Foto: Werner Kuhnle

Die Verbindung ist derzeit auf einer Seite gesperrt. Dagegen regt sich jetzt Widerstand bei den Gewerbetreibenden.

Großbottwar - Eher ungewöhnlich ist derzeit der Verkehr an der Einmündung zur Benzenmühlstraße geregelt: Autofahrer dürfen zwar von der L 1100 aus in die Straße einbiegen, nicht aber umgekehrt von der Benzenmühlstraße auf die Landesstraße einfahren. Letzteres unterbindet eine Abschrankung. Eine Bestimmung, gegen die sich nun Widerstand bei Gewerbetreibenden in den Gebieten Hoftal und Kellersrain regt. Sie wünschen sich, die Straße komplett zu öffnen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, wurde auf Initiative von Claus Reiche vom gleichnamigen Autohaus und von Weingutbesitzerin Martina Lorenz eine Unterschriftenaktion gestartet. 21 Geschäftsleute hätten das Papier unterzeichnet, sagt Claus Reiche. Nur vier der Angesprochenen hätten ihre Signatur nicht unter das Schreiben gesetzt. Einen Teilerfolg können die Händler schon verbuchen: Der Gemeinderat wird das Thema in seiner Sitzung am 28. Januar behandeln. Was die Verwaltung vorschlagen wird, will der Bürgermeister Ralf Zimmermann noch nicht preisgeben.

Für die Mehrzahl der Gewerbetreibenden steht indes schon jetzt fest, dass an der Stelle Handlungsbedarf besteht. „Ein Rückbau der Sperre wäre sicherlich ohne viel Kosten und Aufwand möglich und würde den Verkehrsfluss in den Gewerbegebieten erheblich verbessern“, heißt es in dem Schriftstück an die Stadtverwaltung. Claus Reiche weist darauf hin, dass sich die Hoftalstraße, über die der Verkehr wegen der Teilsperrung vornehmlich abgewickelt wird, mehr und mehr zu einem Nadelöhr entwickelt habe. „Das ist ein Riesengefahrenschwerpunkt“, betont der Chef des Autohauses in der Hoftalstraße. Brenzlig könne es angesichts des hohen Verkehrsaufkommens beispielsweise werden, wenn seine Mitarbeiter aus den Längsparkplätzen rückwärts ausfahren. Zudem sei manchmal nur eine Spur befahrbar, wenn ein Lastwagen gerade etwas an- oder abliefert. „Durch die Baustelle bei den Theo-Lorch-Werkstätten und die Leute, die da jetzt arbeiten und ebenfalls an- und abfahren, hat sich die Lage weiter verschärft“, hat Claus Reiche beobachtet. Für die behinderten Menschen aus den Werkstätten sei es zudem immer wieder ein Drahtseilakt, die Straße zu überqueren.

Auswirkungen habe die aktuelle Regelung aber nicht nur auf die direkten Anrainer in der Hoftalstraße, sondern im Grunde auf alle Betriebe in den Gewerbegebieten Hoftal und Kellersrain. Denn letztlich müssten sich ja sämtliche Kunden und Zulieferer durch die Nahtstelle zwängen, um das Areal über den Kreisverkehr am Ortsende wieder verlassen zu können. Davon abgesehen komme es auch vor, dass Ortsunkundige aus Versehen doch über die Benzenmühlstraße zur Landesstraße fahren, sagt Claus Reiche. Diejenigen müssten dann mit waghalsigen Wendemanövern umkehren. Oder sie wissen sich nicht anders zu helfen, als einfach weiterzufahren und widerrechtlich abzubiegen. „Wenn man die Teilsperrung aufheben würde, würde man ein Ventil aufmachen“, glaubt der Autohändler. Notfalls könnte er sich auch damit anfreunden, nur das Rechtsabbiegen zuzulassen – falls das Einscheren nach links zu gefährlich sein sollte.

Damit könnte auch Martina Lorenz leben. Es wäre für sie auf jeden Fall ein Fortschritt zum Status quo. Denn so wäre der Weg für ihre Kunden Richtung Stadtmitte zumindest nicht mehr so lange wie bisher, sagt sie. Natürlich könne man von ihrem Hof auch direkt auf die Landesstraße einbiegen. Aber das sei sehr unübersichtlich. Wolle man hingegen über die Benzenmühlstraße das Weingut verlassen, müsse man den Umweg über die Hoftalstraße und den Kreisverkehr in Kauf nehmen. Problematisch ist für sie ferner, dass sie mit ihren Traktoren vom Harzberg kommend nicht auf direktem Weg über die Benzenmühlstraße in den Hof darf – weil sie dazu ja gegen die Einbahnstraße fahren müsste.

All diese Argumente haben Stefan Apfelbach nicht dazu bewegen können, das Anliegen mit seiner Unterschrift zu unterstützen. „Die Abfahrt über den Kreisverkehr ist deutlich verkehrssicherer“, findet der Getränkehändler, der zugleich Fraktionschef der Freien Wähler im Gemeinderat ist. Die seitherige Regelung habe sich auch bewährt, fügt er hinzu. Aber selbstverständlich müsse man sich intensiv mit dem Thema auseinander setzen und die Akten sowie ein vor der Teilsperrung beauftragtes Verkehrsgutachten bei der Diskussion berücksichtigen. Vielleicht müsse man auch überlegen, eine neue Expertise zum Verkehrsaufkommen in Auftrag zu geben, um auf der Basis eine Entscheidung zu treffen. Aber das sei gewiss nicht ganz billig.

Dafür müsste für den Rückbau wohl nicht viel Geld in die Hand genommen werden, bestätigt der Hauptamtsleiter Manfred Graner die Einschätzung der Gewerbetreibenden. Er kann allerdings nicht nachvollziehen, warum von der Hoftalstraße als Nadelöhr gesprochen wird. „Die ist ausreichend breit dimensioniert.“