Gar buntes Volk hat sich auf dem Markt ein Stelldichein gegeben. Foto: Werner Kuhnle

Zum Historischen Markt pilgern Tausende Mittelalter-Fans aus Nah und Fern.

Großbottwar - Besser hätte es für die fleißigen Organisatoren von Miteinander Attraktives Großbottwar (MAG) nicht laufen können. Christian Cortot und all die anderen Recken durften sich über den herrlichen Sonnenschein am Wochenende freuen. So konnten Tausende von Besuchern bei Kaiserwetter die vielfältigen Angebote und das „Gaudium“, das die fast 70 Händler, Ritter und Spielleute in die Storchenstadt brachten, nutzen.

Bürgermeister Ralf Zimmermann hatte den Hahn schon nach dreieinhalb Schlägen im Fass, bis das Zapfgerät aber sicher saß, war das dreiviertel Dutzend nötig. „All voll!“, rief das Volk und spendete reichlich Handgeklapper. „Das Gerstengebräu und auch der edle Rebensaft soll Eure Kehlen benetzen“, rief der Herold. Vertreter des Kaisers aus dem fernen Berlin oder auch des württembergischen Königs reihten sich bei den Ehrengästen ein, auch die Schultheiße die Bottwar hinauf und hinab waren zum Schmause gerne willkommen.

Nach guter Ernte sind die Keller und Scheunen reichlich gefüllet, da bietet die „fröhliche Fressery“ im Kulinarum mit Gesottenem und Gebratenem reichlich Auswahl. Spanferkel vom Grill, Lachsbratwurst oder feine Kässpätzle lassen keinen hungrig von dannen ziehen.

Sogar der Henker Severinus machte Pause und legt nur zum Spaß die Daumenschrauben an. Wer aber von den Händlern gezinkte Gewichte verwendet oder von den Schankwirten nicht das rechte Maß beachtet, dem droht der Pranger oder auch Schlimmeres.

Doch derlei Strafen waren nicht nötig. Große und kleine Marktbesucher hatten ihren Spaß und konnten sich zwischen Feenzucker, der Gewürzmischung „Heiße Sünde“ oder dem Kirschrum „Mast und Schotbruch“ kaum entscheiden. Für das junge Volk gab es nach Spielen oder dem Riesenrad „Zucker-Gespinst“ in der Bauern-, Ritter- oder Königsportion zur Belohnung, wer es deftiger wollte, konnte sich zwischen der Lachsbratwurst oder auch dem Braten vom Wildschwein kaum entscheiden.

Tavernen, Bäckereien und Brätereien hatten reichlich Auswahl an süßen und salzigen Leckereien. Zum Nachspülen diente ein kühler Trunk aus der Klosterschenke oder ein Becher Met.

Handwerkskunst vom Feinsten hatten Bürstenbinder, Drechsler, Brillenmacher, Buchbinder, Bogenbauer, Korbmacher oder die Gerberei zu bieten. Wer eine Pfeife mit nach Hause nehmen wollte, wurde ebenso fündig wie derjenige, der eine Kratzbürste suchte – im wörtlichen Sinne natürlich zu verstehen. Heiß ging es bei der „Glasbläserey“ her, die Kerzenzieher versahen ihre Kunst ebenso wie die Seifensieder. Und der Scherenschleifer war im Mittelalter noch ein angesehener Beruf.

Zu den Klängen von Camino Quatro oder Ohrenfreut drehten die Tanzpaare ihre Runden. Was wäre ein historischer Markt ohne die Musik? „Das macht für mich den besonderen Reiz aus“, sagt Jürgen Hoffstadt aus Schönaich, der den ganzen Sommer über solche Treffen besucht. „Man kennt sich, wir sind eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft“, so der Mittelalterfan, der neben den Rittern einer der wenigen gewandeten „normalen“ Marktbesucher ist. In Großbottwar gefällt Hoffstadt die Atmosphäre besonders gut. „Die Kulisse mit dem historischen Rathaus und den ganzen Fachwerkgebäuden ist sehr authentisch, da passt der Markt wunderbar dazu.“ Auch Einheimische finden den Historischen Markt prima. Doro Aubel hat sich im vergangenen Jahr ein schönes Kleid gekauft. „Das hatte ich nur einmal zu einer Mittelalterhochzeit wieder an, aber jetzt zum Historischen Markt wird das natürlich wieder aus dem Schrank geholt. Wir finden den Markt hier sehr schön und kommen gern jedes Jahr wieder!“