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Werner Weiß aus Großbottwar ist VfB-Fan – und das schon immer. Vor zehn Jahren hat er den Fan-Club Red Schlupf gegründet.

VfB-Fan zu sein, ist mal mehr, mal weniger schön. „Es gibt halt Höhen und Tiefen“, sagt Werner Weiß gelassen. Der Großbottwarer ist Vorsitzender des Fan-Clubs Red Schlupf. Die Liebe zum Verein wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. 1962 unweit des Stadions in Bad Cannstatt geboren, hat ihn sein Vater gleich als VfB-Vereinsmitglied eintragen lassen. Da war Werner Weiß gerade mal vier Monate alt.

Als Heranwachsender hat Weiß sogar beim VfB Stuttgart gekickt. „Mehr schlecht als recht“, sagt er lachend. „Ich saß mehr auf der Bank.“ Immerhin hat er dort spätere Profis kennengelernt – und die Verbundenheit zu seinem Verein ist stärker geworden.

So stark, dass er inzwischen seinen zweiten Fan-Club gegründet hat. Der Großbottwarer VfB-Fan-Club Red Schlupf feiert heuer sein Zehnjähriges. 40 Mitglieder hat der Verein inzwischen, Vereinsheim beziehungsweise Stammlokal ist der Schlupfwinkel in Großbottwar – daher der Name.

„Fußball verbindet“, sagt Werner Weiß und erinnert sich an ein Ereignis rund um die Gründung des Fan-Clubs: „Damals, als wir unsere Fan-Club-Urkunde bekamen, hat kurz nach uns der Franziskaner-Fan-Club München die Urkunde bekommen.“ Ein bayerischer VfB-Fan-Club also. In München noch dazu. Ungewöhnlich, aber Fußball macht’s möglich.

Fußball verbindet – und man kann schön Dinge miteinander verknüpfen, findet der Fan-Club-Vorsitzende. So gibt es beispielsweise Verbindungen zum örtlichen Kleeblatt oder zu den Theo-Lorch-Werkstätten. Auch bei Veranstaltungen im Ort, etwa beim Weihnachtsmarkt oder beim Stadtfest in Großbottwar, ist der Fan-Club dabei. „Wir sind immer wieder gern angefragt für ganz verschiedene Sachen.“ Spaß macht es ihm, Alte und ganz Junge zu integrieren, sagt Weiß. Er will „Leute miteinbeziehen“.

Als Fan ist Werner Weiß inzwischen ruhiger geworden. Er schaut sich längst nicht mehr jedes Spiel im Stadion an, so wie früher. Heute sitzt er lieber im Stammlokal des Fan-Clubs und guckt gemeinsam mit den anderen Mitgliedern, ganz in Ruhe. Lachend berichtet er von einer Fahrt mit dem Fan-Zug nach Kaiserslautern. Das ist noch nicht allzu lange her. „Wir sind da als Älteste drin gestanden. Die Jungen sind so rumgehupft, dass ich dachte, der Zug springt aus den Schienen.“

Früher, da war er auch beim Training der VfB-Jungs dabei. „Ich hab’ beim Daimler geschafft, da bin ich in jeder Pause am Stadion gewesen“, erzählt er. Er sei halt so erzogen worden. Sein Vater war VfB-Fan durch und durch. Als Werner Weiß 13 Jahre alt war, musste er seinem Vater gestehen, dass er mit Freunden bei einem Spiel der Stuttgarter Kickers war. „Ich habe mir da gar nicht so viel dabei gedacht“, berichtet er. Sein Vater nahm ihm den Ausflug zu den Blauen aber übel. „Er hat mir seinen Holzfuß hinterhergeworfen und mir ein halbes Jahr lang kein Taschengeld gegeben.“

Auch Werner Weiß war eine Zeit lang sauer, ein paar Jahre später – und zwar auf seinen VfB Stuttgart. „Ich war narret“, sagt er heute. 1982 war das, da war er mit der Vereinsstruktur nicht einverstanden und trat aus dem VfB aus. Erst 1996 wurde er wieder Mitglied. Und ist es bis heute.

Davon wird ihn auch die aktuelle Situation beim VfB nicht mehr abbringen. Die Höhen und Tiefen kennt er. Als Kind hat er 1975 den Abstieg miterlebt und 1977 den Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga. „Es gab viele schöne Fan-Jahre“, sagt er. „Jetzt ist’s halt grad wieder schlecht.“

Woran das liegt? „An der Einstellung. Viel Pech ist auch dabei.“ Seit drei Jahren hänge der VfB „voll drin“. Die Situation sei für den Verein nicht ohne, findet Werner Weiß. Das Thema Abstieg wäre auch für den Fan-Club Red Schlupf ein Problem. „Unser Stammlokal hat montags Ruhetag“, sagt er augenzwinkernd. Hingegen: Die extrem starke zweite Liga sieht Werner Weiß als echtes Problem. „Ob das dann mit einem direkten Wiederaufstieg klappen würde?“, fragt er. Für ihn als Fan würde im Fall eines Abstiegs die Welt nicht untergehen, betont er. „Ich bleibe 100 Prozent VfB-Fan.“

Die Liebe zum Verein lebt Werner Weiß. Ein paar andere Vereine findet er sympathisch – Freiburg und Gladbach zum Beispiel. Ein paar andere nicht. Dem VfB bleibt er treu. Egal, in welcher Liga.