Die Kerzen durfte jeder Besucher im Anschluss als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Foto: Werner Kuhnle

Die örtlichen Kirchengemeinden haben gemeinsam den Jahresabschluss auf dem Burgplatz gefeiert. Dabei wurden Impulse für ein engeres Miteinander gegeben. Es sei wichtig, offen aufeinander zuzugehen.

Marbach - Es ist Silvesterabend in Marbach. Der Burgplatz ist gefüllt mit Menschen, aber noch ist nicht Mitternacht und noch steigen keine Raketen in den Himmel. Die Lichter, die beim Jahresabschluss der drei Marbacher Kirchengemeinden zum Einsatz kommen sind deutlich kleiner, aber sie tragen eine große Botschaft – Frieden. Während um 17 Uhr noch die Gemeinden je für sich Gottesdienst feierten, kamen danach die Gläubigen aller drei Konfessionen zusammen, um das Jahr in der Gemeinschaft zu beschließen.

Und so dauerte es auch nicht lange, bis sich der Burgplatz mit Menschen füllte. Groß und Klein waren dabei. Im Eingangsbereich des Platzes in der Marbacher Innenstadt wurde an jeden Besucher ein „Friedenslicht von Bethlehem“ verteilt – eine weiße Kerze. Der Schein der Flammen sorgte für zusätzlich noch für eine besondere Atmosphäre.

Eröffnet wurde der Jahresabschluss dann vom katholischen Pfarrer Stefan Spitznagel, dem Pastor Dieter Jäger von der evangelisch-methodistischen Kirche folgte. Er setzte den Impuls für den Abend mit einem Bild des expressionistischen Künstlers Wassily Kandinsky, das in dieser Zeit auf dem Platz verteilt wurde.

Es zeigt die bekannte Szene des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Ein Motiv, dass sich immer wieder in der Kunst findet. Das Bild von Kandinsky hat aber eine Besonderheit, wie Pastor Dieter Jäger aufmerksam macht. „So gut wie alle Szenen finden in einem Haus oder Raum statt. Kandinsky malt dagegen das Bild eines Tisches in der freien Natur.“ So findet man im Hintergrund des Gemäldes Berge, Bäume, die Sonne und saftige Wiesen. Ein Vorhang im rechten Bildrand schafft wiederum eine Verbindung zum Häuslichen.

Eine schöne Inspiration, die jeder für sich selbst mit nach Hause nehmen und nach eigenen Wünschen umsetzen kann, wie Pastor Jäger anregte. Warum nicht einmal selbst ein gemeinsames Essen „unter freiem Himmel“ veranstalten. Das könne auch unter einem Dach sein, es gehe vor allem um die „Öffentlichkeit“ und auch darum, sich den Mitmenschen gegenüber zu öffnen und auf diese Weise vielleicht auch einmal mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Die Gemeinschaft untereinander zu stärken, indem man „an einen Tisch“ kommt und miteinander Zeit verbringt, sei auch in der aktuellen Flüchtlingslage eine gute Möglichkeit zueinander zu finden.

Als symbolische Geste reichten sich die Besucher anschließend zum Friedensgruß die Hände. Außerdem wurde gemeinsam mit Pfarrer Frank Wessel von der evangelischen Kirche das „Vater Unser“ gebetet. Umrahmt wurde die Feier dann noch mit zwei Liedern, die alle Besucher gemeinsam sangen. Zum einen den Lobpreis „Nun danket alle Gott“ und zum anderen „Der du die Zeit in Händen hast“, das sich passend zum Anlass des Jahreswechsels zeigte.

Nach rund 20 Minuten war die Feier zum Jahresabschluss vorüber, wirkte aber noch nach. So wurde Brigitte Jäger, die Frau von Pastor Jäger, im Anschluss etwa von Jugendlichen auf ihre Kerze angesprochen. Und so verbreitet sich die Botschaft immer weiter. Von Mensch zu Mensch.