Foto: Dominik Thewes

Das erste Tuk Tuk mit Chauffeur am Steuer gibt es deutschlandweit in Marbach. Am 11. April nimmt es Fahrt auf.

Marbach - Die Freude daran, im Urlaub selbst in exotischen Fahrzeugen durch die Lande kutschiert zu werden und „ein gesunder Sparren“, wie Christa Schultheiß lachend ergänzt, bringen vom 11. April an eine neue touristische Attraktion nach Marbach. Dann stellt die Geschäftsführerin von Tuk Tuk Tours zusammen mit ihrer Ehe- und Geschäftspartnerin Sonja Schultheiß ihr dreirädriges Gefährt von 10 bis 14 Uhr am Marktbrunnen vor. „Ein Fahrzeug mit Migrationshintergrund“, sagt Christa Schultheiß lachend.

Tatsächlich hat das Tuk Tuk, das Platz für vier Personen bietet, in Thailand das Licht der Welt erblickt. Allerdings hat es bereits in seinem Heimatland ein paar für den europäischen Markt erforderliche Modifikationen erhalten. Nach seiner Produktion ist es nach Holland verschifft worden, „wo es einen Elektromotor bekommen hat“, berichtet Christa Schultheiß. Von dort ging die Reise weiter nach Marbach, wo das sechs Kilowatt starke Fahrzeug künftig Touristen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt bringen soll – mit gemütlichen fünf Kilometern pro Stunde. „Und das ist schon schnell“, beschreibt Christa Schultheiß das andersartige Fahrgefühl. Die 45 Kilometer pro Stunde, die das Gefährt maximal erreicht, werden Touristen also wohl eher nicht erleben. Dafür brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, unterwegs liegen zu bleiben. Zum einen, weil „uns das schon passiert ist und wir daraus gelernt haben“, wie Sonja Schultheiß augenzwinkernd berichtet. Zum anderen, weil die Reichweite von 70 Kilometern so manche Tour ermöglicht, bevor der Saft ausgeht.

Dass allerdings überhaupt Mitreisende auf das Angebot zurückgreifen können, ist alles andere als selbstverständlich. „Wir brauchten eine Vielzahl von Genehmigungen“, erinnert sich Christa Schultheiß. Der Personenbeförderungsschein war trotz der dafür notwendigen Büffelei dabei noch eine der leichteren Übungen.

Schließlich liegt es in der Natur der Sache, dass ein Tuk Tuk ein Vorder- und zwei Hinterräder hat. Fahrzeuge, die in Deutschland kommerziell zur Personenbeförderung eingesetzt werden, müssen jedoch mindestens vier Räder an zwei Achsen haben. Also musste eine Ausnahmegenehmigung her, und die darf schließlich nicht irgendwer erteilen.

Der Antrag flatterte durch die Amtsstuben der Stadt, des Landratsamtes, des Regierungspräsidiums und des Verkehrsministeriums. Dort warb der Grünen-Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen für das Projekt. Schlussendlich kam die Genehmigung „von höchster Stelle“ zurück, wie Bürgermeister Jan Trost beim Pressegespräch am Donnerstag berichtete. Das Schreiben trägt die Unterschrift von Verkehrsminister Winfried Hermann.

So viel Stress Christa und Sonja Schultheiß bei der Umsetzung hatten, so viel Spaß haben sie heute an ihrem Tuk Tuk. „Die Reaktionen sind toll“, berichtet Christa Schultheiß. Wann immer sie unterwegs seien, würde ihnen zugewunken, ihnen hinterhergeschaut oder würden sie beklatscht werden. „Kinder laufen uns hinterher, das habe ich bislang nur im Urlaub erlebt“, ergänzt Sonja Schultheiß. Kein Wunder, schließlich ist es deutschlandweit das einzige Tuk Tuk mit Chauffeur. Angebote gibt es auch in Berlin oder Frankfurt. Dort muss man das Fahrzeug allerdings mieten und sich dann selbst hinters Steuer setzen.

Die beiden Ideengeberinnen starten mit viel Zuversicht. Das unternehmerische Risiko sei zwar da, das Vorhaben „aber auch gut durchdacht“, berichtet Christa Schultheiß von der zweijährigen Planungsphase. Stößt das Angebot auf Interesse, seien mehr Touren denkbar. Etwa eine größere, die nicht nur durch die Innenstadt führt, sondern auch über den Galgen und durch die Weinberge. Für besondere Anlässe lässt sich das Tuk Tuk mieten.

Läuft alles nach Plan, kann sich Christa Schultheiß vorstellen, den Fuhrpark zu erweitern. Zumal beim zweiten Fahrzeug sicher manches leichter wird. Schließlich dürfte jetzt auch auf dem Landratsamt klar sein, was zu tun ist, wenn jemand ein Tuk Tuk zulassen möchte . . .