Die Sozialdemokraten stoßen mit anderen im Foyer des Rathauses mit Sekt auf den Wahlsieg an. Foto: Werner Kuhnle

Die CDU verliert einen Sitz, Grüne und FW halten ihre Mandate. Die Liste PULS schafft auf Anhieb zwei Sitze.

Marbach - Die Sozialdemokraten stellen im nächsten Gemeinderat die stärkste Fraktion. Das Strahlen auf Ute Rößners Gesicht könnte kaum größer sein. „Das ist ein fantastisches Ergebnis“, jubelt sie, als kurz nach halb sechs das vorläufige Endergebnis feststeht und klar ist: Die SPD kann 29,9 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich verbuchen und verzeichnet als einzige Fraktion sogar ein leichtes Plus von 0,9 Prozent. Die sieben Sitze sind sicher, alle amtierenden Räte sind bestätigt. Für Heinz Reichert keine Überraschung. „Wir hatten die beste Liste und keine Abgänger“, sagt der Fraktionsvorsitzende selbstbewusst.

Alle anderen bereits im Gremium vertretenen Fraktionen müssen hingegen mit Verlusten leben. Die Freien Wähler verlieren 0,7 Prozent, die Grünen sogar 2,6 Prozent. Dennoch können beide im Gegensatz zur CDU ihre Sitze halten. Die Christdemokraten verlieren 3,9 Prozent und sind die Verlierer der Wahl. Sie müssen einen Sitz abgeben und sind jetzt mit sechs Mandaten gleichauf mit den Freien Wählern.

Entsprechend groß ist die Enttäuschung. Arnegunde Bärlin ist die erste CDU-Rätin, die im Foyer das Ergebnis auf der Leinwand mitverfolgt. „Es war unser Ziel, die sieben Sitze zu halten, aber das ist uns nicht gelungen.“ Wobei klar gewesen sei, dass ihrer Fraktion die Stimmen von Walter Bogner fehlen würden. Das sieht auch Ulrich Frech so. Von einem „enttäuschenden Ergebnis“ spricht der Marbacher. „Und den Weggang von Walter Bogner kann man auf Anhieb nicht ersetzen.“

Die Freien Wähler konnten die Lücke, die Eberhard Hubrig gerissen hat, hingegen füllen. 1637 Stimmen erreicht Tanja Lutz und steht fraktionsintern damit als Newcomer sogar auf Platz fünf. Ein Ergebnis, das Dr. Michael Herzog freut. „Ich bin rundum zufrieden – mit dem Ergebnis der ganzen Fraktion, dass Tanja Lutz es geschafft hat und mit meinem eigenen“, sagt er. Herzog konnte sein Ergebnis von 2009 noch einmal toppen und hat 435 Stimmen mehr bekommen. Darüber hinaus löst er mit seinen 4123 Stimmen Dieter Zagel (SPD) als Vize-Stimmenkönig ab. Allerdings mit einem deutlichen Abstand zum Liebling der Marbacher: Satte 5297 Stimmen gehen auf das Konto von SPD-Rat Ernst Morlock – das sind noch einmal 841 Stimmen mehr als vor fünf Jahren, als Morlock auch schon Stimmenkönig war. Die Grünen freuen sich trotz der Stimmenverluste. Denn durch das Antreten der neuen Liste PULS sei das Ergebnis nicht kalkulierbar gewesen, resümieren der Ortsverbandsvorsitzende Andreas Roll und der Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen, der ebenfalls in Marbach vorbeischaut. „Dass uns PULS Stimmen kosten würde, kann nicht wirklich überraschen, aber wir haben die vier Sitze gehalten – obwohl Karin Moll nicht wieder angetreten ist“, so Roll. Ihren Sitz hat sich Sebastian Engelmann geholt. 1850 Stimmen hat er bekommen – nur 142 weniger als Barbara Eßlinger, die die Liste von Bündnis 90/Die Grünen in der Schillerstadt anführt. Als er kurz nach sechs Richtung Rathaus eilt, wird er von Heinz Reichert und Ute Rößner bereits beglückwünscht. „Den hätten wir auch gerne gehabt“, sagt Reichert und lacht.

Auf sich warten lässt an diesem Abend Hendrik Lüdke. Erst kurz vor 19 Uhr ist er vor Ort. Zwei Sitze haben er und Slimane Arroudji beim ersten Anlauf für PULS geholt. Letzterer strahlt übers ganze Gesicht. „Ich wollte auf jeden Fall in den Gemeinderat und freue mich, dass ich in der Stadt, in der ich seit 15 Jahren lebe, mitwirken kann.“ Bei Lüdke ist die Freude etwas gedämpft. Zwei Sitze, das sei natürlich gut – aber was die Prozentzahl angehe, so habe er sich nicht nur 6,3 Prozent, sondern ein zweistelliges Ergebnis erhofft, so Lüdke. „Jetzt hoffe ich auf einen Sitz im Ausschuss, aber das müsste eigentlich klappen.“ 2699 Stimmen hatte Lüdke vor fünf Jahren für die Grünen geholt. Mit PULS (Parteiunabhängige Liste Solidarität) kam Lüdke am Sonntag auf 1742 Stimmen.

Die Wahlbeteiligung lag mit 54,5 Prozent nur knapp unter der von 2009. Damals hatten 55,4 Prozent der stimmberechtigten Bürger ihre Kreuze gemacht.