Beim Holdergassen-Fest wird es bestimmt wieder rundgehen – aber nicht mehr so lange wie zuletzt. Foto: Archiv (avanti)

Am Samstag darf nur bis 24 Uhr gefeiert werden. Dennoch rechnen die Veranstalter mit mehr Besuchern.

Marbach - Der Begriff wird ja heute fast inflationär verwendet. Aber fürs Holdergassen-Fest passt er wie die Faust aufs Auge: Kultveranstaltung. Diesen Status hat sich das Event in nur fünf Auflagen erarbeitet. Tausende Besucher strömen jedes Mal durch die pittoresken Sträßchen und genießen die ganz spezielle Atmosphäre. Der Reiz liegt vor allem darin, dass man in gemütlichen Gewölbekellern zusammenhockt, hier und da Live-Musik geboten wird und das Essen nicht von der Stange kommt. „Das Ambiente ist unser Alleinstellungsmerkmal“, konstatiert auch Peter Zell, Vorsitzender des Holdergassen-Vereins, der das Fest alle zwei Jahre auf die Beine stellt. Insofern habe man für die sechste Auflage am 13. und 14. September auch nicht am bewährten Konzept gerüttelt. Eine größere Änderung, die vielleicht nicht jedem schmecken wird, wird es aber doch geben: Am Samstag muss um 24 Uhr Schluss sein.

Diese Verordnung sei zwar nicht unbedingt neu, sagt Peter Zell. Aber bislang sei es stillschweigend geduldet worden, wenn dann doch mal nach Mitternacht weitergefeiert wurde. Allerdings kann in Zukunft kein Auge mehr zugedrückt werden, macht Andreas Seiberling, Leiter des Marbacher Ordnungsamts, deutlich. Um 24 Uhr müsse sich das Fest auflösen, betont er. Es sei auch wichtig, dass diese Vorgabe von allen eingehalten werde. Auch im Sinne der Einheitlichkeit. Hintergrund der strikteren Auslegung der Vorschriften ist, dass anonyme Klagen bei der Stadt und dem Landratsamt eingegangen seien, wie Andreas Seiberling berichtet. „Manche hatten sich weit von den tolerablen Zeiten entfernt“, erklärt er. Deshalb habe man sich einvernehmlich mit den Veranstaltern darauf verständigt, dass um 24 Uhr die Lichter ausgehen müssen.

„Das sind die gesetzlichen Vorgaben, da kommt die Stadt nicht dran vorbei“, hat Peter Zell Verständnis für die Stadtverwaltung. Er ist sich aber sicher, dass das Ganze der Veranstaltung nicht schadet. „Das Holdergassen-Fest hat inzwischen einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht. Da hat das keine Auswirkung auf das Besucherinteresse“, erklärt er. Im Gegenteil. Der Vereinsvorsitzende rechnet damit, dass heuer sogar noch mehr Frauen, Kinder und Männer zu dem Event pilgern. Nicht zuletzt deshalb, weil dieses Jahr parallel kein Straßenfest in Erdmannhausen stattfindet, das sicher den einen oder Besucher abgezogen hätte, wie Peter Zell erläutert. Sollte das Interesse tatsächlich erneut anziehen, könnte das auch damit zusammenhängen, dass den Gästen jetzt noch mehr als ohnehin üblich geboten wird. Gleich 15 Familien und Organisationen mischen dieses Mal mit, drei mehr als vor zwei Jahren.

Erstmals am Start ist laut Peter Zell die Familie Leßmann/Möbius, die ihren Hirschgassen-Pub öffnet, in dem Brownies und vegetarischer Kürbisgulasch serviert werden. Ihre Premiere feiert zudem die Familie Köhler/Goebel an der Ecke Obere Holdergasse/Hirschgasse, in deren Garten Weine zum Verweilen einladen sollen. Neu mit dabei sind auch Manuel und Felix Seiter, die in ihrer „Kommune 13“ Kunst, Getränke und Musik feilbieten. „Die Tendenz ist auf jeden Fall, dass es mehr werden“, freut sich Peter Zell, der mit seiner Familie zu den alten Hasen beim Fest zählt.

Das garantiert auch die enorme kulinarische Bandbreite, die Peter Zell und seinen Mitstreitern als Qualitätsmerkmal sehr wichtig ist. Rote Wurst an jedem zweiten Stand ist jedenfalls nicht der Anspruch der Holdergässler. Stattdessen stehen Garnelenspieße, Spanferkel, Lachsmaultaschen und andere Leckerbissen auf der Speisekarte. Garniert wird all das mit Musik, die unter anderem DJ Zucker an der Destille bei der Stadtmauer, Die Zwei in Peters Mostkeller oder die Live-Band bei den Haspeltürmlern beisteuern. Die kleineren Gäste dürften sich am Sonntag über das Kinderprogramm von Unicef beim Alten Schulhaus freuen. Weil bei der Veranstaltung auch die Sicherheit nicht außer Acht gelassen wird, ist die Feuerwehr stets vor Ort. „Damit sie im Bedarfsfall schnell eingreifen kann. Es ist ja sehr eng da“, erklärt Andreas Seiberling, warum die Truppe nun dauerhaft Gewehr bei Fuß steht.