Die Räume der ehemaligen Stadtapotheke werden zu Wohnungen. Foto: Dominik Thewes

In der Großbottwarer Altstadt sind innerhalb von zwei Monaten zwei Gewerbeflächen zu Wohnraum geworden.

Großbottwar - Gewerbefläche zu vermieten!!“ Noch immer hängt der Zettel an den Schaufenstern der ehemaligen Stadtapotheke in der Schlosserstraße 2. Doch auch die beiden Ausrufezeichen haben am Ende nichts genutzt. Seit die Apotheke im Januar 2014 vor die Stadtmauern gezogen ist, steht der Laden im Zentrum leer. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat nun einvernehmlich einer Nutzungsänderung zugestimmt. Aus dem ehemaligen Ladengeschäft wird nun privater Wohnraum.

Wäre dieser Vorgang einmalig, vermutlich hätte kaum jemand Notiz davon genommen. Doch bereits im Dezember lag dem Gemeinderat das Vorhaben vor, aus dem früheren Schreibwarenladen Fuchs eine Wohnung zu machen.

Zwar ließe sich daraus noch keine Tendenz ablesen, trotzdem sei es „traurig, dass die ganzen Läden in Wohnungen umgemünzt werden“, befand darum die SPD-Rätin Angelika Maier in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Getrieben von der Sorge um eine ausblutende Altstadt bat sie die Verwaltung zu prüfen, „ob man von Stadtseite aus daran etwas ändern kann.“

Eine belebte Innenstadt ist auch der Wunsch von Bürgermeister Ralf Zimmermann. Der betont auf Nachfrage unserer Zeitung jedoch, dass Großbottwar noch immer einiges zu bieten habe. „Es gibt viele Einzelhändler in unserer Altstadt“, sagt er. Dazu zähle er nach wie vor die Stadtapotheke, auch wenn diese jetzt außerhalb der Stadtmauern ihre Pforten geöffnet habe. „Trotzdem liegt sie ja noch ziemlich zentral“, so sein Befund.

Darüber hinaus habe die Arbeitsgruppe „Attraktive Innenstadt“, eine Interessengemeinschaft aus Selbstständigen, Vertretern der Stadtverwaltung und des Bürgervereins Miteinander Attraktives Großbottwar, im vergangenen Jahr bereits einige Verbesserungsvorschläge umgesetzt. So sei die Parkzeit von einer auf zwei Stunden verlängert, Wlan in der Innenstadt realisiert und die Möblierung auf dem Marktplatz verschönert worden. „Die Bänke sind bereits aufgestellt, mit den Pflanztrögen haben wir bewusst bis nach dem Straßenfest gewartet“, so der Rathauschef. Diese sollen nun im Frühjahr folgen und den Platz aufhübschen.

Manche dieser Maßnahmen hätte sich Thomas Titze, Vorsitzender des örtlichen Bundes der Selbstständigen, allerdings schneller umgesetzt gewünscht. So hätten die Bänke fast anderthalb Jahre auf sich warten lassen. Den großen Wurf sieht er darin aber ohnehin nicht. Das Problem einer aussterbenden Innenstadt muss seiner Meinung nach an anderer Stelle gelöst werden: „Ohne ein Gewerbegebiet wird es schwer, diesem Trend entgegenzuwirken“, so der Versicherungsfachmann. Würden aber mehr Arbeitnehmer nach Großbottwar kommen, fänden diese beispielsweise in ihren Pausen auch den Weg ins Zentrum. „Nur dadurch entsteht Bewegung“, so Titze. Und das komme schließlich der örtlichen Gastronomie und damit allen Geschäftsleuten zugute.

Bürgermeister Ralf Zimmermann pflichtet zwar bei, dass ein Gewerbegebiet positiv für die gesamte Stadt und damit auch für das historische Zentrum sei, das allein sei aber nicht die Lösung. „Es gibt immer noch viele Bürger, die das Angebot in der Altstadt gar nicht kennen“, so der Schultes. Das Positive nach außen kehren sieht er darum als Aufgabe für alle an, die an der Attraktivität der Altstadt festhalten wollen. Die Kritik an den zu spät aufgestellten Bänken will er ebenfalls nicht gelten lassen. „Wir hatten es inzwischen mit einem Wechsel im Stadtbauamt und mit Lieferschwierigkeiten des Herstellers zu tun“, rechtfertigt er die Verzögerung.