Dank einiger guter Jahre ist die Genossenschaft auch in der schwierigeren Zeit gut davongekommen. Foto: Frank Wittmer

Trockenheit und fallende Weltmarktpreise setzen den Landwirten zu. Jammern hilft jedoch nicht weiter, lautete der Tenor bei der Generalversammlung der Labag.

Marbach/Bottwartal W

er jammert, dem geht’s noch gut“, meinte der direkt von der Milch-Demo in Brüssel gekommene Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Eberhard Zucker etwas zynisch bei der Mitgliederversammlung der Labag am Dienstagabend in Großbottwar. Das Bild brennender Strohballen helfe sicher nicht, das Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit zu verbessern. Man müsse die Verbraucher überzeugen, mehr direkt vor Ort einzukaufen. Und statt zu jammern, solle man selbstkritisch das eigene Tun hinterfragen: „Es gibt sicher Abläufe, die man in der Landwirtschaft verbessern könnte.“

Der Landwirt von heute muss die Notenbanken in den USA und den Börsencrash in China im Blick haben, wenn er auf seinem GPS-gesteuerten Traktor den Winterweizen aussät. Was er am Ende davon in der Tasche behält, diktiert der Weltmarkt. Genossenschaften wie die Labag helfen dabei, einigermaßen stabile Preise zu erzielen. „Wer während der Hitzewelle sein Getreide verkaufen wollte, hat dafür deutlich weniger bekommen“, berichtete Luise Pachaly, die Leiterin des Fachbereichs Landwirtschaft im Ludwigsburger Landratsamt. Mit einer klugen Lagerhaltung schaffe die Labag einigermaßen gute Konditionen für ihre Mitglieder, auch beim Einkauf beispielsweise von Dünger, Futter und Pflanzenschutzmitteln.

Der Labag-Vorsitzende Rainer Müller empörte sich über die überzogenen Darstellungen der Tierhaltung in einigen Medien. „Diese illegal gedrehten Filme, die oft noch verfälscht werden, erzeugen ein Misstrauen gegenüber der Landwirtschaft.“ So sei es kein Wunder, auch angesichts der kaum noch auskömmlichen Preise, dass die Tierhaltung in der Region weiter auf dem Rückzug sei.

Mit ökologischen Maßnahmen, wie der „Greening“ genannten Begrünung von Feldern jetzt im Herbst, könne man zeigen, dass den Bauern die Natur sehr wohl am Herzen liege so Müller. Dass die Landwirte 70 Euro pro Hektar an Zuschüssen dafür bekommen, sei nicht zu verachten. Von den24 000 Hektar Ackerfläche im Kreis werden jetzt zum ersten Mal etwa 3200 Hektar begrünt, das entspreche über 13 Prozent „ökologischer Vorrangflächen“ ergänzte Luise Pachaly.

Der Labag-Geschäftsführer Jürgen Häußermann stellte den rund 100 anwesenden Mitgliedern die Entwicklung der Genossenschaft im Jahr 2014 vor. Nach einigen guten Jahren sei man mit einem Jahresüberschuss von 90 000 Euro auch in der schwierigeren Zeit gut davongekommen. Auf größere Investitionen habe man bewusst verzichtet, nachdem man in den letzten fünf Jahren rund vier Millionen Euro in zwei neue Tankstellen, eine neue Lagerhalle und eine Getreideerfassung in Marbach, Bodenwaagen und Solaranlagen sowie in den Umbau des Raiffeisenmarktes in Marbach investiert habe. „Wünsche und Pläne haben wir aber noch zur Genüge.“

Trotz der Preiseinbrüche hat sich laut Häußermann die Brenn- und Kraftstoffabteilung mit den Tankstellen als weiteres Standbein etabliert. Aus der Kooperation mit der Baywa-Energie zum Verkauf von Holzpellets plane man in Marbach mittelfristig einen neuen Geschäftsbereich zu machen. Der Verkauf von Brennstoffen werde in den nächsten Wochen komplett von Großbottwar nach Marbach verlagert.

Bei der Vermarktung von Getreide und Mais machen sich die Preisrückgänge bemerkbar. Der Umsatz lag 11,6 Prozent oder gut 500 000 Euro unter dem Vorjahr, was aber auch speziell beim Mais an Qualitätsproblemen lag. Auch dieses Jahr hat vor allem der Mais durch die Trockenheit gelitten. Bedauerlich sei, dass wegen der nicht auskömmlichen Preise ein Großteil des Mostobstes nicht mehr eingesammelt wird. Die abgelieferte Menge sei seit Jahren rückläufig.

Das Genossenschaftsmitglied Martin Petschl aus Marbach übernahm die wie alle Wahlen und Beschlüsse einstimmig erteilten Entlastungen. „Das sind ja ganz ansehnliche Ergebnisse trotz der schwierigen Zeiten. Wir Mitglieder können durchaus zufrieden sein, mit dem, was der Vorstand uns da präsentiert.“