Benjamin Hoffmann und Ingo Sombrutzki (rechts) von der Firma Klöpfer stellen fest, dass die Fronten im Streit um die Steinbrucherweiterung verhärtet sind. Foto: KS-Images.de

Die Firma Klöpfer weist die Vorwürfe der Bürgerinitiative zurück und zweifelt, dass gerade ein Kompromiss möglich ist.

Marbach - Das ist harter Tobak: Die Bürgerinitiative gegen die Steinbrucherweiterung in Rielingshausen unterstellt der Firma Klöpfer als Betreiber der Anlage, es mit der Wahrheit wohl nicht so genau zu nehmen, mit falschen Zahlen zu operieren und zu wenig Transparenz an den Tag zu legen. Benjamin Hoffmann, Technischer Leiter Schotterwerke und Asphaltmischanlagen, und Ingo Sombrutzki, der bei Klöpfer für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, nehmen im Interview Stellung zu den Anschuldigungen.

Die geplante Steinbruch-Erweiterung schlägt hohe Wellen. Hätten Sie sich das vor ein paar Jahren vorstellen können, dass Ihnen deshalb so ein Gegenwind ins Gesicht blasen würde?

Hoffmann: Uns war immer klar, dass das Thema Steinbruch kontrovers diskutiert wird und es vor Ort Widerstand gibt. Aber diese Dynamik war für uns neu. Ich hätte nicht gedacht, dass die Gemeindehalle bei der Informationsveranstaltung bis auf den letzten Platz gefüllt sein würde. Da wurde der Dialog schwierig. Auf der einen Seite der Saal mit vielen besorgten Bürgern, auf der anderen Seite ein paar wenige Leute auf dem Podium. Man hätte hier vielleicht auch andere Formen finden können.

An welche Formen denken Sie?

Hoffmann: An kleinere Gruppen mit Bürgervertretern. Damit nicht einer gegen viele steht. So hätte man mehr Raum für den Austausch gehabt.

Sombrutzki: Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir die Erweiterung nicht aus Spaß an der Freude anstreben. Der Grundsatz der Region Stuttgart besagt, dass die Entwicklung bevorzugt an den schon bestehenden Standorten erfolgen soll.

Hoffmann: Das ist auch vernünftig. Die vorhandene Infrastruktur sollte man weiterverwenden. Wenn man an einem anderen Standort neu anfängt, müsste ja ein ganzes Schotterwerk aufgebaut werden. Außerdem ist Rielingshausen im Grunde der nächste Steinbruch nordöstlich vor den Toren Stuttgarts. Wenn Sie die Baukräne in unserem Ballungsgebiet sehen, wissen Sie, was wir tun und was wir tun müssen. Es ist schon heute so, dass wir nur etwa ein Drittel des Gesteins, das wir in der Region zum Bauen brauchen, tatsächlich hier gewinnen. Der Rest wird importiert – mit dem entsprechenden Mehrverkehr als Folge. Zwei Drittel der Last tragen also ohnehin schon die anderen.

Sombrutzki: Es gibt auch ganz wenige Stellen, wo der Erdaushub hintransportiert werden kann. Momentan wird beispielsweise Aushub von der Baustelle des neuen Pflegeheims in Rielingshausen zu uns gebracht. So etwas muss auch immer tagesaktuell geschehen. Wir decken den Bedarf, der hier im Umkreis anfällt, und produzieren im Gegensatz zu anderen Branchen nicht auf Vorrat. Außerdem sind kurze Wege aus wirtschaftlichen Gründen wichtig. Die Baukosten sind momentan ohnehin schon hoch, würden ohne Anbieter wie uns vor Ort noch weiter steigen.

Die Rielingshäuser könnten dagegenhalten, dass sie schon seit Jahrzehnten die Last tragen, die der Gesteinsabbau mit sich bringt, und nun andere an der Reihe sind.

Hoffmann: Keiner will ein Windrad vor der Haustür, keiner eine Müllverbrennungsanlage oder ein Kraftwerk. Aber irgendwo muss es diese Dinge geben, und ich kann sie auch nicht gleichmäßig verteilen, sondern muss sie an bestimmten Punkten konzentrieren. Das gilt auch für die Steinbrüche, die größer werden. Das lässt sich nicht verhindern.

Sombrutzki: Man nimmt heutzutage vieles für selbstverständlich. Doch die Straßen und Häuser müssen aus etwas gebaut werden, das Windrad braucht ein Fundament.

Warum erklären Sie solche Dinge nicht den Vertretern der BI? Sie hätten Gespräche bislang nur angekündigt, aber nicht geführt, wirft man Ihnen vor.

Hoffmann: Die Absicht der Bürgerinitiative ist ganz klar: Es soll nicht weiter abgebaut werden. Ich bezweifle also, dass ein Kompromiss möglich wäre. Ein Dialog macht aber nur Sinn, wenn mein Dialogpartner kompromissbereit ist und zuhört. Wir wollen an unseren Erweiterungsplänen festhalten. Die BI wird darum kämpfen, die Erweiterung zu verhindern. Die Fronten sind verhärtet.

Sombrutzki: Wir haben bereits bei den gemeinsamen Gesprächen mit den Regionalfraktionen den Dialog mit der BI geführt. Grundsätzlich sind wir immer gesprächsbereit und im weiteren Verfahren werden wir auch auf die BI zugehen.

Bekommt die BI dann auch Informationen? Deren Mitstreiter wollten wissen, wann in einer Woche gesprengt wird, bekamen aber offenbar keine Auskunft.

