Foto: Archiv (Kuhnle)

Anita Gnann-Hass ist über die Erfahrungen einer Freundin während eines Aufenthalts im Marbacher Krankenhaus empört.

Marbach - Ins Krankenhaus geht niemand gerne. Im Wissen darum sieht sich Anita Gnann-Hass trotzdem verpflichtet, auf die Erfahrungen einer 80-jährigen Freundin im Marbacher Krankenhaus aufmerksam zu machen. Die Steinheimerin Gnann-Hass, als Präsidentin des Chorverbandes Friedrich Schiller im öffentlichen Leben eine feste Größe, scheut sich nicht, den Ausdruck „katastrophal“ zu verwenden. „Wenn ich im Alter im Krankenhaus so behandelt würde, möchte ich lieber sterben.“

Drastische Worte, die Gnann-Hass in den Mund nimmt, weil sie auf Zustände aufmerksam machen will, die aus ihrer Sicht dringend geändert gehören. Eine Freundin habe in der Woche vom 20. bis 26.  Januar auf der Station MA 3 der Inneren Abteilung gelegen. Der Grund des Aufenthalts: Ihr habe Wasser entfernt werden müssen. „Sie wohnt in Neckarweihingen, bekam aber zu hören, dass es im Ludwigsburger Klinikum keinen freien Platz mehr gebe.“ Auch in Marbach sei die Station sehr voll gewesen, berichtet Gnann-Hass. Die Freundin sei in einem Vier-Bett-Zimmer untergebracht worden. „Dort war es so eng, dass ihr Gehwagen zusammengeklappt beim Bett stehen musste.“

Empörend findet Gnann-Hass vor allem, dass in der Nacht von 23. auf 24. Januar die Nachtwache nicht kam, als sich eine Nachbarin, „die mehr tot als lebendig war“, die Sauerstoffversorgung herausgerissen habe. Es sei lange Zeit niemand gekommen, auch auf dem Flur war keine Pflegekraft zu sehen. „Die Frau lief blau an und wäre ohne meine Freundin wohl gestorben“, gibt Gnann-Hass deren Eindrücke von der Nacht wieder, in der die 80-Jährige – selbst Asthmatikerin – kein Auge mehr zugetan habe. Als die Nachtschwester schließlich doch zur Hilfe gekommen sei, habe diese ihre Freundin anschließend gebeten, sie solle auf die Mitpatientin aufpassen – dieses Maß an Verantwortung habe ihrer Freundin erst recht den Schlaf geraubt. Gnann-Hass vermutet, dass eine Nachtschwester für zwei Stationen zuständig sei. Sie möchte wissen, ob es im Marbacher Krankenhaus eine notorische Unterversorgung im Nachtdienst gibt. Auch müssten sich die Patienten in dem Vier-Bett-Zimmer eine Toilette mit vier Patienten eines Nachbarzimmers teilen. „Die hygienischen Zustände dort sind miserabel.“

Dass das Marbacher Krankenhaus im Altbau nicht mehr zeitgemäß ist, weiß Mathias Ziegler, Regionaldirektor der Regionalen Kliniken Holding (RKH) in Ludwigsburg. Eine Toilette für zwei Zimmer – „das ist leider so – das muss man beklagen.“ Er setze sich derzeit sehr für einen Neubau des Krankenhausteils ein (wir berichteten). Der Aufsichtsrat der Kliniken-gGmbH Ludwigsburg-Bietigheim sei die nächste Instanz, die entscheide. Außerdem stelle er das Konzept noch dem zuständigen Landesministerium vor. In einem Neubau würden die Patienten nur noch in Ein- und Zweibett-Zimmern untergebracht – mit mehr Platz und insgesamt mehr Betten.

In Marbach arbeiten nachts vier Schwestern. Sie teilen sich drei Stationen – die zweite Krankenpflegerin der größten Station MA 3 sei als Springer auch für Einlieferungen zuständig. „Eine Pflegekraft nachts für 15 Personen, das ist normalerweise ein gutes Verhältnis, besser als in anderen Krankenhäusern“, sagt Matthias Ziegler. Möglicherweise sei etwas in der Kommunikation schiefgelaufen. „Wenn das so ist, bedauern wir das.“

Drei Patienten seien in der Nacht in der Notaufnahme des Krankenhauses eingeliefert worden, berichtet Silvia Hoogs, Direktorin für Pflege- und Prozessmanagement. Eventuell sei es durch die Einlieferungen „punktuell“ zu einem Problem gekommen, sodass bei der Patientin der Eindruck entstanden sei, eine Schwester müsse sich gleichzeitig um zwei Stationen kümmern.