Jürgen Birmanns und Mathias Jung haben in der Stadthalle erklärt, was in Sachen Gesundheit zu beachten ist. Foto: avanti

Bei einem Infoabend in der Stadthalle ist es um Gesundheitsfürsorge, Fehler im System und vernünftige Ernährung gegangen. Zwei Experten erklärten, worauf es ankommt.

Marbach - Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Aber das, was er täglich zu sich nimmt, hat elementare Auswirkungen auf die Gesundheit. Diese Botschaft wurde am Montagabend bei der Veranstaltung „I like my Gesundheit“ eindrucksvoll verdeutlicht, als zuerst Dr. Jürgen Birmanns zu dem Thema „Unsere Nahrung – unser Schicksal?“ referierte. Im Anschluss daran äußerte sich der Therapeut Dr. Mathias Jung, der auch bekannt ist durch die SWR Talkrunde „Nachtcafé“, zu den lebensbedingten Faktoren, die den Menschen in eine Krankheit drängen können. Die Stadthalle bot dabei den Rahmen, sich einmal im ganzheitlichen Kontext diesen Fragen zu nähern und dem Thema Gesundheit pragmatisch auf die Spur zu kommen. Außerdem diente der viele Bereiche durchleuchtende Infoabend dazu, auch politische Grundmuster zu hinterfragen.

Andreas Roll, Bundestagskandidat und Repräsentant der einladenden Partei, Bündnis 90/Die Grünen, begrüßte die rund 80 Zuhörer mit der Zielsetzung, die Gesundheitsförderung politisch stärker in den Vordergrund stellen zu wollen. Die Darstellung der beiden Referenten, dass sich die ärztliche Versorgung weg von der profitorientierten und hin zu einer menschenorientierten Betreuung wandeln müsse, die den Faktor Zeit bei der Arzt-Konsultation wieder eingehend berücksichtige, findet sich in den politischen Zielsetzungen Rolls wieder. Um die Gesundheit „in den Fokus zu rücken und aufzuzeigen, was jeder tun kann, um nachhaltig gesund zu bleiben“, haben die Grünen-Veranstalter die Fachleute aus Lahnstein in die Schillerstadt eingeladen.

Birmanns und Jung sind im „Dr. Max-Otto-Bruker-Haus“, dem Zentrum für Gesundheit und ganzheitliche Lebensweise, tätig. Beide sprachen aus der Sicht ihres jeweiligen Aufgabenbereiches. Birmanns ist Mediziner und richtete sich konkret gegen „den kommerzialisierten Patienten“, der vom Arzt kaum mehr erfahre, wie er erfolgreich präventiv handeln könne, um Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen.

Der Referent stellte mit seinen Ausführungen dar, dass er bewusst auf die Vollwerternährung setze und besonders den starken Konsum von Auszugsmehlen und Industriezucker als Ursache für die heutzutage weit verbreiteten Krankheiten wie etwa Diabetes, Neurodermitis, Parodontose und Gebissverfall ansehe.

Nach den ernährungsbedingten Krankheitsursachen legte Dr. Mathias Jung schließlich den Fokus auf die lebensbedingten Faktoren. Er scheute sich dabei nicht, freimütige Vergleiche aus seiner eigenen Lebensgeschichte zu präsentieren und outete sich etwa als „Fan von Gruppentherapien“. Zudem beklagte er die „Janusköpfigkeit des medizinischen Fortschritts“ und die seelenlose Reparaturmedizin.

Der sprudelnde Rhetoriker, dem das Publikum fasziniert lauschte, nahm besonders die Männer ins Visier. Sie nämlich „gingen häufig wie Sau mit sich um“ und lebten auffallend rücksichtslos gegen sich selbst. Die Frage, „was sagt mir die Krankheit über meinen Lebensstil und die Qualität meiner sozialen Beziehungen?“ würden vor allem männliche Patienten in den Wind schlagen. Jedenfalls solange, bis es gar nicht mehr gehe.