Die Stadt hofft auf einen Einstieg ins Pilotprojekt im Frühjahr. Eine Busfahrt, etwa ins Hörnle, kostet dann 1,20 Euro. Foto: Oliver von Schaewen

Die Marbacher Verwaltung will mit dem VVS nachverhandeln und im Frühjahr in das Pilotprojekt Stadttarif einsteigen.

Marbach - In der letzten Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause haben die Bürgervertreter der Schillerstadt Klartext geredet: Die Stadt Marbach will sich an dem Pilotprojekt des Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS) zur Einführung eines Stadttarifes beteiligen. Das künftige Stadtticket soll 1,20 Euro, also so viel wie das Kurzstreckenticket kosten. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die zusätzlichen Einnahmen ganz der Kommune zugutekommen. Vor Beginn des Projektes, so der Marbacher Wunsch, soll eine Erhebung der aktuellen Fahrgastzahlen vorgenommen werden. Und im Verlauf des Projektes müsse seitens des VVS eine lückenlose Dokumentation der Fahrgastzahlen erfolgen. Die der Stadt quartalsweise zur Verfügung zu stellen sind.

Forderungen, die eine Umsetzung des Stadttarifs zum 1. Januar 2015 nicht möglich machen. Das hat VVS-Geschäftsführer Horst Stammler der Stadtverwaltung zumindest in einem Schreiben vom 27. August mitgeteilt. Die Bedingung, dass die zusätzlichen Einnahmen zu 100 Prozent in die Kasse der Stadt fließen sollen, habe zur Folge, dass die zusätzlichen Gäste vom VVS zum Nulltarif befördert würden. Dies werde durch den Beschluss des Tarifausschusses aber nicht gedeckt, heißt es in Horst Stammlers Schreiben. Dass der Vorschlag, für die bisherigen Kunden einen „gedeckelten“ Ausgleich zum regulären Tarif zu leisten, im Marbacher Ratsgremium „so harsch“ kritisiert worden sei, habe überrascht, lässt Stammler wissen. Der Tarifausschuss werde in seiner nächsten Sitzung über den Stand der Gespräche mit Marbach unterrichtet.

Nach dem Erhalt des Schreibens hat Bürgermeister Jan Trost noch einmal mit Horst Stammler telefoniert, informierte er gestern Mittag im Verwaltungsausschuss. Der Tarifausschuss tage im November, der Geschäftsführer könne von sich aus von dem grundsätzlichen Beschluss nicht abweichen. Eventuell müsse die Stadt aber kein ganzes Jahr warten, sondern könne – anders als im Schreiben von Stammler noch formuliert – mit zwei, drei Monaten Verspätung in das Pilotprojekt einsteigen. Von den Räten erbat Trost die Ermächtigung, mit dem VVS gegebenenfalls nachzuverhandeln und sich am Ende auf ein bestimmtes Quorum zu verständigen. Wobei man nach wie vor der Auffassung sei, dass bei einem partnerschaftlichen Projekt beide Partner Kompromisse eingehen sollten. Etwa eine angemessene Beteiligung bei möglichen Fahrgeldeinnahmen durch Fahrgastzuwächse. Und dass zusätzliche Fahrgäste dann zum Nulltarif befördert würden, stimme nicht. Denn die zusätzlichen Fahrgäste müssten ja schließlich den Stadttarif bezahlen.

Jürgen Schmiedel (SPD) zeigte Verständnis für den VVS. „Die haben wahrscheinlich auch Kosten, deshalb sollte man sie vermutlich auch irgendwie beteiligen“, sagte er in der Sitzung. Heike Breitenbücher (CDU) berichtete von einem Gespräch des Verkehrsexperten ihrer Fraktion Jochen Biesinger mit Horst Stammler und überbrachte den Eindruck, dass sich der VVS offen zeige und sich noch bewegen werde. „Wir müssen jetzt erst einmal die Sitzung im November abwarten.“ Auf die lange Bank sollte man das Ganze jedoch nicht schieben, betonte Breitenbücher. „Lieber dann im Frühjahr noch einmal nachjustieren.“

Deutliche Kritik an Stammlers Schreiben äußerte Dr. Michael Herzog. „So kann man nicht miteinander umgehen. Der eine zahlt, der andere steckt die Gewinne ein. Das geht nicht.“