Hoffmann: Wir hatten über einen Termin informiert. Und kurz darauf war ein Bild auf der Homepage der BI mit der Sprengung von diesem Tag und der Botschaft: Sprengung bringt Staub.

Sombrutzki: Alles, was wir tun, wird gegen uns verwendet.

Hoffmann: Wenn wir behaupten, regionale Rohstoffsicherung ist notwendig, werden Sie auf der Homepage der BI Gegenargumente finden.

Sombrutzki: Zuerst war der BI der Abstand zur Wohnbebauung wichtig. Darum sind wir planerisch davon abgerückt und wollen in einem kleinen Teil ins Landschaftsschutzgebiet hineingehen. Jetzt ist dieses Gebiet für die BI unentbehrlich.

Die BI sagt auch, dass sei kein Entgegenkommen, weil Sie ohnehin nicht näher als 350 Meter an die Wohnbebauung rücken dürfen.

Hoffmann: Diese Zahl steht in keinem Gesetzestext. Es ist mehr oder weniger Zufall, dass die aktuell genehmigte Abbaufläche einen geringsten Abstand von circa 350 Metern zur Wohnbebauung hat. In der Verlängerung verlief ein Weg, sodass diese Markierung gewissermaßen zum Maßstab wurde. Solche Dinge wie Abstandsflächen werden von verschiedenen Faktoren bestimmt und im immissionsschutzrechtlichen Verfahren geregelt. In dem Stadium sind wir aber längst nicht. Es geht um eine Sicherung von möglichen Abbauflächen im Regionalplan. Das ist nicht parzellenscharf. Gleichwohl haben wir jetzt schon gesagt, wir wollen nicht näher als 350 Meter an die Bebauung kommen.

Sie haben wohl auch gesagt, dass nach einer Steinbruch-Schließung in Rielingshausen mehr Verkehr vom Steinbruch Gläser aus Zwingelhausen durch den Ort rollt. Die BI kritisiert, dass solche Gerüchte gestreut würden.

Hoffmann: Das ist kein Gerücht. Wo soll denn das Material herkommen, wenn es unseren Steinbruch nicht mehr gibt? Dann liefert es die Firma Gläser und deckt einen Teil des Bedarfs ab.

Sombrutzki: Und der direkte Weg nach Westen führt für Gläser durch Rielingshausen. Da muss man nur auf die Karte schauen. In welchem Umfang, weiß ich nicht. Dass es aber mehr wird, ist gewiss. Die Steine müssen ja irgendwie nach Westen gelangen. So geht es aber oft: Man versucht, uns Unwahrheiten zu unterstellen, und lässt sich dann nicht von Sachargumenten vom Gegenteil überzeugen. Es werden bewusst Ängste geschürt, um daraus Kapital zu schlagen. Das macht die Zusammenarbeit so schwer.

Die BI behauptet auch, Ihnen sei nicht an einem partnerschaftlichen Verhältnis gelegen. Andernfalls würden Sie das Votum der hiesigen Räte gegen die Erweiterung akzeptieren.

Sombrutzki: Keine Gemeinde entscheidet sich freiwillig für eine Belastung. Genau deshalb hat der Gesetzgeber das Instrument der Regionalplanung geschaffen, um solche Dinge zu steuern. Trotzdem sind wir in einem guten Austausch mit der Verwaltung und den Gremien vor Ort.

Ein weiterer Vorwurf der Bürgerinitiative bezieht sich auf den Verkehr, den der Steinbruch erzeugt. Eigene Zählungen der BI hätten gezeigt, dass es viel mehr Fahrten gibt, als von Ihnen behauptet.

Sombrutzki: Wir gehen immer von durchschnittlichen Zahlen aus. Und zwar über das Jahr gesehen. Und die Zählung der BI wurde im Juli gemacht. Das ist die Hochbauphase. Es ist doch klar, dass man im Sommer mehr Bauvorhaben hat. Wir liefern schließlich nur, wenn die Leute etwas bestellen.

Hoffmann: Im Januar können es auch mal null Fahrbewegungen sein wegen einer Revision oder im Februar weit weniger als 100, wenn wenig gebaut wird.

Sombrutzki: Außerdem sind wir stets daran interessiert, Leerfahrten zu vermeiden. Wir würden uns doch ins eigene Fleisch schneiden, wenn die Lastwagen nicht bestmöglich ausgelastet wären.

Hoffmann: Manchmal lässt sich eine Leerfahrt aber nicht verhindern. Wenn wir Betonsplit zu einer stationären Betonmischanlage fahren, kommt der LKW natürlich leer zurück.

Und was ist mit der Verteilung des Verkehrs in Richtung Kirchberg und Marbach? Sie sprachen von 50 Prozent dahin und 50 Prozent dorthin. Die BI kommt auf einen Wert von 80 Prozent in Richtung Kirchberg.

Hoffmann: Das war eine grobe Schätzung von uns und dürfte auch aufs Jahr so hinkommen. Aber natürlich ist das Schwankungen unterworfen, je nachdem, wo gerade die großen Baustellen sind.

Gestatten Sie zuletzt noch eine Frage zur Gesamtsituation. Die scheint verfahren. Sehen Sie noch eine Chance, gemeinsam mit allen Beteiligten eine Lösung zu finden?

Hoffmann: Momentan wüsste ich nicht, wie man den gordischen Knoten durchtrennen könnte. Wir arbeiten aber weiter daran.