Foto: Werner Kuhnle

In der Reihe politik.live der Schiller-Volkshochschule haben Gäste die Firma Leopold in Marbach besucht. Dort werden Verpackungen, auch für Müslis, hergestellt.

Marbach - Wenn morgens die Müslipackungen, mittags die Kartons der Tiefkühlpizza und am Wochenende vielleicht die von Backmischungen geöffnet werden, dann ahnen wohl die wenigsten, dass die Verpackung in Marbach gefertigt wird. 2007 hat die Firma Leopold im Industrie-und Technologiepark am Kraftwerk einen der „modernsten Faltschachtelfertigungsbetriebe“ errichtet, wie der Firmenprospekt verkündet. Investitionsvolumen inklusive Maschinen:50 Millionen Euro. 2011 kamen ein Anbau und das Hochregallager hinzu. Die Schiller-Volkshochschule (VHS) bot nun erstmals zwanzig Interessierten die Möglichkeit, gemeinsam mit Bürgermeister Jan Trost das Werk zu besichtigen. „Die Firma ist sehr restriktiv, was die Zahl der Teilnehmer und die Zahl der Führungen betrifft“, sagte VHS-Leiter Jürgen Schmiedel. Das liegt daran, dass hier überwiegend Verpackungen für die Lebensmittelindustrie gefertigt werden. Wer bei einer Führung mitmacht, muss vorher die Hände waschen, darf weder Essen, Trinken noch Kaugummis mitnehmen, sogar die Armbanduhren müssen abgelegt werden. Nur Eheringe sind erlaubt. Außerdem darf man keine meldepflichtige Infektionskrankheit haben. Im Maschinenbereich besteht zusätzlich Kopfhaubenpflicht. Es ist ein nettes Bild, wie die zwanzig Frauen und Männer mit weißen Netzmützen sich innerhalb der gelb gekennzeichneten Wege durch die Hallen bewegen. Denn in Marbach läuft vieles vollautomatisch. So fahren auch einige der Stapler von allein. Gesteuert werden sie von der Decke aus. Steht jemand im Weg, bleibt der Roboter piepsend stehen, bis er wieder freie Bahn hat.

Auch die Geschwindigkeit, mit der die Kartons bedruckt, kaschiert, gestanzt und geklebt werden, sorgt für Staunen. Etwa 80 bis 100 Tonnen Karton werden täglich verarbeitet. Im Lager werden fertige Kartonagen im Wert von rund zehn Millionen Euro vorgehalten. „Viele Abrufe der Firmen kommen sehr kurzfristig, das könnten wir sonst nicht bewältigen“, erklärt der ehemalige Mitarbeiter Günter Schmid, der die Gruppe führt. Stolz ist er vor allem auf das „jüngste Kind“ im Maschinenpark, eine Kaschiermaschine, die dünne bedruckte Kartons auf Wellpappe aufbringt. 1,2 Millionen Euro hat sie gekostet. Der Vorteil: Geringerer Materialverbrauch und weniger Gewicht bei derselben Stabilität.

Generell ist Nachhaltigkeit ein Thema. „Die Lastwagen, die uns aus Varel am Jadebusen die Kartons anliefern, nehmen auf dem Rückweg fertige Kartonagen bis über Frankfurt hinaus mit“, sagt Günter Schmid. Außerdem wird der wenige anfallende Abfall über Rohre abtransportiert und komplett recycelt.

Dass die Firma sich im Marbacher Technologiepark angesiedelt hat, liegt vor allem daran, dass man hier auf dem ebenen Gelände optimale Möglichkeiten in der Nähe des ersten Standorts Neckarweihingen hat. Dort gab es keine Erweiterungsmöglichkeit. Auf dem alten Kraftwerksgelände in Marbach dagegen sind weitere sechs Hektar im Flächennutzungsplan eingetragen, berichtete Bürgermeister Jan Trost. Man könne bis an die Ludwigsburger Gemarkung hin erweitern.