Der Neubau des Kinderhauses bedeutet nicht automatisch das Aus für den Pfarracker. Foto: Werner Kuhnle

Die Einrichtung Pfarracker bleibt vorerst doch geöffnet. Das hängt mit der bestehenden Warteliste, der Geburtenentwicklung und der Flüchtlingsaufnahme zusammen.

Großbottwar - Die Eltern von 50 Kindern der Kindertagesstätte Pfarracker wollten die Schließung ihrer Einrichtung nicht hinnehmen. Einen Monat nach Bekanntgabe der Entscheidung des Gemeinderates haben sie im August Bürgermeister Ralf Zimmermann eine Unterschriftenliste überreicht und damit ihren Unmut über die Pläne der Stadt öffentlich gemacht. Der Rathauschef hatte ihnen allerdings wenig Hoffnung gemacht. An der Schließung führe kein Weg mehr vorbei, hieß es damals.

Dieses Blatt hat sich in der Sitzung am Mittwoch, die im Schulhaus in Hof und Lembach stattfand, gewendet. Das Gremium hat einstimmig den Tätigkeitsbericht von Cornelia Ostwald zur Kenntnis genommen und damit zugleich der Bedarfsplanung und dem Vorschlag der Kindergartenfachberaterin zugestimmt, „den Beschluss zur Kindertagesstätte Pfarracker aufzuheben und uns Luft zu verschaffen“.

Das freilich passierte nicht ohne Diskussion. Der CDU-Rat Matthias Wien konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass „einem hier was untergejubelt wird“. Und Stefan Apfelbach bat im Namen der FBWV um eine Sitzungsunterbrechung, „weil wir uns in der Fraktion nochmals abstimmen wollen“. Das Ergebnis: Der Beschlussvorschlag der Verwaltung soll um den Zusatz ergänzt werden, dass „der jährliche Tätigkeitsbericht den Bedarf nachweisen muss“. Damit signalisierten die Freien Wähler, an dem ursprünglichen Plan, das Haus zu schließen, festhalten zu wollen.

Im Grunde spiegelt das die Haltung des gesamten Gremiums wider, wenn sich auch Thomas Stigler (FBWV) an dem Wort „vorläufig“ störte. „Wir wollen Stellen ausschreiben“, gab er zu bedenken.

Laut Fachberaterin Cornelia Ostwald werden drei weitere Ganztageskräfte gebraucht, allein um den bereits absehbaren Bedarf zu decken. Dieser liegt in der Tatsache begründet, dass die Geburtenrate im Jahr 2014 mit 100 Babys einen Rekord erreichte. Zudem kommen immer mehr Flüchtlingsfamilien nach Deutschland. Derzeit sind zwölf Kinder dezentral in den Großbottwarer Einrichtungen untergebracht. Wie sich die Zahlen entwickeln, sei nicht absehbar, so Ostwald. Die Fachberaterin hat darüber hinaus eine prall gefüllte Warteliste zu berücksichtigen. „Es ist schon jetzt so, dass wir nicht allen Elternwünschen gerecht werden können.“ Kapazitäten gäbe es nur noch in Winzerhausen.

Die derzeitige Bedarfsplanung sieht keine weitere Gruppe für unter Dreijährige vor. Die beiden existierenden in der Hegel- und Nelkenstraße sollen im neuen Kinderhaus unter einem Dach betreut werden. „Dadurch versprechen wir uns Synergieeffekte“, ließ Bürgermeister Ralf Zimmermann Räte und Publikum wissen. Die Frage von Matthias Wien (CDU), ob es für die Aufnahme von Flüchtlingskindern eine finanzielle Unterstützung vom Landkreis gäbe, verneinte der Rathauschef zwar, deutete aber an, dass „jeder Flüchtling als Einwohner der Gemeinde gilt“. Somit würden Finanzmittel über das Umlagesystem letztlich doch nach Großbottwar zurückfließen.

Für kurzen Diskussionsbedarf sorgte noch ein Leserbrief, der in dieser Zeitung veröffentlicht wurde. Die Aussage, die Weihnachtsgeschichte würde aus Rücksicht Andersgläubiger im Kindergarten nicht behandelt, stimme so nicht, konterte Cornelia Ostwald. Sie habe an besagtem Elternabend ein Buch vorgestellt, das die Geschichte von Jesu Geburt aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchte, so dass die Kinder nicht nur das Lukasevangelium präsentiert bekämen. Bürgermeister Ralf Zimmermann ergänzte, die Frage nach religiösen Inhalten werde seit mehr als zehn Jahren in den Kindergärten gestellt und habe nichts mit der derzeitigen Flüchtlingssituation zu tun. „Meist sind es Eltern deutscher Kinder, die Glaubensinhalte ablehnen.“