Bürgermeister Ralf Zimmerman (links) und der zweite stellvertretende Bürgermeister Andreas Strohm (rechts)überreichen Stefan Apfelbach zum Abschied Geschenke. Der Grund seines Weggangs löst Irritation bei den Räten aus. Foto: Dominik Thewes

Wo ist der Lebensmittelpunkt von Stefan Apfelbach? Diese Frage lässt den Bürgermeisterstellvertreter zurücktreten.

Großbottwar - Das Leben ist das, was passiert, während man die Zukunft plant“ – mit dieser leicht abgewandelten Liedzeile von John Lennon beginnt die letzte Rede von Stefan Apfelbach vor dem Ratsgremium am Mittwoch. „Geplant hatte ich diese, meine vierte Wahlperiode, ordentlich fertig zu machen und dann zu meiner Lebensgefährtin nach Oberstenfeld zu ziehen“, sagte der Bürgermeisterstellvertreter. Wie berichtet, seien es „äußere Umstände“ gewesen, die ihn dazu veranlasst hätten, sich bereits rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres am neuen Wohnort anzumelden. Durch diesen Wegzug hat Apfelbach sein Bürgerrecht und damit seine Wählbarkeit aufgegeben. Nach 18 Jahren muss der viermalige Stimmenkönig somit laut Gemeindeordnung den Hut nehmen.

Wie schon im Vorfeld der Sitzung verstand es Stefan Apfelbach auch am Mittwochabend zu vermeiden, die genannten „äußeren Umstände“ zu konkretisieren. Diese Aufgabe kam Thomas Schwarz zu, der mit seiner Rede für die Freie Bürgerliche Wählervereinigung (FBWV) für eine bedrückte Stimmung sorgte. „Das, was heute vollzogen wurde, hat ein besonderes ,Gschmäckle’“, sagte er. Denn: Eine anonyme Anzeige beim Regierungspräsidium Stuttgart mit der Behauptung, Stefan Apfelbach sei nicht in Großbottwar, sondern in Oberstenfeld wohnhaft, sei dafür verantwortlich. Nach dieser Anzeige habe ein Hin und Her seinen Lauf genommen, „aus dem Stefan Apfelbach durch die Ummeldung seines Hauptwohnsitzes letztlich nur die Konsequenz aus einem nur schwerlich nachzuvollziehenden Geplänkel“ ziehe. Tagesgenau hätte Stefan Apfelbach die Stunden abrechnen müssen, in welcher Wohnung er mehr Zeit verbracht habe – ungeachtet der Tatsache, ob dort der Lebensmittelpunkt zu sehen sei, wo jemand die meiste Zeit des Tages verbringe, oder dort, wo er schläft. Am Ende habe es keine Rolle gespielt, dass der Betrieb von Stefan Apfelbach in Großbottwar sei, dass er den Bürgern als Ansprechpartner stets zur Verfügung stehe, dass er als Stimmenkönig in der Stadt bestens vernetzt sei und sein Engagement für Vereine oder Schulen im Besonderen wahrgenommen werde. „4200 Wählerstimmen gegenüber einer anonymen Stimme. Und diese ist es nun, die die Kommunalaufsicht beim Landratsamt Ludwigsburg feststellen lässt, dass die Voraussetzungen des Wohnens nach der Gemeindeordnung für die Wählbarkeit eines Gemeinderates nicht erfüllt sind.“ Thomas Schwarz betont am Ende seiner Rede, dass die Entscheidung von Stefan Apfelbach den Räten Respekt abnötige, dass sie aber auch enttäuscht und irritiert seien über die Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt hätten.

Sichtlich schwer ist es danach dem CDU-Rat und zweitem Bürgermeisterstellvertreter Andreas Strohm gefallen, das Wort zu ergreifen. Er erinnerte an die Erstwahl von Stefan Apfelbach vor 18 Jahren. „Damals haben die Leute gefragt, wer ist das?“ Und die Antwort war: „Der Handballer!“ Später habe man ihn als Getränkehändler wahrgenommen, aber längst sei er für die Leute in der Stadt der Stadtrat und stellvertretende Bürgermeister. „Dort, wo du heute stehst, resultiert aus deinem Einsatz, Engagement und Präsenz“, so Strohm. Dem „hochverdienten Stadtrat“ hat das Gremium zum Abschied einen symbolischen Hocker und zwei Musicalkarten für „Mary Poppins“ geschenkt.

Bürgermeister Ralf Zimmermann erinnerte in seiner Rede, die er mit einem Bildvortrag stützte, auch an die Zeit, als sich Stefan Apfelbach als Vertreter für den erkrankten Rainer Gerhäusser verdient gemacht hatte. Das Gremium verlöre mit Stefan Apfelbach nicht nur viel Wissen, sondern „einen geradlinigen Kollegen, der für das einsteht, was er sagt, daran glaubt und es auch umsetzt“. Auch er selbst habe zu Beginn seiner Amtszeit mit Stefan Apfelbach einen verlässlichen Berater zur Seite gehabt, der sich auskannte. Von der Stadt hat Stefan Apfelbach ein Handtuch mit Wappen bekommen, „weil Sie gerne die Sauna besuchen“. Außerdem einen Gutschein für ein Sportgeschäft, damit er sich die Ausrüstung für lange Wanderausflüge zulegen kann. Ziehen lassen wollten die Räte den Kollegen nicht. Der lang anhaltende Applaus zeigte vielmehr, dass sie sich eine Zugabe wünschen.