Immer montags wird gebüffelt. Die Teilnehmer des Kurses haben Spaß dabei. Foto: Werner Kuhnle

Weil der Marbacher Jürgen Kiefer hier zu wenig Fachkräfte findet, sucht er im Ausland. Den Deutschkurs gibt es zum Arbeitsvertrag gleich dazu.

Marbach - Sie sind wegen der Arbeit nach Deutschland gekommen. Eine hohe Motivation und Bereitschaft, sich hier in Schwaben zu integrieren, bringen sie mit. Doch die Deutschkenntnisse, die nötig sind, um als vollwertige Arbeitskraft zu gelten, die müssen sich die Arbeiter aus Polen, Kroatien, Bosnien oder auch Italien in wochenlangen Deutschkursen erarbeiten. Zur Seite steht ihnen der Lehrer Nicolae Vasiliu – und der eigene Chef.

Jürgen Kiefer nämlich finanziert den privaten Deutschkurs in den eigenen vier Wänden seines Unternehmens, um den bestehenden Facharbeitermangel in Deutschland zu beheben. Fachkräfte in den Bereichen Heizung, Sanitär oder Elektroinstallation sind rar. Er hat seine Suche deshalb auch ins Ausland verlagert. Mit Erfolg, denn regelmäßig bewerben sich potentielle Arbeiter, die häufig von den bereits bestehenden Mitarbeitern in ihrem Heimatland angeworben werden. Letztere können bei den Bewerbungsgesprächen auch ideal übersetzen. Dann jedoch ist Schluss. Die Notwendigkeit, Deutsch zu sprechen, macht Kiefer den Leuten von Anfang an bewusst. Schließlich sollen sie alsbald mit den Kunden kommunizieren und deren Aufträge bearbeiten können. Deutschunterricht also ist angesagt. Doch der Chef der Marbacher Gebäudetechnik-Firma ist verärgert: „Jeder Asylant erhält schneller Unterricht als ausländische Bewerber, die hier Arbeit suchen. Das ist schlecht für unsere Wirtschaft“, beklagt sich Kiefer, der weder „über die übervollen Integrationsprogramme des Landkreises“, noch über die Volkshochschulen an einen Deutschkurs für seine Mitarbeiter gekommen sei. „Es kann ja für einen mittelständischen Handwerksbetrieb nicht die Hauptaufgabe sein, Deutschkurse zu organisieren“, konstatiert er empört.

Doch Kiefer hat bereits gehandelt, bevor er die Leute verliert oder diese nicht in vollem Umfang eingesetzt werden können. Schließlich werden sie in Gruppen von Anfang an auf das hier übliche Arbeits-Niveau trainiert, um den Anforderungen des deutschen Arbeitsalltags gewachsen zu sein. Parallel dazu erfolgt der Deutschunterricht. Glück gehabt hat Kiefer mit dem Lehrpersonal. Nicolae Vasiliu nämlich ist Rumäne und spricht außer seiner Muttersprache weitere sechs Sprachen. Englisch, Deutsch und Italienisch unterrichtet der Pädagoge, der in Tübingen studiert hat, außerdem am Marbacher Gymnasium. Und er scheint ein gutes Händchen für die arbeitswilligen Männer zu haben, die bei ihm Deutschunterricht erhalten. Die fünf Teilnehmer der Gruppe, die am Montagabend etwa fleißig Gegensätze zu deutschen Eigenschaftsworten gesucht haben, scheinen Spaß am Unterricht zu haben. Obendrein verstehen sie schon gut, was sie gefragt werden, obwohl der Slowene Daniel beispielsweise, gerade erst einmal knappe drei Monate in Marbach ist. „So langsam geht es“, sagen auch Juro und Cornelio aus Kroatien sowie Emir aus Bosnien. Die Männer sind sich darin einig, dass der Austausch wichtig ist. „Einfach viel reden, um Übung zu bekommen“, lautet ihr Motto.