Über 100 Gäste sind zur Vernissage von Barbara Esser gekommen. Foto: Werner Kuhnle

Die Vernissage zur 44. Ausstellung in der Reihe Kunst im MZ-Treppenhaus stand ganz im Zeichen des Fernwehs. Fotografin Barbara Esser zeigt im Verlagsgebäude der Marbacher Zeitung in den nächsten drei Monaten Fotografien ihrer Reise nach Nordindien.

Marbach - Vor den Türen des Verlagsgebäudes herrscht am Samstagvormittag Andrang. Gläser mit Sekt, Weinen und Säften warten auf die Gäste. Barbara Esser wickelt gekonnt ihren Sari – das habe sie geübt, um zur Eröffnung ihrer Ausstellung mit Fotografien aus Nordindien stilecht zu erscheinen. Der Geschäftsführer der Marbacher Zeitung Kai Keller rekonstruiert gemeinsam mit Barbara Esser den Lebenslauf der Fotografin – und der hat einige Stationen. Geboren wurde Esser in der Schweiz, über mehrere Zwischenstopps kam sie schließlich 1992 nach Marbach. Das sei Zufall gewesen, aber sie wohne gerne hier, erzählt Esser.

Das ist wohl einer der Gründe, weshalb die Weltenbummlerin von ihren vielen Reisen auch immer wieder gerne zurückkommt. Neben dem Fotografieren, das konstant eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat, war ihre große Leidenschaft das Bergsteigen. „Als Kind haben meine Eltern mich schon in die Berge mitgenommen.“ Später war sie dann außerdem Mitglied im Jugendalpenverein und bei den Pfadfindern. „Dabei bin ich kreuz und quer durch Europa gereist.“

Über ihre vielen Touren in und durch die Alpen hat Barbara Esser schließlich auch das Buch „Bergweh“ geschrieben. Es behandelt ihren Aufstieg aufs Matterhorn. Darin beschreibt sie den Moment, den sie als „Gipfelglück“ empfindet – wenn man ganz allein auf einem Berg steht und sich damit einen großen Traum erfüllt hat. Auch der Name des Buches deutet auf diese Emotionen hin. „Bergweh“, für sie bedeute das „die Sehnsucht nach den Bergen“. Ihr gehe „einfach das Herz auf“ wenn sie im Gebirge unterwegs sein kann.

Genau dieses Bergweh hatte sie gepackt, als sie sich vergangenes Jahr auf den Weg nach Ladakh machte. Dort war es ihr Ziel, einen 6000er zu besteigen. Dass ihre Kamera mitkommt, war dann selbstverständlich.

Über 2000 Bilder sind in Nordindien entstanden, 60 davon habe sie dann für die Ausstellung ausgewählt. Weitere 600 Fotos konnte man während der Vernissage in einer Multimedia-Ausstellung im Fitness- und Therapiezentrum Impuls betrachten. Die Diashow ist mit Mantras unterlegt, passend zu den buddhistischen Klöstern, die Esser besucht hat. „Wenn ich diese Klänge höre, bin ich sofort wieder vor Ort.“ Eine Kunst, die auch Pianist Steffen Grell beherrscht hat. Er war kurzfristig als Musiker eingesprungen, da eine Klangschalenkünstlerin krankheitsbedingt ausgefallen war.

Die Fotos der Ausstellung sind nach Höhenmetern in den Stockwerken des Treppenhauses angeordnet. Ganz oben hängt das Gipfelfoto – denn Barbara Esser hat es geschafft, den Mentok Kangri II zu erklimmen. Ein absoluter Glücksmoment, wie sie erzählt. „Ich hatte Tränen in den Augen.“

Drei Monate bleiben ihre Fotos im Verlagsgebäude. Mit der Ausstellung hofft Barbara Esser, dem Betrachter „Ruhe und Ausgeglichenheit für den Alltag“ schenken zu können. Außerdem möchte sie mit dem Buch und mit ihren Bildern Menschen Mut machen, eigene Ziele in Angriff zu nehmen und „durchzuhalten, auch wenn es Hürden zu überwinden gibt“. Eine inspirierende Aussage, wie es scheint, denn viele Gäste haben noch die Gelegenheit genutzt, mit der Fotografin ins Gespräch zu kommen. Ein Büfett mit indischen Gerichten hat die Vernissage, die ganz im Zeichen von Fernweh stand, perfekt abgerundet. Und wer weiß, vielleicht wurde nach diesem Mittag die eine oder andere Reise gebucht.