Bademeister Michael Bonk wacht über die Gäste. Foto: Werner Kuhnle

Das Hermann-Zanker-Bad auf der Marbacher Schillerhöhe ist 1957 gebaut worden. Es dient vor allem dem nahe gelegenen Bildungszentrum für den Schwimmunterricht. Doch auch Badegäste und Vereine fühlen sich dort wohl.

Marbach - Es ist Mittwoch, kurz vor 15 Uhr. Vor den Türen des Hermann-Zanker-Bads auf der Schillerhöhe tummeln sich bereits die ersten Badegäste. Warm eingemummelt in Winterjacken, Schals und Mützen wird darauf gewartet, dass sich die Türen öffnen. „Die Gäste sind teilweise jeden Tag hier“, erklärt der Bademeister Michael Bonk, der ebenfalls schon bereit steht. Da ist es also kein Wunder, dass er nahezu jeden Gast namentlich begrüßen kann. Häufig gibt es einen kurzen Plausch an der Kasse – denn die ist auch Aufgabe des Bademeisters – bevor die Badegäste in den Umkleidebereich verschwinden. Ein schimmerndes Zwei-Euro-Stück hat die Dame Michael Bonk in die Hand gedrückt.

„Der Eintrittspreis kann die Kosten nicht decken“, erklärt Thomas Gutknecht, der sich als Diplomingenieur um Bäderbetriebe und deren Technik innerhalb der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim kümmert. Die haben nämlich im Jahr 2008 die Betriebsführung des Hallenbades von der Stadt Marbach aufgetragen bekommen. Auch Bademeister Michael Bonk ist bei den Stadtwerken angestellt. Was die Finanzen angeht lautet die Devise: Den Aufwand möglichst klein halten. Die Heizkosten stellen dabei den größten Posten dar.

Das Wasser, das aus dem Trinkwassernetz stammt, hat nämlich nur 12 Grad und muss auf angenehme 29 Grad aufgewärmt werden. Das passiert im Keller des Bades. Über eine schmale Treppe führt Gutknecht in das Gewölbe unter der Schwimmhalle. Hinter einer schweren Metalltür wartet dann auch schon das Blockheizkraftwerk. „Das wärmt auch die Stadthalle“, erklärt Thomas Gutknecht. Der Weg führt weiter durch einen schmalen Gang, an dessen grauen, blanken Wände sich Rohre, Tanks und Filtersysteme aneinander reihen. „Wir haben hier teilweise Technik, die so alt ist wie das Bad selbst“, weiß Gutknecht. Macht bei Baujahr 1967 stolze 50 Jahre.

„Das ist der Schwallwasserbehälter“, so Gutknecht und deutet auf einen Kasten. Dort landet, was im Beckenbereich mit den typischen Schlürfgeräuschen überläuft. Außerdem wird über die Leitungen ständig Frischwasser beigemischt. „Das ist ein Kreislauf, sonst schwimmt man ja immer in derselben Brühe“, so die Begründung von Thomas Gutknecht. Der Richtwert lautet 30 Liter Frischwasser pro Tag pro Gast.

Dafür, dass das Wasser auch sauber ist, sorgen mechanische Filter. Diese erheben sich fast deckenhoch. „Das Wasser fließt von oben nach unten durch mechanische Filter. So bleiben die Feinstoffe hängen.“ Ein kleines Guckfenster erlaubt es dem Techniker, das Wasser immer im Blick zu behalten. Messzellen kontrollieren rund um die Uhr, ob der pH-Wert im grünen Bereich ist und das Redoxpotenzial stimmt. Letzteres beschreibt die Oxidations- und Desinfektionskraft von gechlortem Wasser. Und auch die Menge an freiem Chlor wird von den Geräten gemessen. „Und automatisch geregelt“, fügt Gutknecht an.

Dafür, dass die Wasserqualität stimmt, sorgt aber auch Bademeister Michael Bonk. Dreimal am Tag entnimmt er Wasser, um die Chlorwerte zu überprüfen. Denn aufgepasst – der typische Geruch ist hier kein Indiz. „Der entsteht, wenn sich Chlor mit Partikeln, wie etwa mit Schweiß oder Talg, verbindet“, weiß Bonk. Sollte bei der Messung einmal etwas nicht in Ordnung sein, kann er entsprechende Maßnahmen tätigen. „Aber die Vorgaben sind so eng gegriffen, dass wir nicht einmal ansatzweise Gefahr laufen, eingreifen zu müssen“, beruhigt der Bademeister.

Zusätzlich führt er außerhalb des Badebetriebs regelmäßig eine Filterrückspülung durch. Dabei wird Wasser durch das System gespült, um die Filter zu reinigen. Vor und nach dem Badebetrieb rückt Michael Bonk Fett, Kalk und Co. außerdem noch mit speziellen Reinigern zu Leibe. Sauer und alkalisch – Hygiene ist wichtig. Und damit erschöpft sich das Aufgabefeld des Bademeistes noch lange nicht.

Denn die Sicherheit seiner Badegäste hat oberste Priorität. „Ich muss regelmäßig meine Rettungsfähigkeit nachweisen“, so Bonk. Das wird jährlich überprüft. Nicht umsonst, denn er habe öfter eingreifen müssen. „Ob Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Krämpfe. Wir haben hier alles schon gehabt“, erinnert er sich. Oft erkundige er sich dann auch später, wie es demjenigen geht. Manchmal schicken die Stammgäste gemeinsam Genesungswünsche. „Es läuft hier sehr herzlich ab“, erzählt Bonk mit Blick auf die Besucher im Becken.

Einige Damen haben sich Schwimmnudeln geschnappt. Manchmal spiele eine Gruppe Senioren Ball. Andere ziehen einfach ihre Bahnen. „Bei uns gibt es aber keine Unstimmigkeiten, weil jeder auf den anderen Rücksicht nimmt.“ Ab 15 Uhr kommen die Stammgäste. „Das sind oft Menschen, die hier ums Eck mit dem Bad aufgewachsen sind“, weiß Bonk. Um 17 Uhr treffen dann die Sportschwimmer ein. „Da ziehe ich auch mal Leinen ins Becken ein, für Leute, die Kraul schwimmen wollen.“ Die Abende sind für die Vereine reserviert. Sei es der Tauchverein oder die Kanuten, die sogar ihre Boote mitbringen.

„Es imponiert mir wirklich sehr, wie gut die verschiedenen Interessen in Einklag gebracht werden“, lobt Michael Bonk. „Wir sind wie eine große Familie.“