Foto: Werner Kuhnle

Für den 2018er werden Spitzenqualitäten erwartet. Manche Weinmacher sind jetzt schon euphorisch, andere warten noch etwas ab.

Marbach/Bottwartal - Sonst sind die Weinmacher mit den Bewertungen des aktuellen Jahrgangs zurückhaltend. Aber 2018 scheint für die Weingüter und Genossenschaften alles zu passen. Kein Spätfrost, wenig Schäden durch Unwetter, ein Spitzensommer – schon im Juni stellte Marcel Wiedenmann vom Weingut St. Annagarten in Beilstein geradezu euphorisch fest: „Der Wein steht bisher sensationell da.“

Die Weingärtner Marbach werfen zum Kelterfest mit Hannenherbst Anfang September auch immer gerne einen Blick auf die Weinberge. Der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Heim fasste den Zustand der Reben mit einem Wort zusammen: „Hervorragend.“ Das Jahr sei für die Marbacher Weingärtner gut gelaufen. Im vergangenen Winter habe es „Gott sei Dank“ viel Niederschlag gegeben. „In unserem teils tiefgründigen Boden zehren die Reben noch heute davon“, erläuterte Heim.

Im April sei man dann fast nahtlos „von der langen Unterhose in die kurze Hose geschlüpft – ein richtiges Frühjahr fand nicht statt“, so Heim. Der Austrieb sei richtig toll gewesen. „Zum Glück hatten wir keine Spätfröste.“ Zudem sei man von Krankheiten im Weinberg weitgehend verschont worden. Bei der trockenen Witterung hatten Mehltau und Co. keine Chance.

Insofern steht der Marbacher Wein – Stand jetzt – bestens da. Mit der Lese der frühen Sorten wie Grauburgunder oder Dornfelder wird am kommenden Wochenende begonnen..

Der Regen und das kühlere Herbstwetter kommen den späteren Sorten zugute. Nach dem Jahrgang 2017 hegt Heim nun die Hoffnung, „dass die Menge und die Qualität passen, denn es hat Luft in den Tanks“.

Fest steht schon jetzt: So früh wie dieses Jahr wurde noch kaum mit der Lese begonnen. „Lesebeginn heute in Murr mit Cabernet Dorsa“, meldete Thomas Hentschel am 1. September per WhatsApp. Auch am Mundelsheimer Käsberg wird schon geerntet. „So früh wie noch nie wurde noch am letzten Augusttag das Spätburgunder Große Gewächs gelesen“, so die Information vom Weingut Herzog von Württemberg.

Michael Herzog von Württemberg hilft selbst bei der Weinlese mit und ist sehr zufrieden mit der Qualität. „Was für ein Weinjahrgang 2018!“, so der royale Wengerter. „Was mit sehr freundlichem Wetter begonnen hatte, setzte sich fort mit einem dauerhaften Hochsommer mit Temperaturen oft über 30 Grad.“

Während die Landwirtschaft auf breiter Front klagte, überstanden gepflegte und bewässerte Weinberge die Hitze gut. Vor allem alte und ältere, tief wurzelnde Anlagen haben keine Probleme. „Hier am Käsberg sind die Reben über 45 Jahre alt und die Wurzeln entsprechend tief“, erklärte Herzog Michael. Die Spätburgunder-Trauben für das Große Gewächs, die auf 40 Ar der rund zweieinhalb Hektar Rebfläche ganz oben am Mundelsheimer Käsberg wachsen, wurden mit „sensationellen 98 Grad Oechsle“ gelesen.

Mit Bewertungen hält sich Markus Bruker aus Großbottwar noch zurück. „Es gibt jedes Jahr einen guten Jahrgang“, ist Brukers Motto. Aber auch hier beginnt bald die Lese. „Wir fangen am Mittwoch an mit dem Sauvignon Blanc und dann mit dem Spätburgunder.“ Sein Ehrgeiz sei, statt besonders hohen Oechslegraden lieber gesunde Trauben ohne Fäulnis zu ernten: „Das sieht im Moment sehr gut aus.“

Bruker baut viele späte Sorten wie Cabernet Franc und Sauvignon an, die noch eine Weile am Stock hängen. „Wir warten mal ab, wie es wird.“ Schließlich entscheiden nicht nur die Oechsle-Grade und damit die Menge des Alkohols, sondern auch das Säurespiel und die Geschmacksstoffe über den Genuss im Glas.