Für fair gehandelte Produkte macht sich die Stadt Marbach stark. Foto: dpa

Der Gemeinderat gibt grünes Licht dafür, ein Siegel durch den Verein Transfair anzustreben.

Marbach - Vor rund einem Jahr hat der Gemeinderat schon einmal das Für und Wider abgewogen – und war zu dem Schluss gekommen, nicht unbedingt auf eine Zertifizierung zur offiziellen Fairtrade-Stadt hinzuarbeiten. Die anfängliche Euphorie für das Projekt war gewichen, nachdem Sebastian Engelmann von den Grünen auf einen Fernsehbeitrag hingewiesen hatte, der das Label nicht gerade im besten Licht erscheinen ließ. Allerdings gab das Gremium seinerzeit ein klares Bekenntnis dafür ab, den Handel mit fairen Produkten zumindest zu fördern. In der Sitzung am Donnerstag hat der Gemeinderat nun aber doch beschlossen, sich um das Siegel zu bemühen. Damit sollen vor allem die Ehrenamtlichen, die sich inzwischen für gerechteren Handel in Marbach einsetzen, unterstützt werden.

Die haben nämlich mittlerweile schon eine ganze Menge auf die Beine gestellt, wie Andrea von Smercek berichtete, die die Bemühungen vonseiten der Stadt koordiniert. Sie erklärte, dass unter anderem ein fairer Marktstand geplant sei. Außerdem solle eine Schiller-Schokolade auf den Markt gebracht werden, die unter gerechten Bedingungen produziert wird. Ein Siegel von Transfair würde dabei helfen, die dahinter steckende Idee stärker ins Bewusstsein zu rücken, betonte der Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier. „Wir hätten sonst das Gefühl, mit angezogener Handbremse zu arbeiten“, sagte er. Man sehe auch keinen Grund, nicht mit dem Verein gemeinsame Sache zu machen. Mittlerweile haben sich auch drei Personen gefunden, die sich in einer Steuerungsgruppe einbringen würden – womit die Grundvoraussetzung erfüllt wäre, um auf das Label hinwirken zu können. Dieses Feuer wollte auch Sebastian Engelmann nicht austreten. „Ich trage weiter Skepsis in mir“, machte der Grüne aus seinem Herzen keine Mödergrube. Die Fairtrade-Waren würden beim Discounter gelegentlich sogar billiger und oft nicht viel teurer als Standard-Produkte in den Regalen stehen. Da frage er sich, wie bei den Bauern mehr Geld ankommen soll. Allerdings habe sich bei den Treffen der Ehrenamtlichen in Marbach gezeigt, dass dieses Siegel ein motivierendes Element sei. „Und auf die Ehrenamtlichen, die das tragen, kommt es an.“

Das sieht auch Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern so. Eine Plakette könne als Anreiz dienen. Und wenn sich so viele Bürger einbringen, sei das zu unterstützen. Insofern wolle man sich diesem Weg nicht versperren – auch wenn bei Bedarf rund um das Label auch kritische Fragen gestellt werden müssten. Das erwartet auch Dr. Dieter Zagel von der SPD. Natürlich könne man sich mit dem Label auch nicht zurücklehnen und sagen, es ist alles gut. Wichtig sei aber nun, ein Signal zu setzen und einen Anfang zu machen. Ulrich Frech von der CDU erinnerte zudem daran, dass es durchaus das Bewusstsein der Leute beeinflusse, wenn man lese, dass eine Kommune Fairtrade-Stadt ist. Dabei verwies er auf das Beispiel von Ludwigsburg, das damit auf den Straßen werbe. Hendrik Lüdke von Puls betonte, dass die Bauern dank Transfair Preise erzielen könnten, die über dem Weltmarkt liegen. Die Auszeichnung als Fair-Trade Stadt soll nicht das Ziel, sondern der Startschuss für weiterführendes Engagement sein. „Würden wir uns heute gegen diese Auszeichnung entscheiden, wäre das ein absolut falsches Signal und die ersten Ansätze für ein ,Marbach handelt fair’ würden eher auslaufen und im Keim erstickt“, erklärte er.