Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Die landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft (Labag) ist weiter auf Wachstumskurs.

Marbach - Auf die Politik ist Rainer Müller nicht gut zu sprechen. „Von den politisch Verantwortlichen werden immer wieder Entscheidungen getroffen, die fachlich nicht tragbar sind“, schimpft der Vorstandsvorsitzende der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft (Labag).

Am Mittwochabend versammelten sich in den Räumen der Marbacher Weingärtner rund 60 der 500 Mitglieder der seit 95 Jahren bestehenden Genossenschaft. Was die Landwirte zu hören bekamen, war im Großen und Ganzen aber erfreulich. Die Bilanzen sind gut, mit einem Umsatz von 28,6 Millionen Euro, einem Rekordumschlag von 56 000 Tonnen und einem Bilanzgewinn von mehr als 150 000 Euro erreicht die Labag Zahlen, die einem mittelständischen Unternehmen gut zu Gesichte stünden.

In den Mittelstand – und damit zum „Rückgrat der Gesellschaft“ – rechnete auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost die Genossenschaft. „Die Landwirtschaft ist in unserer Region ein bedeutender Wirtschaftszweig.“ Der „Fulltime-Job“ stärke nicht nur den ländlichen Raum, sondern sei auch für die Landschaftspflege im Kulturraum von zentraler Bedeutung. Dem gegenüber stehen Risiken wie Marktpreise, Witterung und Schädlinge. „Da gilt es, starke Nerven zu behalten.“

Mit ruhiger Hand hat Geschäftsführer Jürgen Häußermann die Weltmärkte im Blick. So schafft es die Labag, auch bei ungünstigen Marktentwicklungen ordentliche Preise zu erzielen. Wesentlicher Faktor beim Getreide ist der neue Silo in Marbach, der mit der lärmmindernden Einhausung fast eine Million Euro gekostet hat. Die 2013 getätigte Investition lohnt sich: Wer lagert und erst verkauft, wenn die Preise gut sind, macht unterm Strich mehr Gewinn.

Dabei sind viele Landwirte schon zufrieden, wenn sie kostendeckend arbeiten. In vielen Bereichen ist das nicht mehr der Fall, was man an Umstrukturierungen und Hofaufgaben sieht. So ist auch die Zahl der Mitglieder seit Jahren leicht rückläufig, insgesamt aber noch stabil, berichtete der Leiter des Finanz- und Rechnungswesens, Bruno Giering.

Und es dauere Jahre, bis sich die Investitionen rechnen. „Nicht nur die Erträge, auch die Aufwendungen haben sich erhöht“, so Giering. Ein Beispiel sei die im Jahr 2012 in Betrieb gegangene Tankstelle in Marbach, die durch ihre „hervorragende Lage“ in der Schillerstraße im vergangenen Jahr von fast 300 000 Kunden angesteuert wurde, aber immer noch nicht in der Gewinnzone angekommen ist

Die Tankstelle in Affalterbach laufe „nach kleineren Startschwierigkeiten“ mittlerweile gut. „Die Tankstellen sind mittel- und langfristig ein weiteres Standbein für unsere Genossenschaft“, stellte Häußermann fest. Ein „herber Rückschlag“ sei jedoch, dass an der Rielingshäuser Straße demnächst eine weitere Tankstelle eröffnen wird. Die Märkte in Marbach und Großbottwar laufen gut.

Die Entlastungen und Wahlen erfolgten einstimmig. Turnusgemäß stand die Wahl von Rainer Müller auf der Tagesordnung, der für weitere drei Jahre als Vorstandsvorsitzender bestätigt wurde. Für Albert Thumm aus Wolfsölden, der Anfang des vergangenen Jahres tödlich verunglückt war, wurde sein Sohn Alexander Thumm in den Aufsichtsrat gewählt. Karl Fischer aus Backnang-Oberschöntal schied altershalber nach zwölf Jahren aus dem Aufsichtsrat aus und wurde für seine Tätigkeit geehrt. Für ihn wurde Thomas Bollinger aus Burgstetten neu gewählt.