Räber hat sich sehr genau an die Originalvorlage gehalten. Allerdings kommen Figuren wie Szenenwechsel modern, temperamentvoll und musikalisch daher. Rapunzel, ebenfalls von Judith Devise gespielt und gesungen, neckt ihre kontrollsüchtige Helikoptermutter mit Klobürsten. Benjamin Wendel stellt den Prinzen als Popstar dar. Gestritten, verbannt und wiedergefunden wird wie im alten Märchen, nur eben besonders ergänzt durch musikalische Aufbereitung mit Tanz und Gesang. Dabei bekommt das Publikum klassische Töne ebenso präsentiert wie modern-poppige. Erstklassig zaubert dazu die Erzählerin Clémence Leh rhythmisch-klangvolle Begleitung auf Percussions und Gitarren dazu. Ihr charmanter französischer Akzent verrät auch die Kooperation dieser Inszenierung zwischen der Mannheimer Musikbühne und der französischen BAAL-Bühne. Dessen Intendant Edzard Schoppmann hat Regie geführt und die Rapunzel-Bühne konzipiert.