Der Auto Peter Frömmig lebt seit 22 Jahren in Marbach. Foto: privat

Das neue Buch von Peter Frömmig handelt von Liebe auf Zeit – für einen Sommer in Venedig.

Dass etwas lange Entstandenes und Liegengebliebenes wieder aus der Versenkung gehoben wird“, das ist für Peter Frömmig etwa Besonderes an seinem neuen Buch „Venedig lebt noch. Erzählung eines Sommers“, das 2017 erschienen ist. Es sei auf Anregung des Verlegers hin entstanden, erklärt der Autor. Dabei habe die Konzeption vorgelegen, jedem Kapitel eine Schwarzweiß-Fotografie voranzustellen. Und das ist mit den Fotografien von Jörg Henninger „kongenial“ gelungen – wie es im Klappentext heißt.

Schon die Entstehung des Buches ist eine wunderbare Geschichte. Und wenn Peter Frömmig darüber spricht, wird klar, wie gut der Inhalt des Buches dazu passt. In der Erzählung geht es um die Liebe zwischen einer Amerikanerin und einem Deutschen in der Lagunenstadt. „Es bleibt alles in der Schwebe“, sagt der Autor im Gespräch: „Die Spannung liegt darin, dass vieles ungesagt, ungewiss und unausgesprochen ist.“ Und trotzdem sei es ein Handlungsbuch. Es werde nachgedacht über Existenzielles, über heutiges Leben. Über die Unmöglichkeit in einer Zeit zu lieben, die von Materiellem geprägt ist und die Poesie kaum zulasse. „Es geht um eine Liebe auf Zeit“, sagt Peter Frömmig, und: „Es geht um das Risiko, im anderen aufzugehen und dabei abhanden zu kommen.“

Einmal nur war der Autor in Venedig – im Sommer 1981. Und anschließend hat er diese Erzählung in Freiburg geschrieben, auf seiner kleinen Reiseschreibmaschine. Dort hatte er vorübergehend gewohnt, bei einem Freund, den er in Amerika kennengelernt hatte. Dieser Freund – ein Fotograf – habe in ihm die Sehnsucht nach seiner Heimat in Deutschland geweckt. „Ich hatte festgestellt, wie wichtig mir die deutsche Sprache und Kultur sind und wie sehr mir beides fehlte.“ Und nun, in Freiburg, kommt der Fotograf mit den herrlichen Fotos aus Venedig aus der Dunkelkammer. Unglaublich, dass Jörg Henninger zufällig im gleichen Sommer wie der Autor dort war. Allerdings „schlummerte das Material fortan in meinem Privatarchiv“. Bis schließlich Verleger Klaus Isele, der 2016 Frömmigs Buch „Die Liebe zur Peripherie“ herausbrachte, durch einen darin enthaltenen autobiographischen Bericht von dem liegen gebliebenen Projekt erfuhr und ihn beauftragte, den Text zu überarbeiten.

Vorgestellt hat Peter Frömmig sein neues Buch in Marbach bei einer Lesung im Rahmen der „Nachtschicht Kunst“ . Die kleine Ausstellung dazu, mit einer Auswahl aus den Schwarz-Weiß-Fotografien von Jörg Henninger, ist noch bis zum 4. September im zweiten Stock des Rathauses zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Jedem der zwölf Kapitel im Buch ist ein solches Foto vorangestellt, auf das der dann folgende Text Bezug nimmt. Bei der Überarbeitung hat sich Frömmig vorgenommen, den Text seinem heutigen Verständnis von Literatur anzunähern. „Das war das härteste Stück Arbeit, das ich je hatte“, sagt der Schriftsteller schmunzelnd.

Mittlerweile umfasst das literarische Werk des Marbacher Schriftstellers zahlreiche Bücher, viele davon sind in den vergangenen Jahren entstanden und in verschiedenen Verlagen erschienen. Eines davon ist das Buch „Auf langen Wegen in kleiner Stadt“, das der Autor als seine „literarische Hommage und Annäherung an Marbach“ sieht. Entstanden sei dabei ein Stadtspaziergang mit einem Gast, den er durch Marbach führt und ihm die kleine Stadt aus ungewöhnlichen Blickwinkeln zeigt. Noch nie habe Peter Frömmig so lange an einem Ort gelebt wie hier. Mittlerweile seien es 22 Jahre geworden. Zuvor hat er auch längere Zeit schon in Köln, Salzburg, in den USA, in Wien und zuletzt in Freiburg verbracht. Erst in Marbach schließlich sei er durch seine Tochter heimisch geworden.

„Mit allen Orten, an denen ich je gelebt habe“, sagt der 1946 in Eilenburg bei Leipzig geborene Schriftsteller, sei er verbunden, richtig verwurzelt sei er aber nirgends. „Ich habe eher Luftwurzeln, die verbreitet sind über die ganze Welt.“