Die Karte von 1908 zeigt unter anderem das damalige Gasthaus Schiff in der Ludwigsburger Straße 18. Foto: Stadtarchiv

Der Leiter des Marbacher Stadtarchives, Albrecht Gühring, stellt den Jahresbericht vor. Die Sammlung ist um alte Ausweise von Hermann Zanker angewachsen.

Marbach - Der Marbacher Stadtarchivar macht sich nichts vor. „Ein Stadtmuseum ist noch nicht in Sicht“, stellte Albrecht Gühring jetzt im Verwaltungsausschuss fest, wo er den Jahresbericht für 2017 vorstellte. Das liegt in erster Linie daran, dass sowohl das Geld als auch die Räumlichkeiten für so ein Projekt fehlen. Exponate, um eine Ausstellung dauerhaft und attraktiv zu bestücken, wären hingegen genügend vorhanden. Und die Sammlung des Archivs ist zuletzt auch wieder um das eine oder andere Schmankerl angewachsen.

So beherbergt die Einrichtung mittlerweile Ausweise des späteren Marbacher Bürgermeisters Hermann Zanker aus seiner Zeit im auswärtigen Ministerium. „Von der Marbacher Firma Jochim haben wir zudem aus dem Lager eine schöne Verpackungsmaschine aus massivem Eisen übernommen“, erläuterte Albrecht Gühring. Eine weitere Schenkung ans Archiv ist das alte Spiel „Schiller-Citate“. Darauf prange sogar noch das Preisschild, berichtete Gühring. Es habe um die 1,20 Reichsmark gekostet. „Das war recht günstig damals“, sagte der Fachmann, der darauf hinwies, dass man immer wieder das Museum im Adler in Benningen mit Leihgaben versorgen könne. Immerhin das also, „wenn wir schon kein eigenes Museum haben“, meinte er augenzwinkernd.

Früher gab es zumindest noch eines in der Kelter in Rielingshausen. Aber das ist längst Geschichte. Eine Revitalisierung der Schau wurde auch nicht in Verbindung mit der Umgestaltung des Gebäudes im vergangenen Jahr in die Wege geleitet. Der Raum des Museums im Erdgeschoss sei mittlerweile quasi abgebaut, im Obergeschoss seien rund 50 Prozent der Stücke nicht mehr zu sehen, erklärte Albrecht Gühring. „Ich denke, ich werde wohl einen Großteil der Exponate bei uns ins Magazin übernehmen müssen“, verkündete er. Dabei spiele unter anderem der Sicherheitsaspekt eine Rolle. „Es ist keine gute Sache, wenn die so unaufgeräumt rumstehen“, sagte er. Eine Weinpresse aus dem Jahr 1743 sei bereits nach Marbach transportiert worden.

Der Archivar kümmert sich aber nicht nur um solche Dinge, sondern hat auch die anstehenden Jubiläen im Blick. Er erinnerte daran, dass seit dem Ende des Ersten Weltkrieges 100 Jahre vergangen seien. Er plane, zu diesem Anlass eine Schau auf die Beine zu stellen. Mit einer Feier am 6. Mai soll zudem die Tatsache gewürdigt werden, dass der Neubau der Kelter in Rielingshausen 300 Jahre her ist. Auf die Wiedereinweihung nach der Umgestaltung soll bei der Gelegenheit auch gleich angestoßen werden. Gühring sagte, dass er dazu einen kleinen Festvortrag vorbereiten dürfe. Vielleicht zaubert er auch etwas zur 68er-Bewegung aus dem Hut, die vor 50 Jahren Gesellschaft und Republik auf den Kopf stellen wollte. Ein interessantes Datum steht auch 2019 ins Haus, wenn sich die Ersterwähnung der Stadtkirche zum 700. Mal jährt. „Das finde ich ganz wichtig“, stellte Albrecht Gühring fest

Er ging in seinem Bericht wie immer auch auf die Nutzerzahlen ein. Demnach verzeichnete er 2017 genau 61 Besucher und damit vier weniger als im Jahr zuvor. Leicht rückläufig waren auch die Anfragen, von denen die meisten mittlerweile per E-Mail eingehen. Diese seien einerseits recht leicht zu beantworten, andererseits „wollen dann auch viele Leute eine Mail schreiben“. Und manchmal „muss man vielleicht einen Schüler darauf hinweisen, dass er selber etwas recherchieren könnte“, sagte der Stadtarchivar. Außerdem betonte er, dass das alles keine One-Man-Show ist. Ehrenamtliche griffen ihm unter die Arme. Zum Beispiel Brigitte Diemer, die Fotografien verzeichnet, oder Dietmar Schmidt, der die Bibliothek im Archiv an 56 Tagen katalogisierte. Darüber hinaus unterstützen den umtriebigen und von den Stadträten allseits gelobten Albrecht Gühring eine Auszubildende und eine FSJlerin.