Foto: Archiv (Phillip Weingand)

Ein Gutachten stuft den Ausbau des Marbacher Krankenhauses zum altersmedizinischen Zentrum als richtig ein.

Marbach - Das Krankenhaus Marbach hat weiter gute Chancen, erhalten zu bleiben. Das geht aus dem Gutachten des Instituts Health Care Business GmbH hervor, das die Kreisräte im Aufsichtsrat der Regionalen Kliniken Holding (RKH) kürzlich in einer nicht öffentlichen Sitzung erstmals besprochen haben.

Zwar schreibt das Marbacher Krankenhaus mit einem Minus von 1,8 Millionen Euro die höchsten roten Zahlen der Häuser im Landkreis innerhalb des RKH-Klinikverbundes, doch bescheinigt das Gutachten der RKH, mit Marbach auf dem richtigen Weg zu sein. Denn im Unterschied zu anderen Krankenhäusern ist in der Schillerstadt schon seit Jahren eine Spezialisierung eingeleitet worden. Es entsteht ein altersmedizinisches Zentrum. Schon jetzt werden im neu gebauten Panorama-Gesundheitszentrum ältere Patienten in einer Tagesklinik behandelt, für die im Ludwigsburger Großklinikum kein Platz mehr ist. „Wir sehen uns in unserer Ausrichtung bestärkt“, sagt RKH-Regionaldirektor Matthias Ziegler auf Anfrage unserer Zeitung. Er plant, die dritte Stufe des Ausbaus: Ein alter Trakt des Marbacher Krankenhauses soll mit etwa 100 Betten eine stationäre Versorgung älterer Patienten ermöglichen. Dabei würden dann auch Demente besser versorgt.

Rückendeckung hat Ziegler von Landrat Rainer Haas: „Eine Schließung der Häuser in Marbach und Vaihingen steht nicht zur Debatte“, sagt der Kreischef auf Anfrage unserer Zeitung. Die politischen Gespräche über die Zukunft der Kliniken in Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Vaihingen und Marbach hätten erst begonnen. Er wolle keine Ergebnisse vorwegnehmen.

Beteiligt sind im Kliniken-Aufsichtsrat unter anderem die Marbacher Kreisräte Herbert Pötzsch (FW), Heike Breitenbücher (CDU), Ernst Morlock, Heinz Reichert (beide SPD) und Andreas Roll (Grüne). Sie müssen offenbar zwischen drei Szenarien entscheiden. Eines sieht auch die Schließung von Krankenhäusern im RKH-Gebiet vor. Die Holding unterhält Kliniken in den Kreisen Ludwigsburg, Enz und Karlsruhe.

Kleine Krankenhäuser wie die in Marbach oder Vaihingen haben nur eine Zukunft, wenn sie sich untereinander keine Konkurrenz machen, sondern ergänzen, ist sich der Marbacher Altbürgermeister Herbert Pötzsch sicher. Konsens im Kreistag sei bisher immer gewesen, alle vier Krankenhäuser zu erhalten. Allerdings verschlechterten sich laut Gutachten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleine Häuser deutlich, erklärt Pötzsch. „Größere Krankenhäuser haben auch ein größeres Leistungsspektrum – sie können damit durch teurere Eingriffe höhere Gewinne machen als kleine Häuser, die relativ viele schlecht bezahlte Eingriffe haben “, weiß der Kreisrat. Dieser Zusammenhang gelte im Übrigen bundesweit, auch für Privatkliniken.

Die Spezialisierung hält Pötzsch für ein wirksames Mittel, um gegenzusteuern. Im Gebiet der RKH gebe es praktisch alle zehn bis zwölf Kilometer ein Krankenhaus. „Wenn man das Leistungsspektrum abstimmt, sind die Entfernungen immer noch zumutbar.“ Herbert Pötzsch nennt als Vergleichsgröße die 50 Kilometer, die ein Patient in Mecklenburg-Vorpommern im Akutfall zugemutet werden, um das nächste Krankenhaus zu erreichen. „Wir in Baden-Württemberg sind gewiss stärker besiedelt, aber man sieht an den Landeskrankenhausgesetzen in anderen Bundesländern, wie gut wir es hier haben.“

Aus Sicht der Marbacher Verwaltung ist das Ergebnis des Health-Care-Gutachtens „erfreulich“, sagt der Bürgermeister Jan Trost. Das Krankenhaus nehme eine wichtige Funktion ein in der ärztlichen Versorgung – „nicht nur für Marbach, sondern auch für das Bottwartal“.