Rafael Senghaas findet in aktuellen Meldungen komische Querverbindungen. Foto: avanti

Der Kabarettist Rafael Senghaas hat im Marbacher Café Provinz seinen launisch auf das vergangene Jahr zurückgeblickt.

Marbach - Rafael Senghaas sagt: „Die besten Gags brauchen Zeit, bis sie zünden.“ Und tatsächlich dauert es eine Weile, bis die Ersten aus dem Publikum auflachen, nachdem er fragt: „Woher wusste Helene Fischer von Stuttgarts Feinstaubproblemen?“ Einige schauen fragend ihre Sitznachbarn an und langsam macht ein Wort die Runde: „Atemlos!“.

Zwei Dutzend Zuschauer sind am Samstagabend zu Rafael Senghaases siebten „Jahresrückblick“ ins Café Provinz gekommen, viele haben schon sein Programm in vergangenen Jahren gesehen. Ein Gast kommt bereits zum sechsten Mal und tatsächlich fragt ihn Senghaas in der Pause: „Weißt Du noch, wie ich im letzten Jahr die Zuschauer in der ersten Reihe gebeten habe, sich mit blauen Müllsäcken davor zu schützen, was jetzt kommt?“ Und er weiß auch, dass viele das schon nicht mehr lustig fanden. Von solchen Schockmomenten sieht er in diesem Jahr ab und herausgekommen ist ein schwäbisch vorgetragenes zweistündiges Programm.

Senghaas wohnt in Oberstenfeld und bezeichnet sich selbst als „Bottwartäler“. Das ganze Jahr über sammelt er Nachrichten aus der ganzen Welt „auf Zetteln in einem Karton“. Im November beginnt er dann mit der Suche nach komischen Querverbindungen, die sich für sein Programm eignen.

Gleich zu Beginn sagt er: „Es ist ganz schön schwer für mich, etwas zusammenzustellen, was für Sie ganz neu ist.“ Schließlich sei er heute als letztes dran mit seinem Jahresrückblick und alle hätten ja schon Dieter Nuhr und so gesehen. Dem Publikum gefällt es, jede seiner Schlagzeilen aus Marbach und der ganzen Welt wird mit Lachen quittiert – mal kräftiger, mal ein bisschen leiser. Aus Marbach zum Beispiel berichtet er, dass eine Magnetschwebebahn zwischen Marbach und Rielingshausen geplant sei. Bürgermeister Jan Trost habe gegenüber der Marbacher Zeitung gesagt: „Dann wäre man auf dieser Strecke fünf Minuten schneller.“ Außerdem stehe im nächsten Jahr ein Bürgerentscheid an, über den Verbleib Marbachs in Baden-Württemberg, das wäre dann der sogenannte „Mexit“.

Aber auch Themen aus der Bundespolitik, der Europäischen Union und der ganzen Welt nimmt er aufs Korn. Dabei geht er immer wieder in Interaktion mit dem Publikum, was ein wenig aus dem Ruder laufen kann, wenn mitteilungsbedürftige Zuschauer auf eher hypothetisch gemeinte Fragen ausführlich antworten. Ab und zu bleibt einem das Lachen fast im Halse stecken, wenn er seinen derben Humor auf einzelne Gäste lenkt: „Wer von euch hat so eine Frisur wie Angela Merkel?“ gehört dabei zu den harmloseren Fragen.

Mit „Werbung“ lockert er zwischendurch sein Programm auf, das mit Fragen endet, die er sich zum vergangenen Jahr stellt. Schade ist, dass er seinen Gags manchmal die Kraft wieder nimmt, indem er ein „Gell, der war gut“ oder „Des isch elles von mir“ hinterherschiebt.

Alles in allem hat es dem Publikum gut gefallen, um einen Tisch herum sitzt eine kleine Gruppe, die eine junge Frau auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht hat – sie hat schon das Vorjahresprogramm gesehen. „Uns hat es gut gefallen, vor allem der Lokalkolorit und dass er wirklich vor nichts Halt macht“, sagen sie übereinstimmend.