Manuel (links) und Felix Seiter wollen einen „recht morbiden Charakter“. Foto: Werner Kuhnle

Die Brüder Felix und Manuel Seiter sind für das Bühnenbild bei der „Schachnovelle“ verantwortlich.

Marbach - Gigantische Ausmaße ängstigen sie keineswegs. Und auch neue Herausforderungen nehmen die Brüder Felix und Manuel Seiter immer wieder gerne an. Für die Theateraufführung „Schachnovelle“, die der Regisseur Philipp Wolpert aktuell mit seinen Schauspielern probt, wird das gestaltende Duo nun ebenfalls aktiv. Nach Platonow im Jahr 2015 ist dies der zweite Bühnenbild-Auftrag, der in Zusammenarbeit mit dem Verein Südlich vom Ochsen, die ideenreichen Brüder lockt. Erneut fertigen die Künstler ein Bühnenbild an; außerdem steht ein rund vier auf vier Meter großes Schachbrett auf der To-Do-Liste. Ob dies aus vorgefertigten Bühnenelementen zusammengesetzt oder als selbst gebaute Holzkonstruktion realisiert wird, ist allerdings noch unklar. Fest steht, „es muss hoch genug und stabil sein, um dem Spielablauf als Schachbrett standhalten zu können“, erklärt Felix Seiter die Überlegungen zur „Schachnovelle“.

Ihr großer Fundus an Requisiten nützt den beiden Brüdern, das passende Ambiente und die nötige Stimmung in den Schlosskeller zu bringen. Denn schließlich geht es dort auch um NS-Verhöre, um Schrecken und Bedrohung – und natürlich ums Schachspielen. „Alles wird relativ minimalistisch sein und einen recht morbiden Charakter haben“, denkt Manuel Seiter laut und spricht dabei von „Vintagestil“. Eine optische Aussage, die sich in der Kunst des gestaltenden Duos Brüder häufig wiederfindet und die etwa auch in der Unterführung des Marbacher Bahnhofs zum Stehenbleiben animiert. Dort sind unter anderem Darstellungen von Schiller und Tobias Mayer auf den Wänden zu sehen.

„Wichtig ist, dass wir die Zuschauer vorab auf die Zeit einstimmen und sie gleich im Foyer abholen: mit kleinen Arrangements und typischen Gegenständen“, nimmt Felix Seiter den Faden über die „Schachnovelle“ wieder auf und zeigt dabei auf alte Industrielampen aus einer Kaserne. „Letztendlich aber wird eine Ortsbegehung kurz vor der Premiere die Auswahl bestimmen“, erklärt Manuel Seiter, der es schätzt, dabei alles im Kollektiv zu besprechen.

„Jedoch bringen wir eine entsprechende Vorauswahl mit.“ Die Brüder haben Philipp Wolpert und seinen Cousin Tobias Frühauf, der die Bühnenfassung geschrieben hat, „als äußerst pfiffig“ kennengelernt; sie wissen um die dezidierten Vorstellungen, die die beiden haben. „Letztendlich aber haben die zwei Jungs wahnsinniges Vertrauen in uns“, freut sich der Grafikdesigner, der arbeitstechnisch wie ein Zahnrad, das ins andere greift, mit seinem Bruder Felix zusammenarbeitet. „Einer von uns fängt rechts an, der andere links. Wenn wir uns in der Mitte treffen, dann stimmt es einfach“, beschreiben die Brüder ihre bewährte Arbeitsweise, die sie in den vergangenen Jahren zusammengeschweißt hat.

In puncto Ästhetik bringen sie alles auf einen Nenner. „Das hat sich über die Jahre hinweg entwickelt“, erläutert auch Felix Seiter, der für seinen Bruder quasi die Richtung vorgab. In Italien nämlich hat der gelernte Raumausstatter fünf Spielzeiten lang für jeweils vier Monate Hintergrundkulissen gebaut und bemalt. „Das waren noch ganz andere Dimensionen“, erinnert er sich mit leuchtenden Augen. „Da wurden teils ganze Schiffe oder Boxentürme als Requisite aufgefahren.“ Manuel Seiter, der Grafikdesign studiert hat, kam später nach und holte sich selbst die Erfahrungen, die nötig waren, um heute mit dem Bruder als Duo Abelli ein gezielter Ansprechpartner für Kunst und Wandgestaltung in der Marbacher Innenstadt zu sein.