Nikolaus und Engelchen haben Geschenke mitgebracht. Foto: Förderverein Kleeblatt

Katrin Grämkow hat einen schönen Nachmittag zwischen den Bewohnern erlebt.

Erdmannhausen - An hübsch weihnachtlich dekorierten und voll besetzten Tischen sitze ich mit den Heimbewohnern und Gästen bei Kaffee oder Tee und Kuchen in froher Erwartung auf den Besuch vom Nikolaus und seinem Engel. Eine Auswahl bekannter Weihnachtslieder wird gemeinsam gesungen, begleitet am Klavier von Stefan Kuballa. Bei dem Lied „Lasst uns froh und munter sein“ hört man von draußen näherkommendes Glockengeläut.

„Drauß vom Walde komm ich her, ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr . . .“ Man hört, wie viele das vollständige Gedicht von Theodor Storm mit dem Nikolaus zusammen sprechen. Er hat es in seinem großen goldenen Buch stehen und vermutlich kennt er es nicht auswendig, aber einige der Heimbewohner schon. Ich bin beeindruckt. Auch der Engel trägt ein schönes besinnliches Adventsgedicht vor. Darin geht es um die frohe Botschaft, die die Engel verkünden und um das Teilen von Glück. Um mich herum wird aufmerksam und andächtig zugehört.

Nun hat wieder der Nikolaus das goldene Buch und liest daraus eine lustige Geschichte aus Bayern vor. Da geht es um den „frechen Heribert“, das war ein kleiner Junge, eine rechte Nervensäge und ein schrecklicher Angeber. Er wusste genau, so wie es keinen Klapperstorch gibt, der die Kinder bringt, so gibt es auch keinen Nikolaus. Aber als es dunkel wurde, war er dann doch recht aufgeregt, als es an der Türe heftig klopfte und der Krampus – so nennt man dort den Knecht Ruprecht – hereinpolterte. Kaum war aber der Krampus wieder weg, hatte der Junge schon wieder eine große Klappe. Nur so ganz nebenbei rief er seiner Mutter zu: „Mama i brauch a trockene Hos“. Alle lachen über das Gschichtle.

Der letzte Vortrag kommt vom Engel und handelt von vier Kerzen. Die erste Kerze heißt Friede, aber weil überall Krieg und Unruhe herrschen, erlöscht sie. Die zweite Kerze heißt Glaube, aber sie fühlt sich überflüssig, weil immer weniger am Glauben festhalten, und schon ein kleiner Luftzug bringt sie zum Erlöschen. Die dritte Kerze heißt Liebe, aber sie hat keine Kraft mehr, denn die Menschen haben gar nicht mehr genug Zeit füreinander. Die vierte Kerze heißt Hoffnung und mit ihrem Lichte vermag sie die anderen Kerzen wieder anzuzünden.

Ich kenne diese Geschichte und hab’ sie trotzdem wieder so gerne angehört. Manche Zuhörer nicken und lächeln dazu. Hab’ ich mir’s eingebildet oder hat sich tatsächlich auch auf den Gesichtern um mich herum so etwas wie tröstliche Hoffnung ablesen lassen?

Alle freuen sich über die Gabe, die der Nikolaus und sein Engel austeilen. Bevor die beiden weitergezogen sind, um noch andere Heimbewohner zu besuchen, dankte ihnen Maria Bärlin herzlich für ihren Besuch und die schönen Beiträge mit einem kleinen Geschenk. Der Nikolaus seinerseits sprach einen Dank aus an den Kleeblatt-Förderverein mit seinen ehrenamtlichen Helfern und allen Mitarbeitern des Heims für ihre Unterstützung. Allen zusammen wünschte er eine schöne Weihnachtszeit. Beim Gehen treffe ich draußen vor dem Eingang eine alte Dame. Sie war zu spät dran. Ich hab ihr meine Nikolausgabe überlassen und mir damit selbst eine Freude gemacht. Ein schöner Nachmittag. Ich war gern da.