Der Landkreis will die alte Bahnhofsschule für rund zwei Millionen Euro zum Asylbewerberheim umbauen lassen. Foto: Archiv (Kuhnle)

Der Landkreis will die alte Bahnhofsschule in Großbottwar bald für rund zwei Millionen Euro umfassend sanieren.

Großbottwar/Marbach - Derzeit ist nicht daran zu denken, Menschen in der alten Bahnhofsschule in der Kleinaspacher Straße ein Dach über dem Kopf anzubieten. Dazu steht die Immobilie zu schlecht da. Doch bald schon wird der Landkreis Ludwigsburg das Anwesen auf Vordermann bringen lassen, um dort bis zu 56 Asylbewerbern Unterschlupf gewähren zu können. „Das Gebäude wird komplett saniert. Die Baugenehmigung wurde bereits beantragt“, sagt Annegret Kornmann, Pressesprecherin des Landratsamts. Sobald das Okay für das Gesuch auf dem Tisch liege, werde der Startschuss für die Instandsetzung der alten Bahnhofsschule erfolgen.

Das Kreishaus will bei dem Projekt offenbar keine Zeit verlieren. Schon im Herbst dieses Jahres soll das Gebäude nämlich bezugsfertig sein. Der Kreistag hat das Vorhaben bereits abgesegnet (wir berichteten). Rund 1,9 Millionen wird es kosten, die Immobilie so zu ertüchtigen, dass in ihr Frauen, Kinder und Männer beherbergt werden können. Auch an der Stadt Großbottwar wird das Ganze nicht mehr scheitern. Wie der Bürgermeister Ralf Zimmermann berichtet, sei der Vertrag mit dem Landratsamt Anfang Dezember unterschrieben worden. „Das Gebäude gehört dem Landkreis jetzt im Erbbaurecht“, erklärt der Rathauschef. Die Schlüsselübergabe sei also erfolgt.

Die Vereinbarung zwischen den beiden Parteien läuft 15 Jahre. So lange kann das Kreishaus die Unterkunft auf alle Fälle betreiben. Die Kommune habe zudem die einseitige Option, den Vertrag um weitere fünf Jahre zu verlängern, erläutert Ralf Zimmermann. Anschließend übergebe der Kreis die alte Bahnhofsschule wieder an die Kommune. Der Bürgermeister betont, dass man sich auf faire Konditionen verständigt habe und die Behörde als Verhandlungspartner bei der Übereinkunft nicht ausgequetscht werde. Der Erbpachtzins pro Jahr betrage 5000 Euro.

Bestandteil der Vereinbarung ist ferner ein Sozialkonzept. „Das war uns wichtig“, betont Ralf Zimmermann. So sei genau definiert worden, wie viele Familien mit Kindern, Ehepaare und Einzelpersonen in der alten Bahnhofsschule einmal einziehen werden. Das garantiere eine soziale Durchmischung, sagt der Schultes, der den Eindruck hat, dass sich die Lage in Sachen Flüchtlinge über die Feiertage einigermaßen ruhig dargestellt habe. Es habe jedenfalls keine Zwangszuweisungen gegeben. Nur vor Weihnachten habe eine Familie Großbottwar verlassen müssen, eine andere sei gekommen. Annegret Kornmann bestätigt den Eindruck im Hinblick auf die Situation der Kommunen. Zwar seien durch den Landkreis auch zwischen den Feiertagen Asylbewerber aufgenommen worden. Aber diese Personen konnten allesamt in den eigenen Unterkünften beherbergt werden, berichtet Annegret Kornmann. „Die Verteilung auf die Landkreiskommunen ist für den Fall vorgesehen, wenn dem Landkreis trotz aller Anstrengungen keine eigenen Unterkunftsplätze zur Verfügung stehen“, erklärt die Pressesprecherin.

Weitere Möglichkeiten eröffnen sich demnächst in Marbach am Bahnhof. Dort lässt der Landkreis ein Asylbewerberheim für 140 Personen errichten. Noch im Januar sollen die Erschließungsarbeiten an dem Grundstück beginnen. Voraussichtlich bis Ende April werde die Unterkunft bezugsfertig sein, erklärt Annegret Kornmann.

Wahrscheinlich wird der Kreis auch in Rielingshausen aktiv werden. Und zwar auf einem Grundstück hinter der Gemeindehalle, das die Stadt Marbach zunächst selbst bebauen wollte, dann aber dem Landratsamt angeboten hat. „Da finden gerade Gespräche statt“, sagt der Bürgermeister Jan Trost. „Das Landratsamt erarbeitet die Pläne für ein Baugesuch“, fügt er hinzu. Die Kommune wolle das Areal allerdings nur verpachten, nicht verkaufen. Bau und Betrieb der Unterkunft lägen aber in den Händen des Kreises. Stand jetzt sollen an diesem Standort rund 60 Plätze für Asylbewerber geschaffen werden, erklärt Trost.