Das Kinderhaus ist seit 2014 im Betrieb, jetzt liegt die Abrechnung vor. Foto: Kuhnle

Das Kinderhaus der katholischen Kirchengemeinde in Marbach ist teurer als erwartet. Die Stadt wäre darüber gerne früher informiert gewesen.

Marbach - Als im Mai 2012 der Planungsauftrag an den Architekten hinausging, war davon die Rede, dass der Neubau des katholischen Kindergartens Sankt Hildegard mit 1,8 Millionen Euro zu Buche schlagen würde. Allerdings sei von Anfang an klar gewesen, dass sich dieser Kostenrahmen nicht würde halten lassen, sagte Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete der Stadt Marbach, am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik. Die Topografie des Grundstückes in Hanglage und die Kubatur des geplanten Gebäudes seien dafür zu kompliziert, erklärte er. Dass dieser Ansatz am Ende aber gleich um 836 000 Euro überschritten würde, konnte wohl auch der Kämmerer damals nicht ahnen. Wobei die Mehrausgaben plausibel erklärt worden seien, betonte Gerhard Heim. Nur eines schmeckte ihm nicht so ganz: „Wir wären gerne frühzeitig eingebunden gewesen wegen der Mehrkosten“, erklärte er.

Gerhard Heim führte aus, dass nach der Ausschreibung von einer Investitionssumme von 2,435 Millionen Euro ausgegangen wurde. Im Februar 2015 wurde dann laut Sitzungsvorlage von der katholischen Kirchengemeinde eine aktualisierte Kostenberechnung vorgelegt, wonach 2,57 Millionen Euro fällig würden. Ein Betrag, der im Oktober bestätigt worden sei. Mit Schreiben vom 24. November sei schließlich eine Abrechnung von 2,63 Millionen Euro präsentiert worden, sodass die Stadt unter dem Strich eine überplanmäßige Ausgabe von 105 000 Euro finanzieren muss. Das Hauptproblem sei, dass die Massen, die bei der Baustelle bewegt wurden, nicht richtig kalkuliert worden seien. Wobei der Erste Beigeordnete das Ganze auch nicht zu hoch hängen wollte. „Das Projekt ist gelungen“, betonte Gerhard Heim. Das Kinderhaus sei zudem „sehr funktionsfähig“, konstatierte er.

Auch Jürgen Schmiedel von der SPD wollte mit den Verantwortlichen nicht zu hart ins Gericht gehen. Wie es zu den Mehrausgaben kam, sei nachvollziehbar begründet. „Eigentlich sollte aber der, der 70 Prozent gibt, der Handelnde sein“, meinte er und spielte damit auf den Verteilungsschlüssel an, wonach die Stadt 70 und die Kirche 30 Prozent der Kosten schultern müssen.

Jochen Biesinger von der CDU hatte indes als Kardinalproblem ausgemacht, dass bei Architektenwettbeerben wie im vorliegenden Fall ein Kostenrahmen vorgegeben werde. Jeder beteuere zunächst, den einhalten zu können. Der ansprechendste Beitrag erhalte dann natürlich den Zuschlag. Dazu sei bei dem Projekt ein junger Architekt in der Verantwortung gewesen, der mit großen Erdmassen und der schwierigen Topografie umgehen musste. „Da kommt das dabei heraus“, sagte Biesinger. „Das passiert auch erfahrenen Architekten“, betont auf Nachfrage unserer Zeitung allerdings Markus Hochmuth, der bei der katholischen Kirche für Bausachen zuständig ist. „Bei dem Grundstück ist es nicht einfach, die Massen hundertprozentig zu ermitteln“, fügt er hinzu. „Es wurde nach bestem Wissen und Gewissen gebaut.“ Zudem sei darauf geachtet worden, wenn möglich Einsparungen vorzunehmen. Hochmuth macht aber keinen Hehl daraus, dass es in Sachen Informationspolitik hätte „besser laufen können“. Man hätte die Stadt früher über die Mehrkosten in Kenntnis setzen können. „Aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Wir haben da jedoch auch nicht die Dramatik erkannt.“