Christoph Müller, Maria López und Florian Esser (von links) haben bei ihrem Auftritt Ausdrucksstärke bewiesen. Foto: Sabine Rochlitz

Hispanova hat im Café Provinz das besondere Lebensgefühl Portugals und Brasiliens in Musik gekleidet.

Marbach - Saudade: Dieser Begriff sei nicht leicht zu übersetzen, sagt Maria López am Samstagabend im Café Provinz. Melancholie, Sehnsucht, Wehmut, Traurigkeit – das seien alles nur Annäherungen an ein Lebensgefühl, auf das Portugiesen und Brasilianer ein Monopol beanspruchen und das sie in unterschiedlicher Ausprägung zelebrieren würden, ergänzt ihr Lebens- und Musikpartner Christoph Müller. Doch den beiden gelingt es mit Gitarrenspiel und Gesang – zusammen mit Florian Esser am E-Bass –, den speziellen Weltschmerz zu transportieren. Zum Repertoire der Gruppe Hispanova gehören Fado und Bolero, Bossa Nova und Tango sowie Samba und Flamenco. „Wir wandern von einem Land zum anderen“, kündigt López eingangs an.

Man hätte den drei Musikern mehr als das gute Dutzend Zuhörer gewünscht. Mal einschmeichelnd leise, mal eindringlich laut präsentiert Maria López mit wandlungsfähiger Stimme die zumeist getragenen Melodien – zurückhaltend begleitet von den Instrumentalisten, die nur ab und zu bei Soli in den Vordergrund treten. Dabei zupft Müller mit geschlossenen Augen, ganz in sich versunken, die Saiten.

Maria López erzählt mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik singend von romantischen, leidenschaftlichen und manchmal auch tragischen Liebesgeschichten aus Lissabon, Buenos Aires oder Rio de Janeiro. Vom Warten auf den Geliebten bis zu Liebeskummer und Verlusten. Doch auch das Lachen kommt nicht zu kurz, wenn Ente, Schwan und Gans in einem flotten brasilianischen Samba fröhlich vor sich hin quaken. Nebenher flicht Maria López Informationen in die Ankündigungen des nächsten Stücks ein. Etwa die, dass der Bolero seinen Ursprung eigentlich in Spanien habe, dass ihn aber die Südamerikaner perfektioniert hätten.

Unter dem Namen Hispanova spielt die Band – zu dritt, aber auch mal zu fünft mit zwei Freunden aus Erdmannhausen an Percussion und Akkordeon – seit rund sechs Jahren zwei- bis dreimal im Monat vorwiegend in Kneipen oder anderen kleineren Kulturlocations. Ein „sich selbst finanzierendes Hobby“ nennt Christoph Müller ihr Engagement. Wobei es vor allem die Freude am Gesang sei, die sie seinerzeit dazu brachte, auftreten zu wollen, erinnert sich Maria López.

Die Liebe zur Musik ist es auch, die die gebürtige Spanierin, die mit 25 Jahren – der Liebe wegen – nach Deutschland kam, und Christoph Müller seit mittlerweile rund sieben Jahren verbindet. Kennengelernt hätten sie sich im katholischen Kirchenchor, erzählt Maria López, von Beruf Erzieherin, lachend. Und dass sie in einer „ganz normalen Patchwork-Familie“ lebten – beide haben je zwei Kinder aus früheren Beziehungen.

Christoph Müller ist Software-Entwickler, musiziert schon seit seiner Kindheit. Der Gitarre folgte der Kontrabass – eigentlich sein Hauptinstrument, erklärt der 56-Jährige. Mit dem spiele er meist Jazz – so zum Beispiel beim „Groove Connection Jazz Quartett“. Maria López sucht bewusst harmonisch anspruchsvolle Stücke aus, Christoph Müller arrangiert sie. „Er ist der musikalische Kopf dahinter“, betont die 52-Jährige, die aus Madrid stammt.

Der 23-jährige Florian Esser schließlich studiert Mathematik – die habe ja auch einiges mit der Musik gemeinsam, sagt der junge Mann lächelnd.