Die Räumlichkeiten des Juweliers Oppenländer werden bald anderweitig genutzt. Foto: Sandra Brock/dpa

Die Postagentur zieht in die Güntterstraße 5, wo sich derzeit noch ein Juwelier befindet. Eröffnet wird die Filiale am 1. Februar.

Marbach - Anfang September wurde öffentlich, was man sich in der Gerüchteküche schon länger zugeflüstert hatte: Druti wird von der Güntterstraße 16 in die Marktstraße 15 ziehen (wir berichteten). Gunter Jazdziewski, Chef des Fachgeschäfts, machte zugleich deutlich, dass die Postagentur ihn auf seinem Weg in die Altstadt nicht begleiten werde. Daraufhin fragten sich viele Bürger, wo sie künftig Päckchen und Briefe aufgeben können. Die Antwort steht nun fest: Die Post findet in der Güntterstraße 5 ein neues Zuhause, wo derzeit der Juwelier Oppenländer Schmuck und Uhren verkauft. „Wir hören auf“, sagt Claudia Tschimmel, die Inhaberin des renommierten Hauses. Mit dem Gedanken habe sie schon länger gespielt. In Marbach habe man keine Zukunft gesehen. In der Innenstadt fehle die Kundenfrequenz. „Das ist ein Strukturproblem“, erklärt Claudia Tschimmel. Parkplätze seien Mangelware. Also habe sie die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, als sich die Chance mit dem neuen Mieter ergeben habe.

Bei dem Juwelier werden sich Ende Dezember die Türen für immer schließen. Am 1. Februar wird die Postagentur dann erstmals Kunden in den Räumlichkeiten empfangen. Betrieben wird die Niederlassung von Adriane Haußmann. Die 29-Jährige ist kein Neuling in der Branche. 2014 habe sie die erste Postniederlassung in Stuttgart übernommen, berichtet sie. Nur ein Jahr später eröffnete sie schon die zweite Filiale, wiederum in der Landeshauptstadt. „Es hätte also wunderbar in den Jahres-Rhythmus gepasst, wenn wir bereits 2016 in Marbach angefangen hätten“, sagt sie schmunzelnd. Das habe aber nicht ganz hingehauen – worüber sie im Nachhinein sogar froh ist. Denn nun könne sie sich im stressigen Weihnachtsgeschäft auf die beiden Standorte in Stuttgart konzentrieren, um dann in ruhigeren Zeiten in der Schillerstadt loszulegen.

Adriane Haußmann weist darauf hin, dass in der Güntterstraße 5 auch das ganze Portfolio der Postbank angeboten werde. „Alles, was die Post erlaubt, am Schalter machen zu dürfen, bieten wir an“, kündigt sie an. Das reiche von der Kontoeröffnung bis hin zu Angelegenheiten rund ums Sparbuch. „Die Postfachanlage bleibt auch. Wir haben viel Erfahrung mit Gewerbekunden“, sagt Adriane Haußmann. Zu diesen postspezifischen Leistungen geselle sich mit einem Ladengeschäft ein weiterer Baustein. Welche Produkte dort verkauft werden, will Adriane Haußmann allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt verraten. „Wir möchten auf jeden Fall nicht zu bestehenden Läden in Konkurrenz treten“, kann sie vorab schon preisgeben. Vielmehr wolle man Produkte ins Portfolio nehmen, die man in Marbach bislang nicht finde.

Den Beschluss, sich um eine dritte Filiale kümmern zu wollen, sei den Verantwortlichen der Post im Sommer übermittelt worden, berichtet Adriane Haußmann. Daraufhin sei der Suchlauf gestartet worden und irgendwann Marbach auf dem Schirm aufgetaucht. Das Problem sei allerdings gewesen, hier eine geeignete Immobilie zu finden. Der bisherige Standort in der Güntterstraße 16 ist beispielsweise nicht nach dem Geschmack von Adriane Haußmann gewesen. Die Immobilie sei für ihre Zwecke viel zu groß, sagt sie. Außerdem hätten sich Anwohner über die andienenden Lastwagen beschwert. Mit Hilfe der Post und des Bürgermeisters Jan Trost habe man aber letztlich mit dem Oppenländer-Bau doch ein geeignetes Domizil gefunden.

Diese Lösung bezeichnet auch Jan Trost als „rund“. Wobei er die ganze Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt. Schade findet er, dass mit dem Juwelier Oppenländer ein Traditionsgeschäft schließt. Froh ist der Rathauschef hingegen, dass die Post nicht aus dem innerörtlichen Bild verschwindet und damit ein Frequenzbringer für die Innenstadt erhalten bleibt. Der Bürgermeister findet es allerdings „nicht ganz optimal“, dass zwischen Schließung der alten und Eröffnung der neuen Filiale ein ganzer Monat liegt. In der Zeit müssten die Marbacher Päckchen auswärts abholen. Postfächer würden hingegen im Januar weiter in Marbach betrieben, hat Adriane Haußmann von der Post erfahren.

Und das Haus in der Güntherstraße 16? Vom Eigentümer habe er erfahren, dass das Gebäude verkauft werden soll, sagt Jan Trost. Und wenn die Verantwortlichen im Rathaus nicht völlig falsch mit ihrer Einschätzung liegen, dürften die Räumlichkeiten nach dem Druti-Auszug nicht lange brachliegen. „Aus unserer Sicht ist das mit die attraktivste Fläche“, sagt Trost.