Man ist miteinander ins Gespräch gekommen. Foto: avanti

Die Mitglieder des Arbeitskreises Asyl haben am Samstagvormittag zum Café International an den Marbacher Marktbrunnen eingeladen.

Marbach - Ein Besuch des samstäglichen Wochenmarktes der Schillerstadt lohnt sich immer. Man erledigt den Einkauf fürs Wochenende, man trifft sich und man kommt ins Plaudern. Am vergangenen Samstag lohnte der Besuch jedoch besonders, denn die Ehrenamtlichen des Arbeitskreises (AK) Asyl hatten zum Café International an den Marktbrunnen eingeladen.

An Biertischen konnten die Marktbesucher Kaffee oder Tee trinken und selbst gebackenen Kuchen sowie von den Geflüchteten zubereitete Speisen essen. Direkt neben dem Brunnen hatte die Jongliergruppe Kajom der katholischen Kirchengemeinde ihre Utensilien aufgebaut, um vor allem die Kinder zu unterhalten und für das Jonglieren zu begeistern. Elisabeth Böckmann verkaufte an einem Tisch Taschen, die sie zusammen mit geflüchteten Frauen genäht hatte und Mazen Mohsen, ein junger Syrer, der seit zwei Jahren und einem Monat in Marbach ist, unterstrich die gelöste Atmosphäre mit seiner Gitarre und seinem Gesang.

Eigentlich trifft sich das Café International einmal im Monat in der katholischen Kirche, berichtet Thomas Bantle. „Aber da sind wir immer nur unter uns. Fremde kommen kaum.“ Gemeinsam mit Grünen-Stadtrat Sebastian Engelmann, der im AK mitarbeitet, kam Bantle auf die Idee, mit dem Café einmal nach draußen zu gehen, um in der Öffentlichkeit mehr als bisher wahrgenommen zu werden, Berührungsängste abzubauen und größere Akzeptanz zu bekommen. Vor drei Wochen sprach Bantle bei Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling vor, „und dann ging alles ganz schnell“, freut er sich über die Unterstützung der Stadt. Aber nicht nur über die. „Herr Aupperle von der Metzgerei Morlock hat uns die Tische zur Verfügung gestellt, und der Tobias-Mayer-Verein hätte uns ein Zelt gegeben, wenn es geregnet hätte. Das ist ein schönes Miteinander und nicht selbstverständlich.“ Doch Petrus meint es gut und schickt warme Sonnenstrahlen, ein Zelt wird nicht gebraucht.

Seit zweieinhalb Jahren engagiert sich Thomas Bantle im AK Asyl und ist für das Café International verantwortlich. Auslöser für das Engagement des Marbachers waren die flüchtlingsfeindlichen Demonstrationen im Osten Deutschlands. „Da wollte ich für mich persönlich einen Kontrapunkt setzen.“ Bereut hat er den Schritt noch nie. Unter den Geflüchteten gebe es alle Facetten von Menschen. „Wie bei uns Deutschen auch.“ Schwierig sei es, eine gewisse Verbindlichkeit an die Menschen heranzubekommen. In Sachen Termineinhaltung etwa. „Das ist einfach eine andere Mentalität“, sagt Bantle.

Marbach erlebe er als eine offene Stadt, so Bantle. Nach dem Ergebnis der Bundestagswahl habe er sich im Vorfeld des Cafés allerdings schon kurz überlegt, was passiere, wenn etwa ein „Pöbler“ auf den Marktplatz komme. „Was aber gottseidank nicht eingetroffen ist.“

Was wünschen sich die Aktiven im AK Asyl? Wo klemmt’s? Die Antwort kommt schnell. Mehr Paten könnte man gebrauchen, erzählt Ingeborg Elsäßer. Also Menschen, die Geflüchtete begleiten und im Alltag unterstützen. „Das kann man sich zeitlich einteilen und eingrenzen“, betont sie. „Die Geflüchteten stehen nicht dauernd vor der Haustüre und sind nicht fordernd, sondern eher zurückhaltend. Man kann Anliegen auch ablehnen.“ Elsäßer selbst betreut seit drei Jahren unter anderem eine Serbin. „Ich besuche sie einmal in der Woche und schaue, was sie an amtlichen Schreiben bekommen hat oder gehe mit zum Arzt. Das ist leistbar. Wir freuen uns über jeden, der bei uns mitmacht.“