Im Herbst wird der Gemeinderat entscheiden, ob das Baugebiet weiter verfolgt oder eingestampft wird. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Bericht über Notwendigkeit eines Neubaugebietes hat auf Facebook etliche Reaktionen ausgelöst.

Marbach - Der Artikel „Weniger Einwohner, mehr Wohnungen“ vom 24. August hat etliche Reaktionen ausgelöst. Es ging um die Frage, ob bei stagnierenden Einwohnerzahlen das Neubaugebiet Kreuzäcker an der Affalterbacher Straße wirklich notwendig ist. Zumal die zu erwartenden Preise wohl weit über dem liegen, was Familien sich leisten können.

Ein Facebook-Nutzer schreibt auf der Seite der Marbacher Zeitung: „Es gibt keinen bezahlbare Wohnungen mehr.“ Eine andere Nutzerin meint: „Wenn es doch so viele Wohnungen gibt, wieso finden wir dann seit zwei Jahren keine?“ Eine weitere kommentiert: „Ich brauche auch eine 4-Zimmer-Wohnung. Aber bezahlbar. Fakt ist, liebe Stadt Marbach: Baut endlich Sozialwohnungen für die Bürger, damit jeder normal leben kann.“ Alleinerziehende, Rentner, Arbeitslose und Familien mit geringem Einkommen hätten wohl kaum eine Chance auf die eigenen vier Wände.

Auch über die Gründe für Wohnungsknappheit und hohe Preise wird spekuliert. Die Bodenpreise in anderen Orten seien einfach weit niedriger als in Marbach, meint hierzu ein User. „Es kann und darf nicht sein, dass hier nur noch Reiche bauen dürfen und die anderen keine Chance auf bezahlbaren Wohnraum haben.“

Ein weiterer Nutzer ist der Meinung, dass der Mangel an Wohnungen darauf zurückzuführen ist, dass weniger Personen in einem Haus oder einer Wohnung leben. Tatsächlich hat laut der „Statistik Kommunal“ von 2016 die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner in Marbach von 43 auf 45 Quadratmeter zugenommen. Das entspricht dem Landesdurchschnitt.

Bürgermeister Jan Trost, der sich nicht in die Diskussion auf Facebook eingeklinkt hat, aber direkt seinen Kommentar an die Redaktion geschickt hat, sieht die statistischen Zahlen mit einem kritischen Blick. „Bei genauerer Betrachtung sind die Einwohnerzahlen in Marbach gestiegen, da sich die Basisgrundlage geändert hat.“ Im Jahr 2011 wurden die Bevölkerungszahlen durch einen Zensus fortgeschrieben. „Würde man diese Zahl fortschreiben, hätten wir heute in Marbach 15 700 Einwohner.“

Woher diese statistische Diskrepanz – der Statistikbericht nennt nur 15 477 Einwohner – kommt, kann sich Trost allerdings auch nicht erklären. „Es gibt immer viel Bewegung in der Bevölkerung“, sagt der Bürgermeister der Schillerstadt. Bei den Verheirateten gebe es deutlich mehr Wegzüge als Zuzüge: Unterm Strich sind aus dieser Bevölkerungsgruppe im Jahr in den vergangenen beiden Jahren 36 Personen weniger zu verzeichnen. Dies weise darauf hin, dass junge Paare und Familien zu wenig Wohnraum finden.

Im Neubaugebiet Kreuzäcker will man Wohnraum zu erträglichen Preisen ermöglichen. Dies steht in Gefahr seit ein Bauträger einen Großteil der Flächen aufgekauft hat. „Wir führen intensive Gespräche“, so Trost. Im Herbst werde der Marbacher Gemeinderat entscheiden, wie es mit dem Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße weitergehen wird. „Von den Gesprächen hängt es ab, ob wir das Baugebiet weiter verfolgen oder ob es eingestampft wird.“

Nicht nur bei jungen Familien, auch bei den hochbetagten Senioren gebe es viele Wegzüge. „In Marbach mangelt es an modernen, barrierefreien Wohnungen für Senioren“, stellt der Bürgermeister der Schillerstadt fest. Nach dem Kreispflegeplan gebe es rund 50 Pflegeplätze zu wenig in Marbach. „Dem werden wir mit dem neuen, projektierten Pflegeheim mit barrierefreien Seniorenwohnungen in Rielingshausen gegensteuern.“

Kürzlich beim Besuch des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder, sagte Jan Trost zur Nachfrage nach Wohnraum und der Unterbringung von Asylbewerbern: „Das Leben hier in Marbach ist leider sehr teuer geworden. Es ist hier besonders schwierig, neuen Wohnraum zu schaffen.“ Ein geänderter Verteilungsschlüssel für Asylbewerber könnte dazu beitragen, dass die Flüchtlinge nicht hauptsächlich dort untergebracht werden müssen, wo eh schon viele Menschen wohnen.

Der Bürgermeister betonte aber gleichzeitig: „Wir wollen Arme nicht an die Peripherie drängen. Wir wollen hier in Marbach eine Stadt für alle sein.“