Sabine Fisch (hinten) kämpft um Autogramme – so wie von Christa Gerlich. Heute geht der Brief an die Kreissparkasse. Foto: Tanja Schaaf

Sabine Fisch kämpft für die Erhaltung und für eine weiterhin gute Infrastruktur.

Steinheim-Höpfigheim -

Sabine Fisch steht am Donnerstagvormittag in der Höpfigheimer Bäckerei Schütz und legt neue Unterschriftenlisten aus. Eine Kundin, die den Laden betritt, wird freundlich gegrüßt und gefragt, ob sie denn auch schon unterschrieben habe. „Klar! Wie viele haben wir denn schon?“, fragt die Kundin zurück. Mehr als 200 Autogramme seien seit dem 12. Januar zusammengekommen, berichtet Sabine Fisch, die die Unterschriftenaktion zur Er-haltung des Kreisparkassen-Bankautomaten kurzerhand ins Leben gerufen hat. Nach dem endgültigen Aus der KSK-Filiale zum 31. Januar 2017 soll nämlich auch der Bankautomat nur noch bis zum 30. Juni im Ort sein. Danach ist alles weg.

Eine Tatsache, die die siebenfache Mutter, die seit 30 Jahren KSK-Kundin ist, ordentlich auf die Palme bringt, wie sie erklärt: „Es geht dabei nicht nur um die älteren Menschen, denen so die Möglichkeit genommen wird, im Ort Bargeld abzuheben. Ich habe auch etliche Bekannte, die keinen Führerschein besitzen.“ Sie selbst habe fünf Jahre auf dem Höpfigheimer Wochenmarkt an einem Stand gearbeitet und wisse, wie dringend der Automat gebraucht werde: „Die Leute holen am Automaten ihr Geld und kaufen dann ein. Dort kann eben nicht mit der EC-Karte bezahlt werden. Auch für die Marktbeschicker ist das geschäftsschädigend.“

Ganz generell gibt es in dem Steinheimer Teilort diverse Einkaufsmöglichkeiten: eine Bäckerei, einen Metzger, den Wochenmarkt, dazu zwei Besenwirtschaften, Weinhändler, einen Frisör, ein kleines Second-Hand-Geschäft und eine Post – mit der EC-Karte kann aber in keinem der Unternehmen bezahlt werden. „Für die Höpfigheimer KSK-Kunden macht es einfach keinen Sinn, eine Bank zu haben, bei der man kein Geld holen kann“, sagt die 46-Jährige und fügt an: „Man müsste also erst nach Steinheim fahren, um danach in Höpfigheim einkaufen zu können.“ Bereits im vergangenen Herbst sei den Höpfigheimer KSK-Kunden in einem Schreiben mitgeteilt worden, dass die nun zuständige Filiale, die Zweigstelle in Murr sei. „Dorthin besteht aber nicht einmal eine direkte Busverbindung“, so Sabine Fisch.

Besonders ärgere sie, dass in den vergangenen Jahren massiv für Kinderkonten geworben wurde. „So bindet die KSK ihre Kunden früh. Dabei wird das Kinderkonto doch ad absurdum geführt, wenn die Kinder ihr Taschengeld nicht mehr ausgeben können, weil sie zu jung sind, um mit dem Bus zum nächsten Geldautomaten zu fahren.“ Christa Gerlich, die kurze Zeit später den Laden betritt, unterschreibt gerne auf der Liste. „Meine Mutter ist 91 Jahre alt und im Kopf noch topfit und schon immer Kundin der KSK. Mit einem Bankautomaten könnte sie sich ihre Eigenständigkeit auch weiter bewahren“, sagt sie. 2300 Einwohner einfach so zu ignorieren, das sei nicht nur schlecht für den Landkreis und die Wirtschaft, sondern auch für das Image der Kreissparkasse. „Ich kann verstehen, dass die Schließung einer Filiale der KSK kurzfristig gesehen eine Ersparnis bringt. Wenn sie dann aber rudelweise Kunden verlieren, ist das langfristig gesehen doch keine Lösung“, findet sie.

Ortsvorsteher Roland Heck, der kurz darauf die Bäckerei betritt, sieht durch den Wegfall des Automaten auch die Grundversorgung im Ort gefährdet: „Die KSK hat als öffentlich-rechtliches Kreditinstitut auch nochmal eine andere Stellung und trägt wie der Landkreis eine gewisse Verantwortung“, findet er. Sabine Fischs Brief an KSK-Vorstand Heinz-Werner Schulte und die Unterschriftenlisten wurden heute verschickt. „Wenn der Automat nicht bleibt, dann muss eine Alternative gefunden werden. Die Initiative muss aber von der KSK ausgehen, das kann ich als Kunde ja wohl verlangen“, sagt sie.

Seitens der KSK scheint man an einer solchen Alternative dran zu sein. „Wir arbeiten daran, für Kleinbottwar und Höpfigheim Lösungen wie in Rielingshausen zu finden“, bestätigt der KSK-Regionaldirektor Thomas Nytz auf Nachfrage. In dem Marbacher Teilort kann man jetzt im örtlichen „Euli“-Geschäft Bargeld abheben (wir berichteten). Nytz: „Wir sind sehr sicher, dass wir auch für Kleinbottwar und Höpfigheim einen nahtlosen Übergang zur Verfügung stellen können.“ Heißt: Die Alternativen sollen gefunden sein, bevor die Geldautomaten im Sommer abgebaut werden. „Auch wir haben Interessee an einer flächendeckenden Bargeldversorgung der Bevölkerung“, so der Regionaldirektor. Zudem soll der Bargeldbringservice dann weiterhin angeboten werden.