Im Neckar-Duell geht es körperbetont zur Sache, so auch zwischen Benningens Thiemo Storz (links) und FC-Spieler Timo Binder. Foto: avanti

Der Fußball-Bezirksligist gewinnt beim FC Marbach mit 2:1 (0:1), obwohl er nach zwei Minuten in Rückstand geraten war.

Marbach - Damit war nicht unbedingt zu rechnen: Der TSV 1899 Benningen hat gestern erstmals seit fünfeinhalb Jahren wieder das Nachbarschaftsduell gegen den FC Marbach für sich entschieden. Die Benninger fügten den auf Tabellenplatz eins stehenden Schillerstädtern beim 2:1 (0:1)-Erfolg die erste Heimniederlage in dieser Bezirksliga-Saison zu – und kletterten selbst empor auf Rang vier.

Mit einer stattlichen Kulisse und bei spätsommerlichem Wetter war im Hainbuch Stadion alles angerichtet für einen besonderen Fußball-Nachmittag. Nur der tiefe Rasen machte beiden Teams zu schaffen. Und das wirkte sich gleich auf das Ergebnis aus: 120 Sekunden waren gespielt, als Benningens Justin Hill im eigenen Strafraum der Ball versprang. Bei einem Klärungsversuch donnerte der Verteidiger das Leder dadurch unglücklich an den Innenpfosten, von wo der Ball zur FC-Führung ins Tor fiel. Zuvor hatte Marbachs Pierre Fees an der Mittellinie den Ball erkämpft, diesen auf Nesreddin Kenniche in die Sturmspitze gespielt, dem das Leder aber ebenfalls wegen des holprigen Untergrunds versprang. Erst so hatte der Ball überhaupt den Weg zu Unglücksrabe Justin Hill gefunden.

Mit der Führung im Rücken spielte sich Marbach weitere Chancen heraus. Benninger Angriffsversuche ließ der FC durch starkes Zweikampfverhalten im Keim ersticken. Nach einem Steilpass von Angelo de Capua war sein Sturmkollege Kenniche frei durch, der sich im Abschluss aber verkünstelte und an TSV-Keeper Dennis Vorbusch scheiterte (17.). Auch Timo Binder gelang es nicht, auf 2:0 zu erhöhen. Nach seinem Schuss rollte der Ball knapp am Gehäuse vorbei (22.). Einig waren sich nach Abpfiff beide Trainer: Zur Pause hätte Marbach mit 2:0 oder 3:0 führen müssen.

Doch ob der FC noch zu Recht zu elft auf dem Feld stand? Das war zumindest strittig. Denn Marbachs Torhüter Patrick Demut foulte außerhalb des Strafraums den heranstürmenden Rui Carvalho. Der Flügelflitzer hatte den Ball bereits vorbeigelegt, wäre aufs leere Tor zugelaufen. Da aber noch Abwehrspieler in der Nähe waren, entschied der Schiedsrichter „nur“ auf Gelb für Keeper Demut (27.).

Dennoch: Je länger das Spiel dauerte, desto besser kamen die Gäste ins Spiel. In die Karten spielte ihnen, dass beim FC Spieler wie Philipp Bez, Kordian Zieba und Steffen Leibold mit Gelb verwarnt wurden und so im Zweikampf nicht mehr alles in die Waagschale werfen konnten. Zu nennenswerten Tormöglichkeiten kam Benningen erst nach einer Stunde – dann aber gleich richtig. Ausgerechnet Patrick Flamm, das muss man so sagen, war es, der für den inzwischen mindestens ebenbürtigen Gast zum 1:1 traf (62.). Nach einem langen Pass von Steffen Widmaier schoss der Angreifer, der bis Sommer für den FC auf Torejagd gegangen war, den Ball aus 16 Metern an den Innenpfosten der langen Torecke, von wo der Ball ins Tor sprang (62.).

Benningen hatte das Geschehen nun im Griff und wurde belohnt: Per Foulelfmeter traf Steffen Widmaier zum umjubelten Auswärtssieg (85.). Zuvor hatte Haiko Eggert an der Strafraumkante Fatih Yücel zu Fall gebracht. Marbach hingegen entwickelte in der zweiten Hälfte keine Durchschlagskraft mehr. In der Schlussphase der für den Schiedsrichter schwierig zu leitenden Partie wurde es dennoch hektisch. An der Außenlinie klärte Marbachs Nicola de Pilla den Ball ins Aus, grätschte dabei Carvalho um. Der Unparteiische entschied auf Rot – eine harte Entscheidung. Doch auch Benningen beendete das Spiel zu zehnt. Dennis Michelfelder auf Seiten des TSV verlor in der Rudelbildung die Fassung, und musste mit Rot vom Platz.

„Man hat gesehen, dass wir personell auf dem Zahnfleisch daherkommen. Das wird sich bis zur Winterpause leider auch nicht ändern“, sagte Christian Seeber, der sich über die mangelhafte Chancenverwertung im ersten Durchgang ärgerte. „Dafür wurden wir bestraft, auch wenn der Schiedsrichter in der zweiten Halbzeit meiner Meinung nach ein Benninger Trikot anhatte.“ Sein Trainer-Kollege Marc Reinhardt war „stolz auf seine Jungs“. „Nach der Anfangsviertelstunde waren wir von der Spielanlage her besser und ich habe den Jungs in der Kabine auch gesagt, dass wir nicht verlieren werden.“ Er sollte Recht behalten. Reinhardt: „Ich glaube, wir haben die Liga ein Stück spannender gemacht.“

FC Marbach:
Demut – Weinzierl (61. Caniglia), Eggert, Bez, Dregan (87. Benz) – Fees, Leibold, Zieba, Binder – de Capua, Kenniche (61. de Pilla). TSV 1899 Benningen:
Vorbusch – Storz, Hill, Kordt, Malecek (90. Michelfelder) – D. Claus (67. Yücel), Mandau (61. Schnalke), Widmaier, Carvalho – Djurdjevoc, Flamm (79. Heusel).