Die Testfahrt war erfolgreich. Foto: Dominik Thewes

Bei
der Probefahrt am gestrigen Dienstag erweist sich der Fahrplan des künftigen Marbacher Bürgerbusses als praxistauglich.

Marbach - Zielsicher laviert Jürgen Pink den Bürgerbus der Stadt Freiberg durch die noch so engsten Winkel von Marbach. Er fährt gestern Morgen um 9 Uhr die östliche Tour Probe und erntet dabei bereits viele neugierige Blicke von Passanten. An Bord haben weitere vier künftige Fahrer und der Marbacher Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier Platz genommen. Sie fahren die angedachten Haltestellen an und kontrollieren dabei, ob der am Schreibtisch ausgeheckte Fahrplan funktioniert. „Wir fahren ja durch die Wohngebiete, durch die normale Personennahverkehr nicht kommt“, erklärt Pink. Zusteigen sollen vor allem ältere Menschen, die in die Innenstadt, zu den Arztpraxen, zum Krankenhaus, zum Friedhof oder zum Einkaufen wollen – und zwar vom 5. Oktober an.

Für die Fahrer ist das eine ziemliche Herausforderung, denn sie müssen sich auf der 13 Kilometer langen Strecke ziemlich viele Haltestellen einprägen. Darum bleibt es auch nicht bei der gestrigen Probefahrt. „Jeder wird die Strecke noch ein paar Mal mit dem eigenen Auto abfahren“, so Pink. Auf den zwei Routen – die andere führt durch die nördliche Stadt, also den Kirchenweinberg – auf denen der Bus Montagvormittag sowie Mittwoch- und Freitagmittag verkehrt, sind die Stopps nämlich engmaschig verteilt. Schließlich richtet sich das Angebot vor allem an diejenigen, die nicht mehr sonderlich gut zu Fuß sind. Sie kommen für 1,20 Euro überall hin. Wer eine Monatskarte hat, Inhaber des Kultur- und Freizeitpasses ist, Schwerbehindert ist oder ein VVS-Ticket besitzt, kann kostenlos zusteigen.

Wo das möglich ist, werden ab dem Start des Angebotes Haltestellenschilder anzeigen. Vorab wird zudem ein Flyer an die Haushalte verteilt. „Da wir nicht genau wussten, wann wir starten, hat eine Werbung bislang aber keinen Sinn ergeben“, erklärt Thomas Storkenmaier, der gestern nicht nur als Passagier, sondern auch als künftiger Busunternehmer an Bord gestiegen ist. Am Starttemin, also dem 5. Oktober, gäbe es nichts mehr zu rütteln, erklärt er. Und zwar unabhängig davon, ob die Stadt Freiberg ihren Bürgerbus bis dahin für die sechsmonatige Testphase hergeben kann. Sollte das nicht möglich sein, könnte ein Jugendhausfahrzeug zur Überbrückung eingesetzt werden. Nehmen die Marbacher das neue Angebot an, soll ein eigener Bus her. Und der sollte möglichst „quietschbunt sein“, fordert Storkenmaier. Komme da ein „roter Flitzer“ um die Ecke gebogen, oder gar ein Wagen in einer noch grelleren Farbe, wüssten die Marbacher gleich, dass der Bürgerbus wieder unterwegs sei.

Dass „Flitzer“ dabei augenzwinkernd gemeint sein muss, merkt man, als Reinhardt Schmidt, der das Steuer für die zweite Testfahrt übernommen hat, in den Kirchenweinberg einbiegt. Von der Sommerhalde geht es nahezu im Schritttempo in die Gartenstraße. Die rechts und links parkenden Autos fordern erhöhte Konzentration vom Mann hinterm Lenkrad, schließlich ist der Bus ein gutes Stück länger als ein normaler Wagen. „Eigentlich wollten wir einen Halt direkt beim Friedhof einlegen, was wegen der Baustelle für das Asylbewerberheim erstmal aber nicht möglich ist“, erklärt Stadtinfoladen-Mitarbeiter Jürgen Pink. Stattdessen muss Reinhard Schmidt vorsichtig weiterfahren, bis in der Gartenstraße ein guter Platz zum Halten kommt.

Trotz der engen Stellen, die ein schnelles Vorankommen unmöglich machen, scheint der Fahrplan gut ausgearbeitet zu sein. Am Ende der Tour stehen 36 Minuten auf der Uhr. 34 Minuten sind es laut Zeittabelle. In der Praxis müssen die Fahrer aber voraussichtlich nicht an jeder Haltestelle auf die Bremse treten – und damit sind die zwei Minuten locker wieder reingeholt.