Das Kino kann zeitlich befristet von Kunst-Schülern des FSG benutzt werden. Foto: Archiv (Dominik Thewes)

Die Entscheidung über den Abriss und die künftige Nutzung des Marbacher Kinos ist vom Gemeinderat zurückgestellt worden.

Marbach - Kulturzentrum oder neue Parkplätze für die Innenstadt? Es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie das Kino-Areal in der Güntterstraße umgestaltet werden könnte. Und wäre es nach der Stadtverwaltung gegangen, hätte man über die Zukunft des Geländes auch erst nach der geplanten Instandsetzung des Pfundhauses Ende 2018 entschieden. Was nicht zuletzt damit zusammenhing, dass die im Pfundhaus gelagerten Akten während der Sanierung im Kino deponiert werden sollten. Doch bei diesen Plänen spielte der Gemeinderat am Donnerstagabend nicht mit. Das Gremium vertrat zwar ebenfalls die Auffassung, die Nutzung des Kinos noch nicht festzurren zu müssen. Gleichzeitig wollte man auch nicht die Zukunft des Areals in der Güntterstraße mit der des Pfundhauses verknüpfen. Stattdessen kam man überein, das Thema im Sommer 2016 noch einmal aufs Tapet zu bringen.

Grünes Licht gab es hingegen für einen Antrag der Grünen, das Kino bis dahin dem Friedrich-Schiller-Gymnasium zur Verfügung zu stellen. Vertreterinnen der Schule hatten sich mit der Bitte an die Stadt gewandt, das Gebäude für eine Ausstellung nutzen zu dürfen. Angedacht ist, von Zehntklässlern mit dem Kunstprofil intermediale Kommunikation unter anderem Videoarbeiten zu präsentieren. „Das kann ich mir vorstellen. Es dürfen nur keine Folgekosten für die Stadt entstehen“, betonte Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern. Sollte man zudem zu dem Schluss kommen, das Gebäude abreißen zu lassen, dürfe das keinesfalls an der Belegung durchs FSG scheitern.

Auch Heike Breitenbücher von der CDU war mit den Plänen des Gymnasiums und dem Antrag der Grünen einverstanden. Allerdings wie die Freien Wähler nur unter der Voraussetzung, dass die Stadt dafür kein Geld in die Hand nehmen muss und es sich lediglich um eine zeitlich befristete Lösung handelt. „Das ist problemlos“, pflichtete Hendrik Lüdke von Puls bei. Ernst Morlock von der SPD hatte an dem FSG-Vorstoß ebenfalls nichts auszusetzen. Für eine Nutzung durch die Schule über den Sommer 2016 hinaus sah er indes keine Notwendigkeit. Davon hält auch der Bürgermeister Jan Trost nichts. „Langfristig sind hier keine zwei Klassenzimmer denkbar“, stellte er fest und bezog sich damit auf eine weitere Idee des Gymnasiums, wonach im Kino dauerhaft Räumlichkeiten für den Kunst-Bereich geschaffen werden könnten. Der Rathauschef machte zudem klar, dass die Schüler das Gebäude verlassen müssen, wenn die Stadt das Areal je für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigen sollte.

Einig war sich der Gemeinderat zudem darin, den Abriss des Kinos erst dann ins Auge zu fassen, wenn die Aufnahme ins Landessanierungsprogramm geglückt ist. Ob das hinhaut, soll im Frühjahr 2016 feststehen. Bei einem positiven Bescheid könnten nämlich Zuschüsse für den Abriss abgeschöpft werden. Eine Aussicht, die die Freien Wähler und die SPD dazu brachte, einen gemeinsamen Antrag zurückzustellen. Darin hatten sie gefordert, das Kinogebäude schnellstmöglich abzubrechen, da es „einen Schandfleck im Herzen der Stadt darstellt“. Wenn dafür aber mit etwas Zuwarten Geld fließen könnte, „wäre es töricht, das jetzt zu machen“, räumte Michael Herzog ein. Zugleich äußerte er Zweifel daran, dass nur das Kino später als Lagerfläche dienen kann. „Es gibt genügend Raum beim Rathaus“, meinte er und erinnerte an die dort leer stehenden Immobilien.

Den Steuerzahlern wäre es nicht zu vermitteln, das Kino voreilig ohne Zuschüsse abzureißen, fand auch Heike Breitenbücher. Sie warnte zudem generell vor Schnellschüssen, weil Altstadtsanierung, Herrichten des Pfundhauses und Zukunft des Kinogeländes als enges Geflecht zu sehen seien. Zugleich habe sie Verständnis für die Einzelhändler, die mit der Parksituation unzufrieden sind. Vor dem Hintergrund erinnerte sie an das Parkierungskonzept, das die CDU gefordert habe. Ein Thema, an dem die Stadt dran ist. Nach Möglichkeit sollen Ingenieurbüros ihre Vorstellungen demnächst präsentieren.

Ohne das Konzept würde auch Hendrik Lüdke von Puls von einer Entscheidung zum Kino abraten. Wobei für ihn jetzt schon feststeht, dass eine vorübergehende Nutzung der Fläche als Parkraum, wie von SPD und Freien Wählern vorgeschlagen, keinen Sinn ergibt. Das locke nur weiteren Verkehr an, über dessen Belastung ohnehin schon geklagt werde.

Ernst Morlock wies ebenfalls darauf hin, dass noch etliche ungeklärte Dinge im Raum stünden wie das Parkierungskonzept oder die Frage nach dem Lagerraum für die Akten. Und es ergebe auch keinen Sinn, vor der Aufnahme ins Sanierungsprogramm den Abriss des Kinos in die Wege zu leiten. „Wir wollen aber nicht mit der Entscheidung warten, bis das Pfundhaus saniert ist“, betonte er – und schlug stattdessen den Juni 2016 vor. Dem konnte das Gremium folgen. Je nach Faktenlage sollen dann Nägel mit Köpfen gemacht werden oder das Ganze nochmals verschoben werden.