Die Alte Bahnhofsschule dient dem Landkreis als Notreserve. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Kommune hat bislang keine Flüchtlingsunterkunft bauen müssen.

Großbottwar - Marbach hat jetzt mit der Rollschuhbahn seine letzte Trumpfkarte gezogen. Wenn die Anlage bebaut ist, hat die Kommune aktuell keine weitere Option, um ein neues Flüchtlingsheim hochzuziehen. Ohne die beiden an dieser Stelle geplanten Häuser wäre die Stadt aber erst recht aufgeschmissen. Dann könnte die Quote nicht erfüllt werden. Ähnlich in Steinheim, wo dringender Handlungsbedarf besteht und gerade zwei Asylheime realisiert werden. In Großbottwar herrschen hingegen keine vergleichbaren Bauaktivitäten – obwohl auch in der Storchenstadt 2018 rund 50 Personen aufgenommen werden müssen. „So wie es aussieht, werden wir das aber weiter ohne Neubau stemmen können“, sagt der Bürgermeister Ralf Zimmermann.

Wie das bislang gelingen konnte? Man habe sich der Problematik früh gestellt und beizeiten angefangen, sich um Lösungen zu kümmern, erläutert der Rathauschef. Für dieses Jahr habe die Stadt ihr Soll sogar schon um rund 20 Plätze übererfüllt. Das werde dann aufs nächste Jahr angerechnet, in dem jetzt nur noch 30 Frauen, Kindern und Männern ein Dach über dem Kopf geboten werden müsse. Die Flüchtlinge seien über ganz Großbottwar verteilt untergebracht. „Von Hof und Lembach bis Winzerhausen“, sagt Ralf Zimmermann. Man habe für diesen Zweck Immobilien teils gekauft, teils angemietet. „Wir haben bewusst keine größeren Objekte gebaut und uns für einen dezentralen Ansatz entschieden“, erklärt er weiter. Dahinter stecke aber natürlich auch ein höherer Aufwand, fügt er hinzu.

Wobei es nicht so sei, dass die Stadt kein Geld in die Hand genommen hätte. Man habe schon auch in die einzelnen Gebäude investiert. So werde gerade das Erdgeschoss des Anwesens in der Kleinbottwarer Straße 7 umgestaltet. Eine Unterkunft, in der die Flüchtlinge in etwas gebündelter Form untergebracht seien. „Das ist bald bezugsfertig“, sagt Ralf Zimmermann, der aber auch den Tag nicht vor dem Abend loben will. Es scheine so, als habe man die Flüchtlingskrise derzeit recht gut im Griff, erklärt der Schultes. Wenn sich der Wind wieder drehe, könne es jedoch schnell ganz anders aussehen. Möglicherweise würde in dem Fall der Landkreis Ludwigsburg auch wieder in puncto Alte Bahnhofsschule aktiv. Der Kreis hatte das Gebäude in Großbottwar vor einiger Zeit übernommen, um dort Asylbewerber unterbringen zu können. Als die Zugangszahlen zurückgingen, wurde das Projekt aber auf Eis gelegt. „Dazu gibt es auch keinen neuen Sachstand“, sagt Ralf Zimmermann auf Nachfrage. Der Landkreis sei weiter der Eigentümer und es sei unklar, was er mit der Immobilie anfangen wolle. Das Thema Flüchtlingsunterkunft dürfte jedoch aktuell kein Thema sein, meint der Bürgermeister. Er gibt aber zu bedenken, dass es sich „um ein tolles Wohngebäude“ handele, aus dem man „viel machen könnte“. Diesen Ball nimmt der Landkreis aber nicht auf. Auf die Nachfrage nach einer möglichen wohnlichen Nutzung stellt Pressesprecherin Annegret Kornmann fest, dass sich der Sachstand nicht verändert habe.

„Der Landkreis wird das Gebäude vorerst als Notreserve für die Asylbewerberunterbringung vorhalten“, sagt sie. Über eine abweichende Nutzung entscheide der Eigentümer des Gebäudes. Und der sei die Stadt, interpretiert sie die Besitzverhältnisse anders als der Bürgermeister. Der Landkreis sei nach Erbbaurecht nur Pächter des Gebäudes. Sie bestätigt aber die Angaben von Ralf Zimmermann, wonach die Stadt Großbottwar 2018 wohl 47 Personen in der Anschlussunterbringung aufnehmen müsse. „Die endgültige Quote können wir aber erst zu Jahresanfang ermitteln“, betont Kornmann. 2017 habe Großbottwar 28 Personen zugewiesen bekommen.