Der aus Pflugfelden gekommene Yannic Poet (links) hat beim VfR überzeugt. Foto: Archiv (Baumann)

Die Winterbilanz: A-Ligist VfR Großbottwar ist mit Platz acht hinter den eigenen Erwartungen geblieben.

Großbottwar - Nicht zufrieden ist man beim VfR Großbottwar nach der ersten Halbserie der Fußball-Kreisliga A1 Enz-Murr. Einen Platz unter den ersten Fünf hatten Trainerteam und die junge Mannschaft im Sommer gemeinsam als Zielstellung formuliert, nun hat man als Tabellenachter überwintert. Acht Siege, fünf Remis und sechs Niederlagen stehen zu Buche, womit man den Abstiegsrängen deutlich näher als der Spitzengruppe ist. „Wir hatten uns a) deutlich mehr erwartet und es war b) deutlich mehr drin“, sieht Trainer Perry Zuidema nüchtern den Fakten ins Auge. Zu viele Punkte habe man hergeschenkt, moniert der Coach, beklagt neben nie eingekehrter personeller und sportlicher Konstanz vor allem die Mängel im Torabschluss, und urteilt rückblickend: „Bis auf den SV Pattonville war uns kein Gegner überlegen. Die Ausbeute hat aber nicht gestimmt, und jetzt müssen wir nach unten aufpassen.“

Das lief gut:
„So eine Kameradschaft habe ich noch nie in einer Mannschaft erlebt“, stellt Zuidema heraus und lobt den Teamverbund beim VfR als „sehr homogen“ und „ohne Auswüchse“. Allerdings kann zu viel positives Miteinander auch Schattenseiten entwickeln: „Mitten in der Sommervorbereitung sind einmal 14 Spieler gemeinsam zum Campen gefahren und haben folglich im Training gefehlt. Da denkt man dann als Trainer schon über teamzurückbildende Maßnahmen nach“, lacht Zuidema. Positiv notiert der Coach auch die nach zwei Dritteln der Hinrunde vollzogene Systemumstellung im Defensivverbund auf eine Dreierkette. „Wir waren zuvor vorne häufig nicht durchschlagskräftig genug und können so unser vorhandenes Tempo im Umschaltspiel besser einbringen“, erklärt er. In der Wintervorbereitung habe man nun an dieser Grundformation weiter gefeilt.

Das lief nicht gut:
Quasi der Ur-Instinkt, der dem Fußballspiel zugrunde liegt, ist beim VfR nicht allzu stark ausgeprägt. „Die Gier nach Toren fehlt uns etwas“ räumt Zuidema ein und gesteht: „Wir haben keinen echten Knipser im Team, wie er für bessere A-Liga-Teams eigentlich Standard ist“. Als Beispiel führt er die VfR-Torjägerlegende Davide Pintus an, der jedoch nach schweren Verletzungen allenfalls noch sporadisch helfen kann. Damit einher gehen die Probleme mit der Chancenverwertung. „Da spielt sich viel im Kopf ab. Mit Training ist dem nur begrenzt beizukommen“, weiß Zuidema, betont aber auch: „Ich hätte als Trainer ein viel größeres Problem, wenn wir uns gar keine Torchancen erarbeiten würden.“

Bewertung der Neuzugänge:
Die fällt in Großbottwar sehr positiv aus. Der vom TV Pflugfelden gekommene Yannic Poet ist als zentraler Akteur der Dreierkette nicht mehr aus der Elf wegzudenken und schlüpfte schnell in die „Rolle einer Führungsperson“ (Zuidema), Sven Heinz sei „als Sechser unersetzbar, auch wenn ich von ihm künftig noch mehr erwarte“, und die beiden aus Höpfigheim gekommenen André Kämpf und Henrik Willberg sicherten sich auf Anhieb Stammplätze. Willberg hat den VfR nun im Winter jedoch schon wieder verlassen und kehrte nach Höpfigheim zurück. Wirklich verstehen können sie in Großbottwar seinen Schritt nicht.

Bester Spieler:
„Die Kategorie passt überhaupt nicht zu unserer homogenen Mannschaft“, ist alles, was Zuidema hierzu sagen möchte.

Größte Enttäuschung:
Auch hier findet Perry Zuidema klare Worte: „Der eigene Anspruch und die Bereitschaft, alles dafür zu tun, um diesem gerecht zu werden, klaffen leider auseinander“, sagt er. Im Blick hat der Coach dabei das von den Spielern selbst mit festgelegte Ziel, unter die Top 5 der Liga zu kommen. „In Bestbesetzung bin ich sicher, dass wir das schaffen können“, ist der Trainer überzeugt, allerdings habe der Fußball dann doch nicht immer für jeden der Großbottwarer Spieler die höchste Priorität. „Wir konnten kaum einmal mit einer unveränderten Elf auflaufen“, bedauert Zuidema, weiß aber auch: „Das Problem haben vermutlich all meine Trainerkollegen auf Kreisligaebene.“

Ausblick und Prognose:
Auch wenn der Großbottwarer Trainer weiß, dass man in der Tabelle „nach hinten aufpassen muss“, will er nicht vom Klassenerhalt als Ziel sprechen. „Wir denken von Woche zu Woche. Das erste Ziel ist es, am 26. Februar zu Hause den GSV Pleidelsheim zu schlagen. In der Woche darauf ist dann der nächste Gegner das nächste Ziel“, sagt er. Wieder mittun kann ab sofort nach halbjähriger Verletzungspause Patrick Schorr, der trotz seiner Jugend in der vergangenen Saison der auffälligste Offensivspieler beim VfR war und eine erhebliche Verstärkung sein dürfte.